Hamilton: "Ich muss mich für niemanden verstellen"

, 30.07.2014

Lewis Hamilton spricht über seinen Charakter, seinen Ehrgeiz und warum er so ist, wie er ist - Ruhe findet der Mercedes-Pilot bei seiner Familie

Der Formel 1 fehlen Typen, heißt es immer wieder. Die Fahrer der heutigen Generation seien nur Roboter, die vorgefertigte Antworten geben, sich ins Auto setzen und danach mal kurz lächeln, wenn sie ein gutes Ergebnis eingefahren haben. Doch da gibt es ja auch noch einen Lewis Hamilton, dem ein sehr spezieller Charakter nachgesagt wird. Der Brite besitzt den Glamourfaktor in der Königklasse - oder gibt ihn zumindest vor - und zeigt seine ganze Palette an Emotionen.

Hamilton kann ausgelassen feiern, wie nach seinem Heimsieg in Silverstone, kann todtraurig sein, wie nach seinem Fehler im Qualifying einen Tag zuvor, oder kann auch zum brodelnden Vulkan werden, wie nach der Qualifikation von Monaco. Eines ist klar: Der Brite spaltet die Massen und polarisiert beinahe an jedem Wochenende. Doch das nimmt der 29-Jährige bewusst in Kauf. "Wenn ich mich verstellen würde und nicht ich selbst wäre, würde es definitiv vieles leichter machen für mich", erzählt er bei 'Sky Sports F1', "aber das tue ich nicht, um irgendwem einen Gefallen zu tun."

"Ich denke nicht, dass ich jemand anderes sein muss. So bin ich, und ich bin nicht perfekt. Ich ärgere mich auch manchmal und hasse es zu verlieren - schon als Kind. Ich habe meinen Bruder nie irgendetwas gewinnen lassen. Trotzdem hat er oft gewonnen, weil er in vielen Dingen besser ist als ich", erzählt er weiter über seine Lust am Gewinnen und dem beinahe Über-Ehrgeiz, der ihn auch an der Strecke auszeichnet.

Doch so ist Lewis Hamilton nun einmal, und so präsentiert er sich auch bewusst der Öffentlichkeit: "Ich denke, wenn man wirklich echt ist, können die Leute damit am meisten anfangen", sagt er. "Was zählt, ist wie ich auf der Strecke bin. Wie ich mit meinen Fans, meiner Familie und meinen Freunden bin. Alles andere ist irrelevant." Kritik an seinem Verhalten prallt am Briten einfach ab. Ihm wird häufig ein kindisches Verhalten vorgeworfen, wie in Monaco, obwohl er doch so ein tolles Leben führt, das viele Menschen sicherlich ebenfalls gerne führen würden.

Doch der Mercedes-Pilot winkt ab: "Wenn ich im Rennen Letzter werde, sage ich nicht: Ja, es ist okay, denn ich habe mein eigenes Flugzeug. Das ist egal. So ist es nun mal", erklärt er. "Verdammt, ich möchte gewinnen! Ich habe die Möglichkeit, und wenn man sie nicht nutzt, weil man es versaut, weil man eine dumme Entscheidung trifft, dann bin ich sauer", spielt Hamilton auf seinen peinlichen Fauxpas im Qualifying von Silverstone an. "Im Rennen darf man ebenfalls nicht halbherzig sein. Darum kann ich auch die Leute so überholen, wie ich es mache. Darum habe ich die Rennen gewonnen, die ich gewonnen habe."

Doch abseits der Rennstrecke hat Lebemann Hamilton auch gerne einmal seine Ruhe. Dann will er vom Rennsport abschalten und Entspannung finden. Seine Familie und Freundin Nicole sind dabei die besonderen Ruhepole in seinem Leben. "Das hilft mir enorm", sagt er. "Egal, wie ich mich in einer Situation fühle: Sie wissen, wie es ist, und sie können es spüren. Aber das Gute ist: Wenn ich einmal eine schwierige Phase habe, dann habe ich diese Personen um mich herum. Dafür ist Familie da."

Im Grunde ist Hamilton sehr zufrieden mit seinem Leben, auch wenn das nicht immer nach außen hin zeigt: "Es ist eine unglaubliche Erfahrung. Ich bin in der Formel 1, fahre an der Spitze und für das beste Team. Es ist immer noch surreal, auch wenn es mittlerweile mein achtes Jahr ist. Ich muss mich wirklich manchmal kneifen, um zu glauben, dass ich wirklich dieses Leben lebe."

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