Alonso & Porsche: Heißer Flirt oder heiße Luft?

, 23.10.2014

Laut spanischen Medien hat Porsche Fernando Alonso für die 24 Stunden von Le Mans ein Angebot unterbreitet - 'Motorsport-Total.com' überprüft die Gerüchte

Fernando Alonso ist seit Wochen das heiße Thema auf dem Formel-1-Transfermarkt. Der Spanier, der laut Ex-Boss Luca di Montezemolo 2015 nicht mehr für Ferrari fahren wird, spielte zuletzt Katz und Maus mit den Medienvertretern und machte unterschiedliche Andeutungen, die zu zahlreichen Spekulationen führten. Vieles deutet darauf hin, dass der zweifache Weltmeister 2015 zu McLaren zurückkehren wird, da bei allen anderen Top-Teams kein Platz für den erfolgshungrigen Superstar frei ist.

Immer wieder fällt allerdings auch der Name Porsche. In Spanien kursieren Gerüchte, der 33-Jährige hätte von der Sportwagen-Marke bereits ein Angebot erhalten, um 2015 endlich an den 24 Stunden von Le Mans teilzunehmen. Und auch Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff sagte in der österreichischen 'SportWoche', dass er Alonso abgesehen von McLaren, wo dieser nur mit einer Ausstiegsklausel nach einem Jahr hingehen würde, 2015 beim Langstreckenklassiker sieht: "Vielleicht fährt er ja mit seinem Freund Mark Webber gemeinsam in Le Mans. Das Rennen hat er sich dieses Jahr vor Ort angesehen, es fasziniert ihn offensichtlich."

Porsche relativiert Gerüchte

'Motorsport-Total.com' ging den Spekulationen auf den Grund und kontaktierte den Leiter des Porsche-LMP1-Programms, Fritz Enzinger. Der Österreicher deutet an, dass noch gar nicht entschieden ist, ob ein derartiges Engagement überhaupt möglich wäre: "Es ist noch keine Entscheidung gefallen, ob wir in Le Mans 2015 ein drittes Auto einsetzen werden. Und unsere sechs Fahrer für die zwei Autos sind bestätigt." Ohne ein drittes Auto wäre also kein Platz frei.

Derzeit sind die Piloten in den Trios Mark Webber/Brendan Hartley/Timo Bernhard und Romain Dumas/Neel Jani/Marc Lieb auf zwei Autos aufgeteilt. Die Entscheidung, ob Porsche noch ein drittes Fahrertrio ins Rennen schicken wird, soll laut Enzinger "zeitnah fallen, da dies durch den großen Aufwand eine gewisse Vorbereitungszeit in Anspruch nehmen würde". Der Hintergrund: Porsche will die aktuellen zwei, bereits eingespielten Mannschaften nicht auseinander reißen, sondern müsste eine neue dritte Mannschaft aufbauen.

Le-Mans-Start neben der Formel 1 grundsätzlich möglich

Wäre es für Alonso überhaupt möglich, die 24 Stunden von Le Mans für Porsche zu bestreiten, wenn er bei McLaren-Honda unterschreibt? Durchaus, denn der Termin für das Rennen an der Sarthe überschneidet sich 2015 nicht mit einem Formel-1-Rennen - der Klassiker findet zwischen den Grands Prix von Kanada und Österreich statt. Auch die Marken Porsche und Honda stehen nicht in direkter Konkurrenz zueinander - das wäre also auch kein Hinderungsgrund.

Nicht zu unterschätzen ist allerdings der zeitliche Aufwand, auch wenn es sich am Ende um ein 24-Stunden-Rennen handelt. Sollte Porsche ein drittes Auto bringen, dann würde es Sinn ergeben, dieses wie Audi schon beim WEC-Rennen davor in Spa-Francorchamps einzusetzen, damit die Abläufe sitzen. Auch beim WEC-Lauf in Belgien gäbe es übrigens keine Terminkollision mit der Formel 1. Im Vorfeld des Rennens wären Sitzproben, Simulatortests und Versuchsfahrten notwendig, um konkurrenzfähig zu sein - eine nicht zu unterschätzende Doppelbelastung.

Mögliche Vor- und Nachteile eines Alonso-Le-Mans-Deals

Doch was plant Porsche selbst? Zuletzt kamen bei den LMP1-Tests mit Frederic Makowiecki und Michael Christensen zwei GT-Fahrer aus dem hauseigenen Kader zum Einsatz - weitere Porsche-Fahrer sollen noch folgen. Man darf nicht vergessen, dass diese Piloten mit dem Langstrecken-Sport, der durchaus eigene Gesetze hat, deutlich besser vertraut sind als Formel-1-Stars und daher ebenfalls ihre Vorzüge haben. Das beweist der aktuelle Porsche-LMP1-Pilot Lieb, der sich im Prototypen ohne Vorerfahrung hervorragend zurecht gefunden hat.

Auch ein Blick in die DTM beweist, dass Formel-1-Piloten in anderen Disziplinen nicht automatisch glänzen, schließlich hatten dort sogar ehemalige Grand-Prix-Sieger wie Mika Häkkinen, Ralf Schumacher oder Jean Alesi große Mühe. Für Alonso würde allerdings der enorme Marketing-Effekt sprechen. Das beweist Mark Webber: Die Ankunft des Ex-Formel-1-Piloten hat der Langstrecken-WM und dem 24-Stunden-Klassiker deutlich mehr Breitenwirkung verliehen. Würde ein zweifacher Weltmeister wie Alonso das Rennen an der Sarthe neben der Formel-1-WM bestreiten, wäre die Begeisterung vermutlich noch deutlich größer.

Möglich ist aber, dass die Spekulationen um einen Le-Mans-Start von Alonso und übrigens auch Jenson Button politische Hintergründe haben könnten: Die beiden Hochkaräter haben noch keinen Formel-1-Vertrag für 2015 in der Tasche - und aus Mangel an Möglichkeiten kommen die Porsche-Gerüchte im Verhandlungspoker wie gerufen. Anders ist die Situation übrigens bei Nico Hülkenberg: Der Emmericher hat seinen Force-India-Deal dieser Tage fixiert und hat laut Informationen von 'Motorsport-Total.com' erfolgreich um eine Freigabe für einen Le-Mans-Start 2015 angesucht. Vielleicht machen also nicht die McLaren-Anwärter, sondern das 27-jährige Top-Talent das Rennen.

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