WM bleibt spannend: Pole für Rosberg in Abu Dhabi

, 22.11.2014

Nico Rosberg behält die Nerven, Lewis Hamilton verbremst sich im letzten Qualifying der Saison 2014 - Williams knapp an Mercedes dran, aber nicht stark genug

Zumindest psychologisch ist Nico Rosberg vor dem großen Showdown in der Formel-1-Weltmeisterschaft 2014 im Vorteil: Der Mercedes-Pilot sicherte sich beim abschließenden Grand Prix von Abu Dhabi die Pole-Position, 0,386 Sekunden vor seinem Teamkollegen Lewis Hamilton. Der hat allerdings 17 Punkte Vorsprung und muss morgen im Rennen nur Zweiter werden, um seinen zweiten WM-Titel nach 2008 endgültig zu fixieren.

Kurzzeitig sah es so aus, als könnte sich zumindest ein Williams zwischen die beiden Titelrivalen schieben, was für Rosberg natürlich ein Wunschszenario gewesen wäre. Aber Valtteri Bottas (+0,545) blieb mit seinem zweiten Q3-Run zunächst um 0,004 Sekunden hinter Hamilton zurück - und der konnte sich anschließend noch einmal um 0,155 Sekunden steigern. Perfekt waren Hamiltons Runden in den entscheidenden zwölf Minuten nicht. "Vielleicht hat er ein bisschen Nerven gezeigt", hofft Rosberg.

Im ersten Moment nach der Zieldurchfahrt hatte der Deutsche noch seinen Renningenieur Tony Ross geschimpft: "Hör auf damit, Tony, ganz im Ernst jetzt - sei etwas enthusiastischer, bitte! Ich war mir sicher, ich bin Zweiter." Am Ende hat es dann doch gereicht, obwohl der Tag nicht gut begonnen hatte: In Q1 war er noch um eine Zehntelsekunde langsamer als Hamilton, in Q2 kam er sogar kurzzeitig von der Strecke ab. Aber im entscheidenden Moment war Rosberg wieder voll da.

Trotzdem ist er nun auf Schützenhilfe von entweder einem Williams- oder Red-Bull-Fahrer angewiesen, um Weltmeister zu werden. "Ich habe Valtteri schon angeboten, heute einen Wellness-Abend zu bezahlen, sodass er morgen absolut in Topform ist und die Wahnsinns-Performance rausholt", grinst der Polesetter. "Denn ich brauche schon noch einen Williams vor meinem Teamkollegen. Nur so kann ich die WM gewinnen."

Mit seiner eigenen Performance ist er zufrieden: "Es ist gut gelaufen heute. Ich habe mich wohlgefühlt im Auto, hatte eine gute Balance. So ein Abstand auf Lewis ist natürlich klasse", sagt Rosberg. Sportchef Toto Wolff glaubt aber, dass das morgen anders sein könnte: "Lewis ist ein Krieger, der das Rennen gewinnen will." Hamilton selbst strahlt Zuversicht aus: "Das Auto fühlte sich fantastisch an. Wie Nico schon sagt: Morgen wird ein besonderer Tag."

Bottas fehlten in Q3 0,545, seinem Teamkollegen Felipe Massa 0,639 Sekunden - übrigens auf Supersoft-Reifen, nachdem Williams in Q1 als einziger Rennstall auf die härtere Gummimischung (Soft) gesetzt hatte. "Im Rennen wird Mercedes, wie immer, einen größeren Vorteil haben", fürchtet der Finne. "Wenn es die Möglichkeit gibt, Positionen gutzumachen, dann werde ich die nutzen. Man muss sich aber daran erinnern, dass das Rennen nicht in der ersten Kurve gewonnen wird."

Sebastian Vettel landete 0,626 Sekunden hinter Daniel Ricciardo auf Platz sechs und verlor damit das Red-Bull-Qualifying-Duell 2014 insgesamt mit 7:12 (übrigens als einziger deutscher Fahrer). Grund diesmal: Übersteuern. "Es fuchst einen dann, wenn es nicht erklärbar ist", ärgert er sich. "Wenn ich die Kiste raushaue, dann weiß ich wenigstens, was ich falsch gemacht habe. So ist es, als würde ich auf einmal ein anderes Auto fahren. Man kommt auf keinen grünen Zweig."

Der bald offiziell entthronte Weltmeister hatte nach hinten nur 0,015 Sekunden Vorsprung auf seinen Nachfolger Daniil Kwjat (Toro Rosso). Jenson Button (McLaren/+1,484), Kimi Räikkönen (+1,756) und Fernando Alonso (beide Ferrari/+2,386) komplettierten die Top 10. Button erlebte seinen Kopfschüttel-Moment des Tages in Q2, als er mit zu wenig Benzin für eine schnelle Runde rausgeschickt wurde: "Das kann nicht euer Ernst sein, oder?"

Alonso beschwerte sich schon in Q1: "Ein Toro Rosso hat mich ein bisschen gestört!" Aber Kwjat war sich keiner Schuld bewusst: "Ich habe gepusht und habe ihn überhaupt nicht gesehen." Am Ende klappte die letzte Runde des Spaniers nicht wunschgemäß, sodass er noch hinter Räikkönen zurückfiel. Der hatte seinerseits Glück, in Q3 überhaupt noch dabei zu sein, schließlich war er in Q2 nur um drei Hundertstelsekunden schneller gewesen als Kevin Magnussen (11./McLaren).

Nico Hülkenberg verlor das Force-India-Stallduell gegen Sergio Perez beim Saisonfinale um 0,145 Sekunden, setzte sich aber insgesamt mit 12:7 durch. Morgen bedeutet das den 14. Startplatz. Adrian Sutil (bei Sauber 10:9-Sieger gegen Esteban Gutierrez) sicherte sich Rang 15. Letzterer war in Q1 nur um 22 Tausendstelsekunden schneller als Romain Grosjean (Lotus), der morgen wegen seines Antriebswechsels nicht nur als Letzter losfahren, sondern auch eine Durchfahrtstrafe absitzen muss.

Das Caterham-Team landete beim Comeback abgeschlagen auf den letzten beiden Positionen, wie nicht anders zu erwarten war. Debütant Will Stevens leistete sich zwar keine nennenswerten Fehler, blieb aber doch um 0,555 Sekunden hinter Kamui Kobayashi zurück. Dem fehlten seinerseits 1,680 Sekunden auf Pastor Maldonado im zweiten Lotus. Dass Caterham morgen die zwei erhofften WM-Punkte sammeln wird, gilt als ausgeschlossen.

Im Titelkampf ist die Ausgangslage klar: Wenn Rosberg gewinnt, reicht Hamilton ein zweiter, aber kein dritter Platz, um Weltmeister zu werden. Spannend könnte es also werden, wenn zum Beispiel das Williams-Duo einen perfekten Start erwischt. Und zwischen Vettel und Alonso geht es noch um Platz vier. Derzeit hat der noch amtierende Champion zwei Punkte Vorsprung auf den Ferrari-Piloten, den er nächstes Jahr bei der Scuderia beerben wird.

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