Lewis Hamilton: Werde für ein Prozent Chance alles geben

, 28.10.2016

Gelassenheit statt Verbissenheit: Wieso der Brite sein Technikpech akzeptiert hat, welche Psychotaktik er bei Rosberg wähnt und was das Duell mit Klettern zu tun hat

Es gibt nicht mehr vieles, was Lewis Hamilton tun könnte, um in der Saison 2016 noch Formel-1-Weltmeister zu werden. Gewinnen, gewinnen und gewinnen ist für den Briten in den letzten drei Rennen des Jahres die einzige Option, aber nicht zwingend der Weg zum Titel. Denn Nico Rosberg müsste auch noch patzen oder Pech haben. Trotzdem zeigt sich Hamilton kämpferisch: "Auch wenn es nur ein Prozent Chance gibt, will ich sie nutzen", sagt er. "Mein Herz schlägt noch für den Sieg."

Dennoch ist der Weg zur vierten Krone der Karriere steinig. Einen so großen Rückstand wie die 33 Punkte vor respektive 26 Zähler nach dem Rennen in den USA musste er bei keinem seiner WM-Erfolge aufholen. "Ich will nie, dass ein Wettbewerb einfach ist", entgegnet Hamilton und beteuert, keine Triumphe auf dem Silbertablett zu wollen. "Wenn ich klettern gehe, fange ich immer mit dem schwierigsten Pfad an. Manchmal schaffe ich es, manchmal nicht. Ich liebe die Herausforderung."

Es ist der Hamilton, der als Kind mit Vater Anthony in den Boxring stieg, sich beim Sparring eine blutige Nase und solange weiter machte, bis er selbst die Treffer setzte. In Anbetracht des Tempos, das er seit der Sommerpause an den Tag legte, ist dem Mercedes-Star klar, dass seine Taktik stimmt und er einfach auf die Gunst der Stunde hoffen muss. "Ich gehe nicht mehr Risiken ein. Überhaupt bin ich niemand, der wahnsinnig viel riskiert", winkt Hamilton ab. "Nicht mehr als andere auch."

Niki Lauda verteilt keine Ratschläge mehr

In der Tat war der 31-Jährige lange nicht mehr in kontroverse Manöver verwickelt - zumindest als der Aktivposten. Für reihenweise Siege hat es trotzdem gereicht. Wenn überhaupt, können vor dem Hintergrund anhaltender Mercedes-Dominanz nur Qualifying und Renntaktik Möglichkeiten sein, ein wenig zu pokern. "Ich gehe das Rennen an wie jedes andere auch", widerspricht Hamilton mit Blick auf Mexiko, wo Nico Rosberg am Wochenende seinen ersten Matchball im Titelkampf hat.

Grund zur Beunruhigung ist das nicht: "Vielleicht sogar noch etwas entspannter", meint Hamilton über seine Gemütslage. "Denn ich habe akzeptiert, dass es Dinge gibt, die sich meiner Kontrolle entziehen. Ich konzentriere mich zu 100 Prozent auf mich." Er spricht von den vielen technischen Defekten im laufenden Jahr. Wenn er seine Mechaniker schuften sieht wie sie nur können, wird ihm klar, dass gegen die Defekthexe kein Kraut gewachsen ist. Dennoch fährt die Angst jetzt mit.

In Austin vernahm er auf dem Weg zu Platz eins lauter merkwürdige Geräusche im Auto und dachte schon das Debakel von Sepang. Hamilton hat gelernt, mit Paranoia klarzukommen. Er seufzt: "Es wird sich nicht ändern und bis Abu Dhabi weitergehen. Es rührt daher, dass ich mehr Probleme mit dem Antrieb hatte als mein Gegner." Mercedes verhält sich als Team neutral, auch Aufsichtsrat und Hamilton-Intiumus Niki Lauda: "Er gibt keine Tipps und unterstützt uns beide", versichert der Brite. "Unsere Jungs tun, was sie können. Mehr kann ich nicht verlangen. Ich bete, das mein Auto durchhält."

Dass Kontrahent Rosberg jede Ablenkung von sich schütteln und von einem WM-Titel scheinbar nichts wissen will, verbucht Hamilton unter der Rubrik psychologische Kniffe. "Er hat die Taktik in dieser Saison für sich entdeckt und sie scheint ihm zu helfen. Aber die Leute gehen unterschiedlich mit Druck um", analysiert er. Hamilton ist das beste Beispiel: Obwohl der Fight um die WM noch läuft, blickt er über den Tellerrand des Saisonendes hinaus: "Die Familie, Weihnachten - ich kann mich noch auf so viele Dinge freuen. Und was uns nicht umbringt, das macht uns nur stärker."

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