Serienchef: Weshalb die WTCC ein Team-Zeitfahren braucht

, 02.10.2015

Serienchef Francois Ribeiro erklärt im Interview, was sich die WTCC beim Team-Zeitfahren MAC3 gedacht hat und was es Herstellern und Fans bietet

Die WTCC betritt 2016 neue Wege. Mit dem MAC3 genannten Team-Zeitfahren übernimmt die Tourenwagen-Weltmeisterschaft eine Format aus dem Radsport, welches für den Motorsport völlig neu ist. Gemeinsam können drei Fahrer Punkte für die Herstellerwertung gewinnen . Im Interview erklärt WTCC-Serienchef Francois Ribeiro, weshalb das neue Format für die WTCC so wichtig ist, und warum Hersteller, Fahrer und Fans davon profitieren. Außerdem spricht er darüber, vor welche Herausforderung MAC3 die Teams stellt.

Frage: "Francois, warum MAC3?"

Francois Ribeiro: "Jeder Hersteller, der an einer FIA Weltmeisterschaft teilnimmt, wird erklären, dass der Herstellertitel der wichtigste ist. Paradoxerweise steht der Fahrertitel aber in der medialen Betrachtung im Mittelpunkt. MAC3 soll der Herstellermeisterschaft der WTCC auf andere Weise zu mehr Bedeutung verhelfen und sie so attraktiver machen."

Frage: "Was wollen Sie damit bezwecken?"

Ribeiro: "MAC3 bietet den Werksteams in der WTCC einen Mehrwert, bietet den Zuschauern nach dem Qualifying ein weiteres Highlight, erhöht die Übertragungszeit, liefert den Medien neue Geschichten und führt den Teamgedanken in der Herstellermeisterschaft ein, was für die Wahrnehmung der Marke sehr positiv ist. Die Teams müssen drei gute und konstante Fahrer finden, die zusammen fahren und sich gegenseitig helfen müssen, nachdem sie kurz zuvor im Qualifying noch für sich selbst gefahren sind. Die Dynamik in den jeweiligen Werksteams zu beobachten, wird interessant sein."

"Wir haben oft erlebt, dass Fahrer in Q3 einen Fehler machen. Wenn es ein Fahrer in MAC3 übertreibt, bestraft er damit sein gesamtes Team. Halten die Fahrer zu viel Abstand zueinander, gehen sie zu konservativ vor. Je dichter sie hintereinander fahren, umso höher ist das Risiko eines Unfalls. Ich bin gespannt darauf, welche Strategie die Hersteller auf den einzelnen Rennstrecken verfolgen und wie die Fahrer sie umsetzen werden, vor allem auf schnellen Strecken wie der Nürburgring-Nordschleife. Wir müssen kreative Ideen haben und innovative Wege gehen."

Frage: "Ist es nicht riskant, ein Konzept aus dem Radsport für den Motorsport zu übernehmen?"

Ribeiro: "Eurosport Events ist zugleich Vermarkter und übertragende Sendeanstalt. Daher sind wir in einer guten Position, um neue Formate zu erfinden, die Fahrern und Zuschauern einen Mehrwert bieten. 2009 haben wir uns mit Experten aus dem alpinen Skisport und dem Radsport zusammengesetzt, um herauszufinden, wie eine lange Übertragung im Rallyesport funktionieren kann. Und das war bei der Rallye Monte Carlo ein Erfolg."

"Es ist kein Fehler, Risiken zu wagen. Wir haben MAC3 den Teams nicht aufgezwungen. Wir haben ihnen die Vorteile erklärt, haben frühzeitig die FIA mit ins Boot geholt und sind auf offene Ohren gestoßen. Wir müssen einen effektiven Weg finden, wie wir MAC3 im TV übertragen und klar erklären, wie es funktioniert. Die WTCC im Rahmen der 24 Stunden am Nürburgring auf die Nordschleife zu bringen, war meiner Meinung nach aber ein viel größeres Risiko."

Frage: "Nicht alle Fahrer können an MAC3 teilnehmen. Warum?"

Ribeiro: "MAC3 soll den Wert des Herstellertitels in der WTCC steigern, daher dürfen nur offiziell bei der FIA für die WTCC eingeschrieben Hersteller daran teilnehmen. Die Werksteams dürfen aber jeden Fahrer ihrer Marke nominieren, egal ob Werks- oder Privatfahrer. Niemand könnte beispielsweise Citroen daran hindern, Mehdi Bennani bei seinem Heimrennen in Marrakesch zu nominieren."

Frage: "Treibt das nicht die Kosten der WTCC in die Höhe?"

Ribeiro: "Sie haben recht, es wird jeden Hersteller einen Satz neuer Reifen, ein paar Liter Benzin und einem Test zum Erproben der Strategie kosten. Im Gegenzug steigt die Übertragungszeit der WTCC bei jeder Veranstaltung um 20 Prozent. Außerdem führen wir etwas völlig neues im Motorsport ein, was automatisch Zuschauer und Besucher anlocken wird. Ich denke, es wird eine gute Investition sein."

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