Ratloser Hamilton: "Ich war schon nervös"

, 21.09.2014

Weil Lewis Hamilton beim Großen Preis von Singapur kein Vertrauen in seine Reifen hatte, war er auf sein Team an der Boxenmauer angewiesen, doch Zweifel blieben

Lewis Hamilton klang nicht nur nervös. Er war es auch. Daraus macht der Singapur-Sieger nach dem Rennen überhaupt keinen Hehl. Denn für den britischen Rennfahrer in Diensten von Mercedes ging es um sehr viel beim Formel-1-Nachtrennen. Weil sein Teamkollege Nico Rosberg schon früh mit technischem Defekt ausgeschieden war, konnte Hamilton die WM-Führung erobern - aber nur mit dem Sieg.

Und zunächst sah es sehr gut aus für Hamilton. "Es lief einfach perfekt", meint er rückblickend. Doch dann wurden die Fragezeichen unter seinem Helm immer größer. "Ich wusste nicht genau, was ich tun musste. Denn der vorletzte Stint zog sich immer mehr in die Länge. Und dann sagte mir das Team: Wir brauchen 27 Sekunden. Dafür fehlten mir noch sechs Sekunden, aber meine Reifen ließen schon nach."

Mehrfach funkte Hamilton an die Box, dass er zum Reifenwechsel abbiegen wollte, weil seine Pneus ihre beste Zeit längst hinter sich hatten. Doch vom Kommandostand kam stets ein beschwichtigendes "Draußenbleiben!". Und so blieb Hamilton draußen auf der Strecke. "Auch wenn mir nicht klar war, warum. Da war ich schon nervös", gesteht der Weltmeister von 2008. Er habe sich viele Gedanken gemacht.

Hamilton sorgt sich um die Strategie

Zum Beispiel: "Was würde passieren, wenn das Safety-Car auf die Strecke käme? Würde mich das vor Probleme stellen? Außerdem weißt du bei diesen Reifen nie, ob sie mal hochgehen, wenn sie am Ende sind. Und ich sah schon ungewöhnliche Linien auf meinen Pneus, hatte mehr durchdrehende Räder als üblich", erklärt Hamilton und fügt hinzu: "Ich dachte wirklich: Meine Reifen sind hinüber."

Das war in den Funksprüchen nicht zu überhören. Doch Hamilton hörte auf sein Team. Und siehe da: "Ein paar Kurven später war alles wieder in Ordnung." Kurz darauf hatte Hamilton auch den nötigen Vorsprung herausgefahren. Die Erleichterung war entsprechend groß: "Zum Glück haben wir unser Ziel erreicht und legten den Boxenstopp ein. Doch als ich wieder losfuhr, fegte Sebastian vorbei."

Dabei sei ihm aber sofort bewusst gewesen: "Sie würden eine Zweistopp-Strategie probieren. Mir war aber auch klar: Mein Tempo würde ausreichen. Ich ging es daher vorsichtig an. Mein Team hatte mir auch gesagt, ich solle keine Risiken eingehen. Das hatte ich im Hinterkopf. Aber das Überholmanöver war dann eine enge Geschichte. Und vielleicht hätte ich es an einer anderen Stelle versuchen sollen."

Vettel spielt mit, Hamilton bringt es zu Ende

Sebastian Vettel, der dank Hamiltons Boxenstopp den ersten Platz übernommen hatte, war nach eigener Angabe ebenfalls "nicht sicher", was passieren würde. "Ich dachte mir, ich lasse ihm vor der nächsten Kurve den Platz auf der Innenseite. Es schien mir aber eher, er konnte es kaum erwarten, wieder in Führung zu gehen. Es war eng, in der Tat, doch ich hatte ihn gesehen. Ich ging vom Gas und ließ ihn ziehen."

Für einen Kampf, das wusste Vettel, wäre er mit seinen gebrauchten Pneus nicht gerüstet gewesen. Und so sagt der WM-Titelverteidiger: "Mit Lewis zu kämpfen, wäre Quatsch gewesen. Ich konnte mit meinen Reifen eh nicht mithalten." Hamilton wiederum bedankt sich nachträglich für diese Einsicht: "Sebastian hat sich fair verhalten. Ich kam gut an ihm vorbei. Und danach", so Hamilton, "war es einfach."

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