Lex Mercedes: Braucht es den Sonderstatus noch?

, 20.08.2014

Nach starken Leistungen auf nahezu allen Strecken wird die Entwicklungsfreiheit von Mercedes in Frage gestellt - Die Stuttgarter "tüfteln" sich die C-Klasse hin

Die DTM wünscht sich einen intensiven Wettbewerb der drei Hersteller Audi, BMW und Mercedes. Von engen Kämpfen auf Augenhöhe lebt die Szene. Als sich zum Saisonbeginn abzeichnete, dass die Mannschaft aus Stuttgart womöglich nicht ganz mithalten kann, wurde die "Lex Mercedes" geschaffen. Trotz der Homologation der Fahrzeuge - und dem damit einhergehenden Entwicklungsstopp - dürfen die "Sterne" bis zum Rennwochenende in Zandvoort an ihrem Fahrzeug arbeiten.

Die Sonderstellung von Mercedes kam kurz nach dem Beginn der Saison mit Zustimmung der Kontrahenten zustande. Mittlerweile wird diese Regelung jedoch von vielen Seiten in Frage gestellt. Mercedes war zuletzt auf fast allen Strecken konkurrenzfähig. Von einem Nachteil von einer Sekunde pro Runde oder mehr war nichts mehr zu sehen. Nur eines der sieben Einsatzfahrzeuge war in den vergangenen Wochen mit neuen Entwicklungen an der Kinematik ausgestattet. Welches das war, ist unbekannt. Ein großer Unterschied war nicht zu erkennen.

"Das ganze Geheimnis war eine Fahrwerkseinstellung. Wir tüfteln. Wenn ich ehrlich bin: Wir wissen eigentlich noch gar nicht, welches Potenzial unser Auto hat", gibt Mercedes-DTM-Leiter Wolfgang Schattling zu verstehen. "Vielleicht haben wir in eine falsche Richtung gearbeitet, vielleicht nicht. Ich denke, aus unserem Auto lässt sich noch etwas mehr herausholen als bisher gezeigt worden ist. Ich glaube, mit dieser Fahrwerkseinstellung haben wir einen guten Griff gemacht."

Hat man das Potenzial des C-Klasse-Coupés also nur nicht ausgeschöpft? Steckt in dem Fahrzeug genauso viel wie im Audi RS5 DTM und im BMW M4 DTM? Sollte dies der Fall sein, dann hätte Mercedes wegen der aktuellen Entwicklungschancen einen erheblichen Vorteil im Hinblick auf die Saison 2015. Vor dem Rennen in Zandvoort wird der Benz endgültig homologiert, dann bleiben alle drei Hersteller mit ihren Autos bis zum Ende der kommenden Saison auf gleichem Stand.

Potenzial vorhanden, großer Schritt kommt erst noch

"Man sieht bei Mercedes, dass sie ihr Auto immer besser verstehen. Sie holen das Maximum aus dem Setup heraus", erklärt BMW-Motorsportdirektor Jens Marquardt die schnelle Auferstehung der Stuttgarter. Ganz so gelassen sieht man die Fortschritte von Mercedes im Audi-Lager nicht. "Was die machen, wissen wir nicht. Das ist eine Sache zwischen Mercedes und dem DMSB", meint Audi-DTM-Rennleiter Dieter Gass. "Die Abstände sind weiter minimal. Es braucht also nicht viel."

Mercedes hat sich aus der Formel 1 prominentes Personal geholt, um nach dem Abschied des langjährigen Technikchefs und HWA-Vorstands Gerhard Ungar deutlich voranzukommen. Die Fortschritte sind unverkennbar - und der größte Schritt dürfte erst noch folgen. Zum DTM-Lauf in Zandvoort wird eine überarbeitete Aerodynamik ans Auto kommen. Setzt sich Mercedes dann an die Spitze? "Da sag ich lieber nichts dazu", winkt Audi-Pilot Timo Scheider zunächst ab.

"Es ist schwierig, da jetzt eine faire Aussage zu treffen. Wir können meckern und sagen, es sei unfair denen gegenüber, die im Winter viel Zeit und Geld investiert haben. Das ist es einerseits auch. Auf der anderen Seite sitzen wir alle in einem Boot", meint der zweimalige DTM-Champion. "Man muss über den Tellerrand hinaus schauen. Wenn der 'liebe Herr Mercedes' nach einer halben Saison sagt, dass er den Stecker zieht, weil man immer eine halbe oder sogar ganze Sekunde hinterher fährt, dann ist das nicht gut."

"Dass man demjenigen vielleicht die Möglichkeit gibt, noch etwas weiter zu entwickeln, finde ich nicht grundsätzlich verkehrt", sagt Scheider. Aber: "Momentan sieht man, wie groß die Schritte von Mercedes sind. Da kann man sich vielleicht fragen, ob man der Weiterentwicklung so lange Spiel gibt. Erst vor Zandvoort wird der Entwicklungsstopp sein. Da kann man sich die Frage stellen, ob das zu lang war und man alle Entscheidungen richtig getroffen hat. Ich weiß es nicht, und ich möchte es nicht beurteilen. Mir wäre es lieber, wenn Mercedes immer hinter uns gestanden hätte..."

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