"Es war ein Geschenk": Ferrari will Podium nicht überbewerten

, 28.07.2014

Fernando Alonso und Co. sind sich bewusst, dass ein Platz auf dem Podium für Ferrari unter normalen Umständen in Ungarn wohl so gut wie unmöglich gewesen wäre

"Einordnen" lautet das Gebot der Stunde bei Ferrari. Zwar bescherten Fernando Alonso und Kimi Räikkönen dem Team aus Maranello mit den Rängen zwei und sechs in Ungarn das beste Saisonergebnis, doch bei den Roten wissen alle Beteiligten, dass man dieses gute Ergebnis vor allem den äußeren Umständen zu verdanken hat. So freut man sich zwar über das Resultat, verfällt nun allerdings nicht in übermäßige Euphorie.

"Es ist ermutigend, aber wir müssen diesen zweiten und sechsten Platz richtig einordnen", erklärt Teamchef Marco Mattiacci und ergänzt: "Heute waren die Kräfteverhältnisse wegen des Wetters und der Streckencharakteristik etwas verwässert. Daher muss man sehr vorsichtig sein, wir dürfen nicht zu enthusiastisch werden."

Räikkönen fügt hinzu: "Ich hoffe, dass die zweite Hälfte der Saison besser laufen wird als die erste. Allerdings ändert ein guter Tag nicht viel. Es ändert nichts an den Fehlern, die wir gemacht haben, und an den Dingen, die wir verbessern müssen. Daran hat sich zwischen heute Vormittag und heute Nachmittag nichts geändert. Es gibt eine Menge Dinge, die wir erledigen müssen, damit wir dahin kommen, wo wir sein sollten."

Konkurrenten lassen Federn

Noch deutlichere Worte findet Alonso, der das Rennen bis zur drittletzten Runde sogar angeführt hatte und sich am Ende lediglich Daniel Ricciardo geschlagen geben musste: "Ich denke, die Autos hinter uns hatten ebenfalls Probleme, so wie Rosberg oder Hamilton gestern im Qualifying. Wir haben diese Position geschenkt bekommen. Vettel hatte heute in der letzten Kurve ein Problem, der Force India (Sergio Perez; Anm. d. Red) auch."

"Sagen wir einmal so: Wir sind heute einige Autos losgeworden und haben davon profitiert und einige sehr wichtige Punkte für das Team geholt", bilanziert der Spanier. Schaut man sich die Ereignisse des Wochenendes an, ist es nicht von der Hand zu weisen, dass Ferrari durchaus von den Problemen der Konkurrenz profitierte.

Das ging bereits im Qualifying los, als der Motor in Lewis Hamiltons Silberpfeil in Flammen aufging und Kevin Magnussen seinen McLaren in die Reifenstapel setzte - beide mussten am Sonntag aus der Boxengasse starten. Auch im Rennen blieb kaum ein Team von den schwierigen Bedingungen auf dem Hungaroring verschont.

Nico Rosberg und Sebastian Vettel hatten Pech mit dem Timing des Safety-Cars, der viermalige Weltmeister musste zudem später im Rennen noch einen Dreher verkraften. McLaren verzockte sich bei Jenson Buttons erstem Boxenstopp bei der Reifenwahl und die beiden Force-India-Piloten fuhren sich zunächst gegenseitig über den Haufen, was zunächst das Rennen von Nico Hülkenberg beendete, Sergio Perez schied später ebenfalls aus.

Außerdem hatte Williams, der aktuell größte Konkurrent in der Weltmeisterschaft, ein Problem mit dem Aufwärmen der Reifen, wodurch Valtteri Bottas nach einem guten Start am Ende nur auf Rang neun landete. Nun wäre es natürlich unfair zu behaupten, dass Alonso und Räikkönen im Normalfall hinter all diesen Piloten gelandet wären, denn auch bei Ferrari lief an diesem Wochenende nicht alles glatt - man denke nur an Räikkönens verpatztes Qualifying.

Ferrari nutzt seine Chancen

"Es war heute ein chaotisches Rennen und wir haben jede Gelegenheit genutzt, die sich uns geboten hat", erklärt Alonso und trifft den Nagel damit ziemlich genau auf den Kopf. Während die anderen Teams und Fahrer in hitzigen Momenten häufig die falschen Entscheidungen trafen, behielt man am Ferrari-Kommandostand einen kühlen Kopf und machte so ziemlich alles richtig. So entpuppte es sich beispielsweise als Geniestreich, Alonso nicht zu einem dritten Stopp an die Box zu holen.

Mattiacci sieht es ähnlich wie der Spanier und erklärt: "Ich glaube nicht an Glück. Ich denke, wir haben das Beste aus diesem Rennen herausgeholt." Die guten Entscheidungen an der Boxenmauer ändern allerdings nichts daran, dass der F14 T im Normalfall einfach zu langsam ist. "Diese Strecke hat unser Performance oder unsere Position nicht verändert", erklärt Alonso.

Auf die Frage, ob dieser Grand Prix trotzdem gezeigt habe, dass mit dem aktuellen Auto mehr möglich sei, antwortet der Spanier noch einer ausführlichen Denkpause: "Ich denke, dass das diesjährige Auto definitiv einige positive Dinge mitbringt, aber auch einige negative. Jetzt müssen wir zusammen mit dem Team analysieren, was wir verändern müssen."

Räikkönen fordert Siege

"Die Philosophie des Autos ist vielleicht nicht perfekt, denn wir sind nicht so konkurrenzfähig, wie wir es gerne hätten. Es gibt Dinge, die wir verändern müssen, aber es gibt auch Dinge, die vielleicht ganz gut funktionieren", so die diplomatische Antwort des Spaniers. Kein Blatt nimmt dagegen Räikkönen vor den Mund: "Platz sechs gibt mir nichts, ich bin hier, weil ich Rennen gewinnen will. Es sind zwar gute Punkte, aber es ist nicht einmal annähernd da, wo wir sein sollten."

Eine Meinung, die sein Teamchef durchaus teilt. "Wir sind nicht hier, um den Fans einen zweiten und einen sechsten Platz zu bieten", erklärt Mattiacci und fügt hinzu: "Ich freue mich, dass Kimi wieder da ist, es war ein fantastisches Rennen, auch von Fernando. Trotzdem müssen wir aufpassen und diesem zweiten Platz die richtige Bedeutung beimessen."

Der allgemeine Tenor ist also klar: Bei Ferrari freut man sich über das gute Rennen, weiß allerdings ganz genau, dass eine Schwalbe noch keinen Sommer macht. Für Alonso, der am Dienstag seinen 33. Geburtstag feiert, war der zweite Platz trotzdem ein nettes Geschenk. Im vergangenen Jahr hatte der Spanier noch mit seiner Aussage, er wünsche sich zum Geburtstag ein neues Auto, für Aufsehen gesorgt.

2014 ist der Spanier allerdings nicht nur ein Jahr älter, sondern auch weiser und erklärt: "Alle wissen, was ich mir im vergangenen Jahr gewünscht habe, ganz besonders in Italien. In diesem Jahr werde ich mir im Hinblick auf das Auto gar nichts wünschen und wünsche mir stattdessen einen schönen Tag für alle in Italien." Den hatten die Ferraristi am Sonntag auf alle Fälle, ganz egal, wie dieser zweite Platz letztendlich zu Stande gekommen ist.

Jetzt kommentieren
Jetzt bewerten

Zum Bewerten musst Du registriert und eingeloggt sein.

Weitere Formel 1-News

Die Ferrari-Piloten starten in Budapest von den Plätzen fünf und 17

Ferrari: Räikkönen nach Fehlentscheidung frustriert

Ferrari leistete sich im ersten Qualifying-Segment (Q1) auf dem Hungaroring einen folgenschweren Taktikfehler. Das Team entschied, Kimi Räikkönen und Fernando Alonso in der Schlussphase von Q1 …

Kimi Räikkönen hatte öfters gefragt, ob Ferrari sich sicher ist

Peinlicher Fauxpas: Ferrari lässt Räikkönen sitzen

Es ist und bleibt einfach nicht die Saison des Kimi Räikkönen. Beim Qualifying zum Großen Preis von Ungarn blieb der Finne als 17. bereits in Q1 hängen, weil ausgerechnet …

Fernando Alonso und Kimi Räikkönen erwarten in Ungarn einen harten Kampf

Ferrari: Wird in Budapest die Seuche sichtbar?

Ferrari droht in der Weltmeisterschaft bis auf Weiteres auf Rang vier festzusitzen. Die Italiener, die am vergangenen Wochenende von Williams überholt worden waren, stellen sich auf ein weiteres Rennen …

Häkkinen hat beim Ende seiner Formel-1-Karriere Nägel mit Köpfen gemacht

Häkkinen: Räikkönen riskiert Ferraris Loyalität

Als Kimi Räikkönen im Vorfeld des Großbritannien-Grand-Prix offen mit dem Formel-1-Rücktritt kokettierte, staunte die Motorsport-Welt nicht schlecht, schließlich ist er bis …

Force India liegt in der Gesamtwertung nur 15 Punkte hinter Platz drei

Force India: Können mit Ferrari und Williams mithalten

Force India erlebt bisher eine starke Saison. Nico Hülkenberg ist in allen neun Rennen in die Punkte gefahren und liegt mit 63 WM-Zählern gerade einmal sieben Punkte hinter Weltmeister Sebastian …

AUCH INTERESSANT
Traumstraßen im Münsterland: Flamingos und die coolsten Orte

AUTO-SPECIAL

Traumstraßen im Münsterland: Flamingos und die coolsten Orte

Die wunderschönen Straßen ein echter Geheimtipp und eingebettet mitten in eine faszinierende Parklandschaft befindet sich Ahaus, die wohl digitalste Stadt Deutschlands . Dort im Münsterland …


Formel1.de

TOP ARTIKEL
VW Golf R 2024: Power-Spritze zum 50sten
VW Golf R 2024: Power-Spritze zum 50sten
BYD Seal U Test: Kampfpreis - das macht den Unterschied
BYD Seal U Test: Kampfpreis - das macht den …
GWM WEY 03 Test: Plug-in-Hybrid mit Mega-Reichweite
GWM WEY 03 Test: Plug-in-Hybrid mit …
News-Abo
Jeden Morgen kostenlos per E-Mail:
Aktuelle Artikel
VW ID.7 GTX Tourer: Alle Infos - der erste Check
VW ID.7 GTX Tourer: Alle Infos - der erste Check
VW Golf R 2024: Power-Spritze zum 50sten
VW Golf R 2024: Power-Spritze zum 50sten
World Car of the Year 2024: Die Top 3 ist enthüllt
World Car of the Year 2024: Die Top 3 ist enthüllt
BYD Seal U Test: Kampfpreis - das macht den Unterschied
BYD Seal U Test: Kampfpreis - das macht den …
Urlaub und Auto: 5 hilfreiche Tipps
Urlaub und Auto: 5 hilfreiche Tipps


Speed Heads - Sportwagen- und Auto-Magazin

Das Auto und Sportwagen Magazin mit täglich aktualisierten Auto News, Motorsport News, Auto Tests, Sportwagen Berichten und der streng geheimen Auto Zukunft. Speed Heads ist die Community für echte Auto-Fans und informiert im Sportwagen Magazin über Neuigkeiten aus der Welt der schnellen Autos.

  • emotiondrive Logo
  • World Car Awards Logo
  • Motorsport Total Logo