Fiat 500 Cult Test: Nomen est omen?

, 20.07.2014


Einen Kultcharakter hat sich die italienische Knutschkugel Fiat 500 längst erarbeitet, aber jetzt heißt sie auch so: Fiat 500 Cult ist der Name der neuen Topversion mit einem leistungsgesteigerten Zweizylinder-TwinAir-Motörchen mit 0,9 Litern Hubraum und 105 PS statt bisher 85 PS. Die umfangreiche Ausstattung richteten die Macher auf die junge, „Generation Y“ genannte Zielgruppe aus, die auf Multimedia und Konnektivität großen Wert legt.

Man kennt die Eigenheiten des TwinAir-Motors: Trotz nur 0,9 Liter Hubraum schiebt der kleine Zweizylinder an wie ein Diesel und knattert dabei hörbar vor sich hin. „Charakterstark“, meinen Fans des drehmomentstarken Antriebes mit immerhin 145 Nm schon bei 2.000 U/min. „Ein bisschen wie ein Traktor“, meinen Kritiker naserümpfend. Aber der 500 besitzt auch als TwinAir jede Menge Fans, so dass der Kleine zum Beispiel in den USA und in Kanada um 27 Prozent häufiger verkauft wird als der Mini (2013: rund 100.000 Mal). In Europa verließen im letzten Jahr rund 160.000 Italo-Zwerge die Verkaufsräume.

„Der Fiat 500 Cult ist der neue Benchmark in Sachen Styling, Technologie und Komfort“, lobt Produktmanagerin Eva Wagner ihren Schützling. Und tatsächlich hat der große Kleine zu einem Preis ab 15.950 Euro sehr viel zu bieten. Unter anderem gibt es serienmäßig Sitze und Lenkrad in edlem „Poltrona Frau“-Leder, ein Sonnenglasdach mit Rollo, 16-Zoll-Alus im gefälligen Diamant-Finish, ein Chrom-Kit, Stoßfänger in Wagenfarbe, eine Klimaautomatik mit Pollenfilter und vieles mehr.

Die Außenspiegel lassen sich entweder in Chrom-Optik oder in Wagenfarbe wählen. Während einige Chrom-Akzente auch an Front und Heck auftauchen, fasste Fiat die Cult-Rückleuchten in jenes Schwarz ein, das ebenfalls bei den 16-Zoll-Leichtmetallrädern ins Auge springt.

In puncto Enter- und Infotainment gibt sich der Fiat 500 Cult ebenfalls keine Blöße. Hier gehören eine umfangreich bestückte und gut klingende Audioanlage, unter anderem mit MP3-fähigem CD-Player und sechs Lautsprechern mit insgesamt 110 Watt, sowie ein modernes TFT-Display zur Serie. Letzteres informiert zentral und auf sieben Zoll Größe über die wichtigsten Funktionen und Einstellungen. Das runde TFT-Display lässt sich dabei auf seinen rund 21 Zentimetern Durchmesser sehr gut ablesen. Gleichzeitig verbindet das TFT-Display harmonisch das Retro-Flair des gesamten Fahrzeugs mit den modernen Informations-Technologien an Bord.

Tacho, Drehzahlmesser und Tankfüllung befinden sich immer im Blickfeld. Dazu kommen nach Wunsch Infos zum aktuellen Trip (zurückgelegte Kilometer, Durchschnittsverbrauch oder Reichweite) und Wissenswertes rund ums Entertainment- und Navigationssystem „Blue&Me TomTom2“, das allerdings nur optional zur Cult-Ausstattung gehört. Schließlich erscheinen auf dem einzigen TFT-Display dieser Art in einem Kleinwagen Warnhinweise oder Schaltempfehlungen, die besonders beim TwinAir-Motor sehr hilfreich erscheinen.

Denn: Noch mehr als die bisherige 85 PS-Version lässt sich der neue 105 PS-TwinAir schaltfaul bewegen. Sehr frühes Hochschalten ist möglich, ohne dass der kleine Kraftzwerg an Schubkraft verlieren würde. Das gilt allerdings nur für das Cruisen. Möchte der Fahrer die volle Leistung aus dem Aggregat herauskitzeln, dann sind sehr wohl häufigere Gangwechsel gefragt. Dank des gut abgestuften Sechsgang-Getriebes gerät dies jedoch zur leichten Übung. In 10,0 sprintet der Kleine von 0 auf Tempo 100 und beendet seinen Vortrieb erst bei 188 km/h.

Statt 105 PS ist es möglich, sich politisch korrekt im Eco-Modus mit 98 PS zu begnügen, wird das aber schnell wieder bleiben lassen. Zwar übertrifft dieser Modus die bisherigen 85 PS des TwinAir-Motors, aber die volle Leistung des neuen Zweizylinders passt einfach besser zum frech-frischen Outfit des Fiat 500 Cult. Damit soll der Kleine mit 4,2 l/100 km Normverbrauch oder 99 g/km CO2-Ausstoß glänzen, was in der Praxis nicht ganz zu erreichen sein dürfte.

Ansonsten behielt der Italiener auch als Cult-Objekt seine typischen Eigenheiten bei. Sitzriesen stoßen bei der Kopffreiheit an ihre Grenzen, die Sitze bieten guten Seitenhalt, die Sitzflächen hingegen wirken etwas kurz. Insgesamt bereitet der Fiat 500 Cult jede Menge Fahrfreude auf 3,55 Metern Länge. Speziell in der neuen kultverdächtigeren Minz-Lackierung „Lattementa“ erinnert der Fiat 500 Cult stark an einen guten, alten Cinquecento aus den 1960er-Jahren - nur eben mit jenem Info- und Entertainment an Bord, das die jungen Zielgruppen heutzutage verlangen.

Kult hält nicht ewig, das gilt ebenso für den seit 2007 erhältlichen Zwerg im Fiat-Programm. So muss sich der bereits leicht angegraute Fiat 500 zum Beispiel mit der neuen Topversion Cult auf immer härtere Konkurrenz seitens Opel Adam, neuem Mini und Co. einstellen, ehe in absehbarer Zeit ein Nachfolger ins Haus steht.


Technische Daten Fiat 500 Cult:

Antriebsart: Frontantrieb | Hubraum: 875 cm³ | Leistung: 77 kW/105 PS bei 3.750 U/min | Drehmoment: 145 Nm bei 2.000 U/min | Vmax: 188 km/h | Beschleunigung 0-100 km/h: 10,0 Sekunden | Durchschnittsverbrauch: 4,2 l/100 km | Preis: ab 15.950 Euro

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