Vettel: Kehrt der Spaß nun wieder zurück?

, 21.08.2014

Mit frischen Kräften geht Red-Bull-Star Sebastian Vettel nach der Sommerpause ans Werk: Die Suche nach dem Fahrspaß und das Warten auf erste Strafen

Nach der Formel-1-Sommerpause 2013 lag Champion Sebastian Vettel in der Gesamtwertung mit erheblichem Vorsprung in Führung, von seinem damaligen Red-Bull-Teamkollegen Mark Webber war damals nicht viel zu sehen. In diesem Jahr ist die Situation grundlegend anders. Vettel wird in der WM-Wertung nur auf Rang sechs geführt, sein Kollege Daniel Ricciardo hat zwei Siege und 43 Punkte mehr auf dem Konto als der Heppenheimer. Was ist mit dem Weltmeister los? Auf diese Frage gab es viele Antwortversuche.

Zuletzt hatte Red-Bull-Teamchef Christian Horner gemutmaßt, dass Vettel nach vier Titelgewinnen in Folge womöglich etwas ausgelaugt sei. "Das klingt nicht nach einem Kompliment", schmunzelt der Heppenheimer vor dem Grand Prix in Belgien. Zwar seien die vergangenen Jahre sicherlich nicht spurlos an ihm vorübergegangen, aber das Rentenalter habe er noch nicht erreicht. Vettel scherzt: "Ich merke, dass ich schon einige Haare verliere. Ich bin aber nicht sicher, ob das an den Titelgewinnen liegt."

Graue Haare hätte der 27-Jährige im bisherigen Verlauf der Saison durchaus bekommen können. Immer wieder wurde Vettel durch technische Probleme eingebremst. "Es gab Dinge, die wir vielleicht hätten vermeiden können. Wo gehobelt wird, da fallen Späne", sagt er zum Start in die zweite Saisonhälfte. "Wir können gern mal mehr Fehler machen, solange wir daraus lernen. Irgendwann dreht es sich dann um. Dann geht es richtig vorwärts."

Vettel wieder der Held der zweiten Halbzeit?

Genau diese Rakete soll nun gezündet werden. Vettel war in den vergangenen Jahren meist nach der Sommerpause besonders stark. In diesem Jahr soll dies ebenso sein. Red Bull hat den RB10 besser auf die Bedürfnisse des Weltmeisters angepasst. "Wir haben schon große Fortschritte im Vergleich zum Saisonstart gemacht. Wenn man gesehen hat, wie ich anfangs mit dem Auto gekämpft habe, da war es in den vergangenen paar Rennen schon besser. Bisher hat noch nie so wirklich alles zusammengepasst. Ich bin aber sicher, dass es irgendwann klappen wird. Dann sollte alles freundlicher aussehen."

"Erst einmal hoffe ich, dass wir von Problemen mit der Zuverlässigkeit verschont bleiben", sagt der deutsche Formel-1-Star. "So ganz glatt wird die zweite Saisonhälfte aber nicht laufen, denn wir werden den Preis für die Probleme aus der ersten Hälfte zahlen müssen. Wir haben den Motor und andere Komponenten schon mehrfach austauschen müssen. Wir werden irgendwann dafür bestraft - für einen Fahrer ist das nicht toll, aber es ist eben Teil des Spiels. Irgendwann müssen wir einen zusätzlichen Motor und andere Komponenten extra ziehen. Dann werden wir nach hinten versetzt. Ich denke, das ist unumgänglich."

Vettel hat bislang vier V6-Motoren, vier Turbolader, jeweils vier der zwei verschiedenen Generatoren und vier Steuerelektroniksätze eingesetzt - er ist somit fast überall an der Grenze. "Spätestens in zwei oder drei Rennen ist es soweit, also sehr bald. Am Wochenende kommt der fünfte Motor ins Auto. Da muss man kein Genie sein: Wenn noch acht Rennen zu fahren sind, dann wird es knapp. Ob wir mit sechs Motoren auskommen, wird sich zeigen."

"Es war bisher manchmal frustrierend. Formel 1 kann nett sein, aber auch manchmal hart. Ich will diesen direkten Vergleich mit Daniel nicht. Das wäre einfach nicht fair. Auch er hatte manchmal Probleme, aber doch deutlich weniger als ich. Deswegen kann man es nicht vergleichen", meint Vettel zum Teamduell. Die aktuelle Situation habe Gründe. Allerdings lägen diese nicht ausschließlich in der Technik allein. "Er macht einen guten Job", lobt der Deutsche seinen australischen Kollegen.

Freude am Fahren etwas verloren gegangen

Ricciardo ist die Umstellung auf die "neue Formel 1" mit weniger Abtrieb und anderen Antrieben offenbar leichter gefallen als dem viermaligen Champion. "Man muss sich als Fahrer immer schnell auf neue Gegebenheiten einstellen. Das lernt man schon im Kart", sagt Vettel. Er habe aber aufgrund der technischen Gebrechen oftmals nicht ausreichend Zeit im Auto gehabt, um sich entsprechend einstellen zu können. Wer nicht fährt, der kann nicht lernen. Es leidet die Leistung, es mindert den Spaß?

"Was soll ich sagen? Wenn ich ehrlich meine Meinung sage, dann würden sich alle auf gewisse Dinge stürzen und eine große Geschichte daraus machen. Das wäre nicht ganz fair", umschifft Vettel eine klare Antwort. "Ich habe eine Meinung, denke aber, dass es diesbezüglich zwei Betrachtungsweisen gibt. Wir lieben den Wettbewerb. Das hat sich nicht verändert. Es ist immer noch die Formel 1. Wenn es rein um die Autos geht, dann macht es weniger Freude. Es ist weniger anstrengend, weniger am Limit und weniger ... - sagen wir: es ist anders als es mal war."

"Die Formel 1 macht nicht mehr ganz so viel Spaß. Die Autos sind in gewissem Sinne nicht mehr so leistungsfähig wie sie es einmal waren. Als Fahrer will man immer möglichst schnell fahren. Das Format ist mit den neuen Autos irgendwie anders, es macht weniger Freude", betont der amtierende Weltmeister. Er erklärt: "Wenn man bewusst Benzin sparen muss, nie ausreichend Grip in den Kurven hat und die brutalen Kräfte von früher nicht mehr spürt, dann ist ist das nicht so schön."

"Es war bislang wirklich eine schwierige Saison", fasst Vettel zusammen. "Wir hatten Probleme mit der Standfestigkeit. Ich konnte gar nicht allzu viel mit dem Auto fahren. Es gab Dinge am Auto, die mich gestört haben, beispielsweise bei der Bremse. Die meisten davon haben wir aber aussortiert. Es war bislang nicht meine Saison. Das Potenzial ist vorhanden, aber es fehlte auch etwas das Glück. Wenn in der zweiten Saisonhälfte alles etwas normaler verläuft, dann wird sich alles beruhigen."

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