Williams-Schwächen: Analyse nach dem tiefen Monaco-Tal

, 25.05.2015

Williams hakt die schwache Leistung im Formel-1-Grand-Prix von Monaco schnell ab: Probleme analysieren, Updates bringen und Stärken wieder ausspielen

Williams hat im Grand Prix von Monaco 2015 die erste Nullnummer des Formel-1-Jahres hinnehmen müssen. Die Briten konnten die Vorteile ihres Fahrzeuges in den engen Gassen des Fürstentums nicht ausspielen - ein Abziehbild des Vorjahres, nur noch etwas schlimmer. "Wir wollen auf allen Strecken konkurrenzfähig sein, nicht nur auf manchen. Wir müssen lernen, Änderungen vornehmen und an der Performance in langsamen Ecken arbeiten", so die Ansage von Valtteri Bottas.

Der Finne hatte mir dem Kampf um WM-Zähler am Sonntag ebenso wenig zu tun wie sein Teamkollege Felipe Massa. Die beiden Williams-Piloten atmen nach Abschluss des Rennens einmal tief durch und richten den Blick schnell in die Zukunft. "Ich mache mir über den weiteren Saisonverlauf keine Sorgen. Die kommenden Strecken liegen uns besser, außerdem bringen wir entsprechende Neuerungen ans Auto. Monaco war hoffentlich einfach ein Ausrutscher", meint Bottas.

"Ich blicke mit großer Zuversicht auf das Rennen in Kanada, auch auf die Rennen in Österreich und Silverstone. Jetzt kommen gute Strecken für uns. So können wir die Ergebnisse von Monaco schnell abhaken und hinter uns lassen", stimmt Massa zu. "Wir werden uns in Kanada stärker präsentieren. Das liegt nicht nur an der Strecke, sondern auch daran, dass wir das Auto weiter voranbringen werden", erklärt der Brasilianer.

Ab jetzt geht es wieder bergauf

"Für das Rennen in Montreal werden wohl zunächst nur kleine Updates kommen, aber für Österreich haben wir einen großen Schritt geplant. Ich bin überzeugt, dass es unser größter Schritt werden kann. Viele Teams haben ihre großen Updates nach Barcelona gebracht - wir nicht. Unser großer Schritt folgt dann eben zwischen Kanada und Österreich", malt Massa ein positives Bild von den kommenden Wochen in der Formel 1. Schon im Vorjahr hatte Williams nach einer Monaco-Schwäche sofort zurückschlagen können.

Im Technikstab des britischen Traditionsteams will man die Pleite an der Cote d'Azur nicht ganz so schnell abhaken. "Bis Monaco war unser Auto auf jeder Strecke in der Lage, irgendetwas im Bereich von 18 oder 22 Punkten einzufahren. Das ist uns fast überall gelungen", sagt Chefingenieur Rob Smedley. "Es darf letztlich nicht sein, dass man ein Rennen wie Monaco vorher schon abhakt und sich mit einer Nullnummer zufrieden gibt. Es muss auch dort so laufen wie auf allen anderen Strecken - also wieder 22 Punkte oder so."

Der Brite hat die Ursachen für die schwache Performance des Teams schnell analysiert: "Sehr glatter Asphalt, keine schnellen Kurven und quasi keine Geraden - nie generiert man hier hohe Reifenlasten. Somit kommt keine ordentliche Temperatur in die Pneus. Es ist irgendwie ein Teufelskreis." Diesen Teufelskreis möchte man im Hinblick auf 2016 endlich durchbrechen. Williams möchte wieder Topteam sein - ohne Schwächen, ohne extreme Leistungsschwankungen.

"Wir haben nicht genug mechanischen Grip - aus welchen Gründen auch immer. Das Wichtigste ist, dass wir verstehen, warum wir diese Probleme hatten", sagt Smedley. "Williams hat die Ambition, wieder ein absolutes Topteam zu werden. Wenn man dies erreichen will, dann darf man solche Schwächen nicht haben. Man kann nicht einfach nach Monaco kommen und das Rennen vorher abhaken, weil die Strecke nicht zum Auto passt. Nein, man muss immer und überall vorne dabei sein."

Lernen für 2016: Wo ist der Grip?

"Wir müssen unsere Performance in allen Bereichen analysieren. Wir dürfen keinesfalls den Fehler machen, uns nun auf eine spezielle Schachstelle stürzen, ohne die anderen Dinge vorab entsprechend analysiert zu haben", sagt der Techniker. "Wir müssen alles mit in die Rechnung aufnehmen: Aerodynamik, Mechanik, Setup des Autos, Umgang mit den Reifen - alles spielt mit hinein. Wir müssen das Gesamtbild betrachten, um für das kommende Jahr entsprechende Schritte unternehmen zu können."

"In Kanada werden wir einige neue Teile bringen, die uns in zahlreichen Bereichen voranbringen sollten. Ein großes Paket kommt in Österreich. Darauf freuen wir uns schon sehr", sagt Smedley. "Anschließend folgen ganz normale weitere Entwicklungen. Wir haben in Barcelona gezeigt, dass wir auf 'normalen Strecken' sehr gut mithalten können. In Monaco war es ein Ausreißer, weil Fahrzeug und Reifen einfach nicht richtig zusammengespielt haben. In Kanada werden wir mindestens wieder Normalform haben."

"Die kommenden drei Rennen werden uns gut liegen", ist Smedley nach der Monaco-Pleite zuversichtlich. "2014 waren wir in Monaco schwach, haben in Kanada viel besser ausgesehen und in Österreich die erste Startreihe geholt. Ich will nicht sagen, dass es in diesem Jahr wieder automatisch genauso laufen muss, aber alles hängt halt doch gewissermaßen von den Streckencharakteristiken ab", erklärt der Brite. Den Bau einer verkürzten Nase hat man auf das kommende Jahr verschoben, weil der hohe Aufwand während der Saison nicht durch die Aussicht auf eher mäßige Fortschritte zu rechtfertigen ist.

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