Legendärer Mazda-Wankelmotor feiert doppeltes Jubiläum

, 31.05.2007

Doppeltes Jubiläum für Mazda und den Wankelmotor: Gestern vor genau 40 Jahren, am 30. Mai 1967, präsentierte das Unternehmen den legendären Mazda Cosmo Sport, das erste Fahrzeug der Marke mit einem nach dem Kreiskolbenprinzip arbeitenden Antrieb und das erste Automobil weltweit, das mit einem Zweischeiben-Kreiskolbenmotor ausgerüstet ist. Ein Jahrzehnt zuvor, also vor 50 Jahren, feierte der erste, vom genialen Erfinder Felix Wankel konstruierte Kreiskolben- beziehungsweise Wankelmotor seine Premiere auf dem Prüfstand.


Als einziger Automobilhersteller ist Mazda diesem Antriebsprinzip bis heute treu geblieben und setzt den Kreiskolbenmotor aktuell im Sportwagen Mazda RX-8 ein. Insgesamt verkaufte das Unternehmen seit der Präsentation des Cosmo Sport weltweit rund 1.970.000 Fahrzeuge mit Kreiskolbenmotor.

Im Jahre 1967 ging der Cosmo Sport in Produktion. Der Motor 10A verfügte über ein Kammervolumen von 2 x 491 ccm, entwickelte 110 PS bei 7.000 U/min und ein maximales Drehmoment von 142 Nm bei 5.000 U/min. Insgesamt baute Mazda von 1967 bis 1972 exakt 1.176 Einheiten vom Cosmo 110 Sport. Zu den Klassikern mit Wankelmotor zählen ebenfalls der R 100, R 130 und der RX-2. Im Jahre 1971 führte Mazda den RX-3 als Viertürer und als Coupé ein. Er war das erste Mazda-Wankelauto, das nach Deutschland exportiert wurde. 1972 folgte dann noch eine Kombiversion.
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„Der Kreiskolbenmotor symbolisiert Mazda“, erläutert Hisakazu Imaki, Präsident und CEO der Mazda Motor Corporation, anlässlich des Jubiläums. Diese Tradition, so Imaki weiter, werde man auch in Zukunft pflegen und den Motor noch weiter entwickeln.

Im Jahre 2010 soll ein neuer Kreiskolbenmotor von Mazda in Serie gehen, der mit einer nochmals verbesserten Leistung und geringerem Verbrauch aufwarten wird. Zudem fahren heute in Japan bereits Mazda-Fahrzeuge auf der Straße, deren Kreiskolbenmotoren erstmals die Kombination von Benzin- und Wasserstoff-Betrieb ermöglichen.


Ein Blick zurück

Ende der 1950er Jahre forschten viele Automobilhersteller an der Weiterentwicklung des von Felix Wankel und NSU 1957 vorgestellten Kreiskolbenmotors. Fast alle jedoch mussten schließlich ihre Arbeiten einstellen, da sie die mit dem Antriebskonzept einhergehenden großen technischen Herausforderungen nicht meistern konnten. Im Juli 1961 kam es zur Unterzeichnung eines Lizenzvertrages zwischen Mazda und NSU - die offizielle Entwicklung des Kreiskolbenmotors bei Mazda begann. In den darauf folgenden Jahren entwickelte Mazda den Kreiskolbenmotor bis zur Serienreife. Am 30. Mai 1967 präsentierte das Unternehmen schließlich den Cosmo Sport mit Wankelmotor.

In den folgenden Jahren kamen weitere Fahrzeuge hinzu: das Familia Rotary Coupé, der Savanna, der RX-7 und der Eunos Cosmo. Durch ständige Entwicklungsarbeit wurde der Kreiskolbenmotor weiter verbessert, die Leistung erhöht und gleichzeitig der Kraftstoffverbrauch deutlich gesenkt. Ein Jahr nach der Premiere des Cosmo Sport brachte Mazda einige Fahrzeuge mit Kreiskolbenmotor auch in den Motorsport.

Höhepunkt des Motorsport-Engagements stellte ohne Frage der Sieg beim 24-Stunden-Rennen in Le Mans im Jahr 1991 dar: Dem von einem Vierscheiben-Kreiskolbenmotor angetriebenen Mazda 787B gelang ein historischer Erfolg - er war das erste und bis heute einzige Fahrzeug eines japanischen Herstellers, das als Sieger aus dem legendären Langstreckenrennen hervorging. Der Motor verfügte über ein Kammervolumen von 4 x 654 Kubikzentimetern. In der Le Mans-Ausführung leistete er 700 PS bei 9.000 U/min, sein maximales Drehmoment von 607 Nm lag bei 6.500 U/min. Insgesamt fuhren Mazda-Modelle mit Kreiskolbenmotor über 100 Siege sowohl in der japanischen Touring-Car-Serie als auch bei Rennen in den USA ein.


Der aktuelle Serienwagen Mazda RX-8 wurde im April 2003 vorgestellt. Die neueste Generation des Kreiskolbenmotors, dem noch kompakteren, leistungsstärkeren und umweltfreundlicheren Renesis-Kreiskolbenmotor treibt ihn an. Im selben Jahr wählte eine internationale Jury aus 50 Motorjournalisten das in zwei Leistungsstufen erhältliche Renesis-Aggregat zum „International Engine of the Year 2003“.

Aktuell arbeitet Mazda unter anderem an der Weiterentwicklung seines Hydrogen RE-Motors. Dieser Kreiskolbenmotor soll der japanischen Marke den Weg in das Wasserstoff-Zeitalter ebnen, indem er als erstes Aggregat überhaupt Benzinverbrennung mit Wasserstoff-Betrieb kombiniert. Die Entwicklung dieses Motors startete bereits im Jahre 1991. Seit Februar 2006 stellt der Mazda RX-8 mit Hydrogen RE-Motor im Rahmen eines kommerziellen Leasingprogramms in Japan seine Alltagstauglichkeit unter Beweis. Zur Zeit sind sieben solcher Fahrzeuge auf japanischen Straßen unterwegs.

Der fliegende Liegestuhl

Lange vor der Serienfertigung von Rotationskolbenmotoren hatte ein Rotationskolbenkompressor von Wankel bereits entscheidenden Anteil an mehreren Weltmeistertiteln. 1951 überraschte der Graphiker Gustav Adolf Baumm die Welt mit seiner Vorstellung eines Fahrzeugs für Geschwindigkeitsweltrekorde. Dabei lag der Fahrer auf dem Rücken in einem zigarrenförmigen, extrem niedrigen, zweirädrigen, stromlinienförmigen Fahrzeug. Baumm konnte NSU für sein Vorhaben gewinnen und stieg als freier Mitarbeiter in das Konstruktionsteam ein.


Mit BAUMM I und BAUMM II - beide Fahrzeuge waren nur rund 75 Zentimeter hoch, was ihnen den Spitznamen „fliegender Liegestuhl“ einbrachte - fuhr Baumm im April 1954 elf neue Geschwindigkeitsweltrekorde in den Klassen zwischen 50 und 175 Kubikzentimeter ein. BAUMM I wurde von einem 49-ccm-Zweitaktmotor mit 3,4 PS angetrieben und erreichte eine Höchstgeschwindigkeit von 127 km/h. Der Viertakter BAUMM II leistete 7,2 PS aus 98 ccm Hubraum und erreichte eine Höchstgeschwindigkeit von 178 km/h. Im Mai 1955 fielen 22 neue Weltrekorde. Felix Wankel steuerte einen Rotationskolbenkompressor bei, und damit erreichte der 49-ccm-Zweitaktmotor eine Höchstgeschwindigkeit von 151 km/h. BAUMM II mit einem 18 PS starken 125-ccm-NSU-Rennmotor schaffte 218 km/h Spitzengeschwindigkeit. Damit wurden sogar die alten Rekordmarken für die 250-ccm-Klasse übertroffen. 1955 kam Baumm auf dem Nürburgring von der Strecke ab und verunglückte im Alter von nur 34 Jahren tödlich.

General Motors auf Wankel-Wegen

1970 erwarb General Motors für 50 Millionen Dollar auf Drängen seines technisch interessierten Präsidenten Ed Cole eine Wankel-Lizenz. Geplant war ein Rotationskolbenmotor mit zwei und vier Rotoren, der im Chevrolet Corvette zum Einsatz kommen sollte. Am 14. Januar 1972 wurde die Karosserie des XP-895 Show Cars mit Mittelmotor zu Pininfarina nach Italien eingeschifft. Bis 1976 folgten noch andere Modelle wie die Corvette XP-897GT mit Birotor, die 1973 in Frankfurt ausgestellt wurde. Am 24. September 1974 stellte Ed Cole weitere Versuche mit Rotationskolbenmotoren ein, da GM die Emissionen nicht in den Griff bekam. Noch im selben Monat erklärte der GM-Chef seinen Rücktritt.


Felix Wankels Mercedes SL

Felix Wankel hätte gerne einen Mercedes C 111 besessen. Aber die Stuttgarter erfüllten dem Erfinder seinen Wunsch nicht. Also griff er zur Selbsthilfe und baute den von Daimler-Benz für den C 111 entwickelten Vierscheibenmotor in einen serienmäßigen 350 SL ein. Im Sommer 1972 war das Fahrzeug fertig: Felix Wankel konnte als Beifahrer im schnellsten SL der damaligen Zeit Platz nehmen. Schließlich besaß er selbst keinen Führerschein. Der Motor wog mit 180 Kilogramm insgesamt 60 Kilogramm weniger als der serienmäßige 3,5-Liter-Achtzylinder. Dafür war seine Leistung deutlich höher: 320 PS bei 6.500 U/min leistete das Aggregat mit 4x600 Kubikzentimetern Kammervolumen und einer Bosch-Benzineinspritzung. In nur 6,9 Sekunden beschleunigte der 350 SL Wankel von 0 auf 100 km/h und weiter bis auf eine Höchstgeschwindigkeit von 240 km/h. Die äußeren Unterschiede zum Serien-SL sind marginal. Nur der Ölkühler unterhalb der Stoßstange sowie das Wankel-Emblem an Front- und Heckhaube deuten auf das Rotationskolbenprinzip hin.

Der Bergmeister

1966 gewann Karlheinz Pannowitz auf einem NSU Wankel Spider die Deutsche Grand-Tourisme-Rallye-Meisterschaft. 1967 wurde Siegfried Spieß auf dem NSU Wankel Spider Deutscher Automobilbergmeister aller Hubraumklassen und Kategorien.

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