Claire Williams: "Wir müssen fragen, was die Fans wollen"

, 28.04.2015

Claire Williams möchte die Fans mehr in die Formel-1-Entscheidungen einbinden, plädiert für spätere Startzeiten und macht sich für den Erhalt von Europarennen stark

Die Formel 1 steckt in der Krise. Die Zuschauerzahlen vor den Fernsehbildschirmen und an der Strecke sinken seit Jahren kontinuierlich, und die Lage der Königsklasse ist aktuell so labil wie lange nicht. Mit der neueren Technologie hat sich die Formel 1 - nach aktuellem Ermessen der Fans - keinen Gefallen getan, denn seit der Einführung der V6-Aggregate bestimmen vor allem Negativschlagzeilen die Presse.

Es gibt derzeit viele Kritikpunkte, die Fans sich von der einstmaligen Spitze des Motorsports abwenden lassen: die Mercedes-Dominanz ist der Spannungskiller, die Motoren sind zu leise, die Strafenwut der Kommissare zerstört den Sport, die horrenden Kosten verschlingen kleine Teams und sorgen so für kleine Starterfelder, die Preise für ein Ticket sind zu teuer, die Reißbrett-Strecken in Bahrain oder Südkorea versprühen keinen Flair, und vor allem das Racing mit Spritsparen und Reifenhaushalten klingt nicht nach Formel 1.

Das sind nur einige der Kritikpunkte, die sich die Formel 1 derzeit gefallen lassen muss. Zuletzt hörte man zwar immer wieder, dass sich etwas ändern müsse, doch außer etlichen Gesprächen kam bislang nicht viel dabei heraus - auch weil einige Parteien ihre Interessen wahren und jegliche Veränderung blockieren. Williams-Vizeteamchefin Claire Williams findet, dass die Königsklasse vielleicht einmal auf Input von außen hören sollte, anstatt sich selbst kaputt zu regulieren.

Wird die Startzeit überdacht?

"Ich denke, wir müssen fragen, was unsere Fans wollen", fordert sie bei 'Sky Sports F1' zum Umdenken auf. Denn das sei etwas, was die Formel 1 bislang nicht gemacht habe: "In der Formel 1 können wir in unserer kleinen Blase leben, aber wir müssen herausfinden, warum die Leute nicht einschalten, bevor wir damit beginnen, Dinge zu reparieren", so die Britin.

Ein erster Vorschlag wäre für sie beispielsweise, den Zeitplan an einem Wochenende zu überdenken. Die aktuelle Richtstartzeit von 14 Uhr bei den meisten Rennen ruiniere den kompletten Sonntag, den die heutige Gesellschaft lieber mit der Familie verbringen würde. "Wenn wir das Rennen nach hinten verschieben würden, dann könnte man rausgehen, seinen Tag mit der Familie verbringen, heimkommen und dann den Grand Prix um 16 oder 17 Uhr schauen", meint sie.

Williams: Dürfen Europarennen nicht verlieren

Ein weiterer oben angesprochener Kritikpunkt war beispielsweise der Formel-1-Kalender, der in den vergangenen Jahren immer weiter in Richtung neuer Märkte gegangen ist. Doch Rennen wie Bahrain, China, Indien oder Südkorea versprühen bei weitem nicht den Flair von Klassikern wie Monaco, Spa-Francorchamps, Silverstone oder Monza. Doch weil diese die enormen Summen, die Bernie Ecclestone verlangt, zahlen können, startet die Formel 1 eben dort.

Europa wird hingegen langsam zum aussterbenden Formel-1-Land. Magny Cours oder Imola sind längst gestrichen, und auch Rennen wie Monza wackeln bedenklich. In dieser Saison fehlt sogar Deutschland auf der Formel-1-Landkarte, weil man sich weder mit dem Nürburgring noch mit dem Hockenheimring einig werden konnte. "Dass wir Deutschland, eines unserer Kernrennen, verloren haben, ist wirklich enttäuschend und überraschend", sagt Williams.

Zwar hat die Tochter von Frank Williams Verständnis für die Erschließung neuer Märkte und betont, dass Ecclestone diesbezüglich einen fantastischen Job geleistet habe, dennoch vertritt sie der Meinung, dass man Europa als Herz der Formel 1 nicht verlieren dürfe: "Wir müssen sicherstellen, dass wir hart daran arbeiten und diese traditionellen Rennen im Kalender behalten", so die 38-Jährige.

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