Lewis Hamilton: Nette Verlierer werden nie Champions

, 25.05.2015

Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton und sein unbändiger Siegeswille: Der Zwiespalt zwischen Teamwork und Einzelinteressen im Kampf um Rennerfolge und Titel

Sonntagnachmittag, kurz vor 16:00 Uhr in Monaco: Vor dem gastgebenden Fürst strahlt der Formel-1-Rennsieger Nico Rosberg, daneben freut sich Sebastian Vettel über einen starken zweiten Rang im Ferrari und auf der anderen Seite steht ein niedergeschlagener Lewis Hamilton mit gesenktem Kopf und finsterem Gesichtsausdruck. Der Stachel sitzt tief beim amtierenden Weltmeister. Verlieren ist nicht seine Mission.

"Es ist eine Frage der Mentalität. Ich will immer der Beste sein", erklärt Hamilton bei 'Sky Sports F1'. "Dazu gehört, dass man das Verlieren zu hassen beginnt. Es wird immer berichtet, dass es so nette und anständige Verlierer mit Stil gibt. Aber was ist denn das? So jemand wird doch niemals ein echter Champion. Das ist meine persönliche Ansicht", schildert der britische Mercedes-Pilot seine Haltung zu Erfolg und Misserfolg.

Frustration in der Niederlage als Erkennungszeichen der echten Champions? So sieht es jedenfalls der zweimalige Formel-1-Weltmeister. Mit einem "na ja, dann eben beim nächsten Rennen" lässt sich ein Erfolgbesessener nicht abspeisen. Auch die mehrfachen Weltmeister Sebastian Vettel, Michael Schumacher oder Ayrton Senna zeigten diesen unbedingten Siegeswillen - und schlechte Laune bei negativen Erlebnissen.

"Ich bin noch keine Legende, arbeite aber daran", lautet die selbstbewusste Ansage von Hamilton, der seinem Idol Senna nacheifert. Dass er denkt und empfindet wie sein unvergessenes Vorbild aus Brasilien, wurde in der Auslaufrunde in Monaco am Sonntag deutlich. Hamilton parkte seinen Wagen vor dem Tunnel, wollte sofort aussteigen und auf direktem Weg in sein Appartement gehen - wie Senna 1988, als er damals seine sichere Führung in die Leitplanken gesetzt hatte.

Dilemma: Teamkollege als Freund und Feind zugleich

Nachdem er den strikt vorgegebenen Ablauf mit Siegerehrung, Podiumsinterview und Pressekonferenz hinter sich gebracht, anschließend die Entschuldigung seines Teams für den folgeschweren Strategiepatzer entgegengenommen hatte, widmete sich Hamilton ganz schnell der Zukunft. "Das Glas ist für mich immer halbvoll", sagt er und bringt damit seine Haltung auf den Punkt. Ein Formel-1-Weltmeister wie Aschenputtel beim Sortieren von Erfahrungen. Die guten in die Vita, die schlechten schnell in die Tonne.

"Ich schaue mir an, welche Möglichkeiten es gibt und weiß ganz genau, dass ich immer alles geben muss, um diese Chancen dann auch tatsächlich zu nutzen. So war es auch im vergangenen Jahr. Ich war nicht so dominant, musste richtig kämpfen. Aber ich habe es letztlich geschafft, das tolle Auto für den Gewinn des Titels zu nutzen", beschreibt Hamilton seine Herangehensweise. Er selbst gewinnt und produziert dabei zwangsläufig Verlierer - auch im eigenen Team.

"Der Teamkollege ist eine Einzelperson im diesem Gesamtkonstrukt von vielen Menschen in einer Mannschaft. Man ist da immer in einem Zwiespalt. Auf der einen Seite will man, dass der Kerl Zweiter wird, damit das Team die maximale Punktausbeute einfährt. Der Konflikt besteht darin, dass man auf der anderen Seite möchte, dass ihm ein Ferrari-Pilot oder sonst irgendwer einige Punkte wegnimmt", so Hamilton. "Da gibt es einen Konflikt zwischen der Rolle als Teamplayer und dem Wunsch nach dem Gewinn von Titeln."

"Als ich jünger war, wollte ich nur gewinnen, gewinnen, gewinnen. Jetzt sehe ich die Chance, eine Führungsfigur zu sein und ein Team von über 1.000 Leuten zu führen", erklärt der Champion seinen "Reifeprozess" in den vergangenen Jahren. "Das Schlimmste an der Formel 1 ist: Der Teamkollege kann alles sehen, was ich mache - und es dann kopieren. Am Ende ist es aber dennoch so, dass man mit Herz, Talent und Willen den entscheidenden Unterschied ausmachen kann."

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