Motorenmeeting am Freitag: IndyCar als Vorbild für Formel 1?

, 28.03.2017

Gut muss nicht unbedingt auch teuer sein: Welchen Weg FIA und FOM gemeinsam mit den Herstellern für 2021 einschlagen wollen - Audi sitzt auch mit am Tisch

In der Formel 1 nehmen die Diskussionen über das künftige Antriebsreglement ab der Saison 2021 immer mehr Fahrt auf. Nach ersten Treffen, unter anderem im Rahmen des Automobil Salons in Genf zu Beginn dieses Jahres, will man nun langsam konkreter werden. Die Interessen der Beteiligten unterscheiden sich in einigen Punkten erheblich. Die Privatteams wollen günstige Preise, die Hersteller moderne Technologien und die FIA einen noch grüneren Anstrich.

Am kommenden Freitag wird es im FIA-Hauptquartier in Paris ein weiteres Meeting geben. "Mit dabei sind nicht nur die Hersteller, die gerade in der Formel 1 engagiert sind", erklärt Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff. Nach Informationen von 'Motorsport-Total.com' nimmt auch Audi - nicht zum ersten Mal - an den Gesprächen über das Antriebsreglement 2021 teil. Vertreten werden die Ingolstädter durch den neuen Sportchef Dieter Gass, der als einer der Befürworter eines Formel-1-Programmes bei Audi gilt.

Ein Einstieg der Marke mit den Vier Ringen ist jedoch nicht zu erwarten. Zu schwer lasten die im Volkswagen-Konzern-Jargon genannten "Sonderbelastungen aufgrund der Dieselthematik". Aber Gass und Co. wollen sich auf dem Laufenden halten, um die Optionen im Motorsport immer wieder realistisch beleuchten zu können. Neben den aktuell engagierten Werken Mercedes, Ferrari, Renault und Honda sollen neben Audi auch ein weiterer japanischer Hersteller und private Anbieter (Ilmor?) am Tisch sitzen.

Bisherige Antriebe: Zu teuer, zu kompliziert

"Keine Frage: Die aktuelle Generation von Antrieben sind großartige Ingenieursleistungen, aber sie sind zu teuer und zu kompliziert", sagt der neue FOM-Sportchef Ross Brawn. "Man sieht ja, welche Schwierigkeiten manche der aktuellen Hersteller haben." Der Brite verweist indirekt auf Honda, die in Zusammenarbeit mit McLaren seit 2015 nicht auf die Beine kommen. Im Gegenteil: Zur aktuellen Saison 2017 betrieb man hohen Aufwand, machte aber eher einen deutlichen Rückschritt.

Honda pumpt Unmengen Geld in ein riesiges Formel-1-Programm, ohne dafür entsprechende sportliche Erfolge einzufahren. Die anderen Hersteller, die ebenfalls Unsummen in die Entwicklung ihrer Aggregate investiert haben, holen sich einen Teil der Gelder über Kunden wieder herein. Knapp 20 Millionen Euro kostet ein Privatteam ein Einjahres-Deal mit den Motorenlieferanten. "Das ist zu viel. Vernünftig wären zwölf bis 15 Millionen Euro - ein guter Preis auch für die Privatteams", meint FIA-Präsident Jean Todt.

Bis zum Ende des laufenden Reglements (bis inklusive 2020) sollen die Antriebe sukzesssive immer günstiger werden. Mit Einführung der neuen Formel ab 2021 soll kein erneuter sprunghafter Anstieg der Preise erfolgen. "Der nächste Formel-1-Motor sollte weniger teuer sein. Ich habe keine ausgeprägte Meinung zu technischen Details wie etwa der Anzahl der Zylinder. Aber ich glaube, die derzeitige Formel 1 ist zu teuer", erklärt McLaren-Boss Zak Brown.

"Nehmen wir die IndyCar-Serie: Die schaffen es, dass ein Motorenprogramm für eine Saison 1,2 Millionen Dollar (umgerechnet rund 1,1 Millionen Euro; Anm. d. Red.) kostet. Da sind wir weit drüber", meint der Amerikaner. "Ich bin mir nicht sicher, ob ein teurerer Motor eine bessere Show für die Fans bedeutet. Insofern betrachte ich das Thema in erster Linie von einem kommerziellen Standpunkt, der da lautet: Lasst uns die Kosten senken!"

IndyCar-Antriebe kosten nur 1,1 Millionen Euro

In der amerikanischen IndyCar-Serie leisten die 2,2-Liter-V6-Biturbos von Honda und Chevrolet bis zu 700 PS. Man verzichtet auf teure Hybridkomponenten. Ob sich das die Formel 1 leisten kann? Wohl kaum. FIA-Boss Todt hatte zuletzt mehrfach betont, dass er die Technik der Königsklasse auf höchst modernem Niveau halten möchte, damit die Szene weniger angreifbar wird. Das Motto: Je grüner die Formel 1 sich anstreicht, desto weniger werden die Worte von Motorsportkritikern erhört.

In der Diskussion um die künftige Motorenformel prallen die Welten USA (Liberty Media) und Europa/Japan (Antriebshersteller) aufeinander. Während die neuen Formel-1-Mehrheitseigner eine Verbesserung der Show auf ihrer Agenda ganz oben haben, geht es für die Hersteller um Relevanz der Technologie. Die hohen Budgets werden in den Konzernen nur deshalb freigegeben, weil Mercedes und Co. die angeblich zukunftsträchtige Hybridtechnik im Wettbewerb darstellen dürfen.

"Ziel des Meetings am Freitag in Pairs ist es, die Meinung der Hersteller darüber einzuholen, wie es mit Motorsport-Antrieben in Zukunft weitergehen soll", erklärt Toto Wolff. "Wir haben dazu eine Meinung. Die möchte ich zum jetzigen Zeitpunkt aber nicht verraten", so der Mercedes-Motorsportchef. "Wir müssen unsere Lektionen daraus ziehen, was wir mit dem aktuellen Reglement richtig und falsch gemacht haben. Und dann müssen wir letztendlich ein aufregendes Produkt entwickeln."

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