Funkeinschränkungen: Viel Gebrüll um wenig Veränderung

, 06.10.2015

Piloten und Ingenieure sind sich einig: Dass mehr Verantwortung ins Cockpit wandert, stellt die Formel 1 nicht auf den Kopf: "Dann eben instinktiv"

Die im Laufe der vergangenen Monate durchgesetzten Einschränkungen des Funkverkehrs in der Formel 1 haben für reichlich Gesprächsstoff gesorgt. Der geht Ingenieuren nun aus, da sie keine Fahranweisungen mehr geben oder sonst etwas sagen dürfen, was als leistungssteigernder Tipp ausgelegt werden könnte. Geändert haben die neuen Bestimmungen an der Königsklasse kaum etwas. Stellvertretend für viele weitere Piloten stellt Fernando Alonso fest: "Es macht keinen großen Unterschied."

Der Ex-Weltmeister fühlt sich nicht als Passagier. Im Gegenteil: Er schätzt es, mehr Kontrolle über den Boliden zu besitzen und selbst Hand anlegen zu müssen, wenn es hakt. "Wir sind uns noch immer komplett darüber bewusst, was im Auto geschieht und was die beste Lösung für spezielle Probleme im Rennen ist. Kommt sie nicht über Funk, dann instinktiv", weiß Alonso und spricht trotz erhöhter Aufmerksamkeit von "keiner großen Veränderung". Das liegt offenbar nicht an seiner Routine.

Der 18-jährige Max Verstappen ist unbeeindruckt. "Wenn die Reifen nachlassen, muss einem der Ingenieur das nicht erzählen. Das lernt man in jungen Jahren", gibt sich der Toro-Rosso-Youngster unbekümmert. Auch, dass die Kupplung auf dem Weg in die Startaufstellung nicht mehr mit der Unterstützung des Kommandostandes eingestellt werden darf, lässt die Piloten kalt. "Die Regeln sind streng", räumt Valtteri Bottas ein. "Aber mir macht es nichts aus, wenn ich am Start in Frieden gelassen werde."

Der Finne findet: "Der Fahrer trägt mehr Verantwortung, aber das ist gut." Alonso bezeichnet die exponiertere Rolle des Mannes am Volant als "erwünscht" und fügt augenzwinkernd an: "Man fühlt sich etwas wichtiger." Auch auf der anderen Seite der Leitung gibt es wenig Anpassungsprobleme. Giampaolo Dall'ara, Chefingenieur bei Sauber, bilanziert: "Es verändert unsere Arbeitsweise ein wenig - so, dass der Fahrer mehr in die Probleme einbezogen wird." Die Welt stellt das aber nicht auf den Kopf.

Mehr Arbeit bedeutet die Regelnovelle höchstens für FIA-Rennleiter Charlie Whiting und seine Kollegen, die Nachfragen der Teams beantworten müssen - was denn nun über den Äther laufen darf und was nicht. Mercedes-Technikchef Paddy Lowe beschreibt das neue Prozedere, das während der Sessions unter den Ingenieuren zu beobachten ist: "Wir zensieren uns im Funk selbst. Die Jungs fragen oft: 'Kann ich die sagen? Kann ich jenes sagen?' Aber daran gewöhnt man sich."

Eine einschneidende Veränderung der Formel 1 sieht Ferrari-Amtskollege James Allison nicht. Vielmehr verpuffe der Effekt mit der Zeit: "In den kommenden sechs Monaten, vielleicht sogar früher, wird es sich anfühlen wie zuvor", betont der Brite, kann sich aber vorstellen, dass sich der eine oder andere Schnitzer aufgrund knapperer Informationen doch noch einschleicht: "Vielleicht gibt es aber in der Übergangsphase einige Fehler und damit einige interessante Zwischenfälle", glaubt Allison.

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