Radikal neue Wege bringt Audi mit dem neuen Urban Concept auf den Weg. Die elektrisch angetriebene Studie wurde für urbane Ballungsräume entwickelt, passt aber bislang in keine gängige Automobil-Kategorie. Der Audi Urban Concept wiegt nur 480 Kilogramm und vereint Elemente eines Rennwagens, eines Roadsters, eines Fun-Cars und eines City-Autos zu einem neuen Konzept - ein Fahrzeug, das den Begriff Fahrspaß neu definiert und völlig frei von Ballast ist. Grund genug, dieses Konzept im Detail zu betrachten.
© Foto: Audi
Design: Ein radikal neues Konzept
Das Design des Audi Urban Concept ist grundlegend neu, hat aber gewisse historische Wurzeln - nämlich bei den Auto Union-Rennwagen der 1930er-Jahre. Schon die alten Rennwagen bauten ultraleicht und ihre Motoren waren im Heck montiert. Ebenso standen die großen Räder außerhalb der Chassis frei im Raum.
Die in „Electroweiß Perleffekt“ lackierte Technikstudie von heute ist 3,219 Meter lang, 1,678 Meter breit und nur 1,189 Meter hoch. Bei dem Body drängen alle Linien nach vorn. Das Greenhouse baut extrem flach und die Dachlinie zieht keilförmig nach unten, während das Seitenfenster nach oben ansteigt. Die für Audi typische Tornadolinie verleiht dem Urban Concept darüber hinaus eine starke Schulter.
Vor dem Hinterrad akzentuiert ein aufrecht stehendes, nach vorne geneigtes Blade die Seitenansicht. Die in „Speedrot“ lackierte Kontur wirkt wie ein Überrollbügel und erinnert an den Hochleistungssportwagen Audi R8. Nach unten laufen die Karosserieflanken breit aus - das vergrößert die Bodenfläche, die zwei wichtige Funktionen besitzt: Bei höheren Geschwindigkeiten generiert die Bodenfläche Abtrieb, dient aber gleichzeitig zum komfortablen Laden der Batterie per Induktion.
Der für Audi typische Singleframe-Grill, der die Vier Ringe trägt, erscheint beim Urban Concept als geschlossene Fläche, die sich nach vorn klappen lässt, um dann den Ladeanschluss freizugeben. Die schmalen LED-Scheinwerfer sind währenddessen plastisch aus der Karosserie herausgezogen.
Die Blinker ziehen sich als LED-Lichtleiterstreifen über die Schutzbleche. Eng umlaufen die Abdeckungen die frei stehenden Räder. Plastisch designte Heckleuchten mit Schlusslicht und Bremslicht sind in den Fahrzeugkörper integriert und umlaufen das Heckfenster im oberen Bereich. Das Heck birgt ferner einen kleinen Gepäckraum, der wie eine Schublade aufgezogen wird.
Das vordere Segment des Glashauses ist beweglich ausgeführt und lässt sich - auf Schienen gelagert - von Hand nach hinten schieben. Zum Fahren kann man das Dach offen lassen oder schließen. Die Studie kommt ohne versenkbare Scheiben und ohne gewichtige Klimaanlage aus - geschlossen bietet die Kuppel Schutz vor Regen und kühler Luft. Alternativ zum verschiebbaren Dach entwickelte Audi einen Spyder mit einem flachen, umlaufenden Fensterband und mit Türen, die sich nach schräg oben öffnen.
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Technik: Aus dem Motorsport abgeleitet
Die Außenhaut des Audi Urban Concept besteht aus Carbon, bei der Zelle handelt es sich um einen Mix aus einem Carbon-Monocoque und einer Aluminiumstruktur. Dieser Leichtbau legt den Grundstein für das extrem niedrige Leergewicht der Technikstudie von gerade mal 480 Kilogramm.
Das aufwändige Fahrwerk unterstreicht den sportlichen Charakter des Audi Urban Concept. Dreiecksquerlenker, in einer Materialkombination aus Aluminium und Carbon hergestellt, führen die freistehenden 21-Zoll-Räder. In der sogenannten Cladding-Technologie gefertigt, bauen die Räder sehr leicht, während ihr Design die Lamellen-Optik der Audi e-tron-Modelle variiert. Das Reifenformat ist so ungewöhnlich wie das ganze Auto: es lautet 125/60 vorn und 145/50 hinten.
Der Audi Urban Concept nutzt die Pushrod-Technologie aus dem Motorsport – wie in einem Rennwagen liegen seine Federbeine im Inneren des Monocoques platziert, fast horizontal. Vier Scheibenbremsen übernehmen die Verzögerung. Der Wendekreis misst weniger als 9 Meter, was ideal für ein City-Car ist. Die Zahnstangenlenkung braucht dank des geringen Fahrzeuggewichtes keine Servounterstützung.
Antrieb: Pure Elektro-Power für die City
Die Batterie befindet sich, quer montiert, hinter den Sitzen. Der Lithium-Ionen-Akku, etwa 90 Kilogramm schwer, speichert 7,1 kWh Energie, von denen 5,7 kWh nutzbar zur Verfügung stehen. Die beiden Elektro-Motoren der Studie produzieren gemeinsam 15 kW / 20 PS Dauerleistung sowie 47 Nm Drehmoment. Audi platzierte die Elektro-Motoren zwischen den Hinterrädern und kombinierte diese mit einem einstufigen Getriebe.
Der Audi Urban Concept beschleunigt in 16,9 Sekunden von 0 auf 100 km/h, nach rund 6 Sekunden sind 60 km/h erreicht. Mit dem Drehmoment der Elektro-Motoren, das bereits aus dem Stand bereit steht, spurtet die Studie zumindest an der Ampel dynamisch los. Die Top-Speed beschränkten die Macher auf 100 km/h.
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Der Aktionsradius beträgt im europäischen Fahrzyklus 73 Kilometer. Die Batterie ist mit 400 Volt-Drehstrom in etwa 20 Minuten wieder vollgeladen, mit 230 Volt-Haushaltsstrom in etwa einer Stunde.
Audi Wireless Charging: Laden ohne Kabel
Alternativ zum Laden an der Steckdose arbeitet Audi intensiv an der Zukunft der Ladetechnologie. Der Begriff „Audi Wireless Charging“ (AWC) bezeichnet das kontaktlose Laden per Induktion. Die sogenannte Infrastrukturseite, bestehend aus einer Spule und einem Inverter (AC/AC-Wandler), wird auf den Stamm-Parkplatz des Audi Urban Concept gelegt und ans Stromnetz angeschlossen. Die Primärspule, die in der Platte eingelassen ist, erzeugt dabei mit 3,6 kW Leistung ein hochfrequentes Wechselfeld.
Fährt der Urban Concept auf die Platte, startet der Ladevorgang automatisch. Das magnetische Wechselfeld der Infrastrukturseite induziert nun über den Luftspalt hinweg eine Wechselspannung in der Sekundärspule, die im Fahrzeug integriert ist. Das Wechselfeld baut sich nur dann auf, wenn ein Fahrzeug über der Fläche steht und stellt keine Gefahr für Menschen dar.
Der Ladevorgang per Induktion dauert etwa so lang wie das Laden per Kabel und endet von selbst, wenn die Batterie vollgeladen ist; der Fahrer kann diesen auch jederzeit abbrechen. In einer späteren Ausbaustufe, so Audi, lässt sich die Induktion auch in die Verkehrs-Infrastruktur integrieren, etwa als Ausrüstung von Parkhäusern oder Wohnstraßen.
Innenraum: Wie in einer Flugzeugkanzel
Der Einstieg in den Audi Urban Concept erfolgt bei zurückgeschobenem Dach. Fahrer und Beifahrer steigen über die Bordkante wie in eine Wanne - Türen gibt es nicht. Große Gelenkigkeit ist dabei nicht erforderlich; denn ein Griff am Rahmen der Windschutzscheibe und spezielle Ausschnitte an den Sitzflächen erleichtern den Zustieg.
Das Showcar bietet zwei Passagieren Platz. Der Fahrer und der Beifahrer sitzen dabei nebeneinander - der rechte Sitz ist 30 Zentimeter zurückversetzt, damit genug Platz für Schultern und Arme bleibt. Die beiden Sitzunterbauten sind feste Bestandteile des Monocoques, um Gewicht zu sparen. Wie bei einem Rennwagen, tragen die Sitze Schaumauflagen, die individuell nach den Maßen der Kunden angefertigt werden.
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Das Sitzgefühl im Audi Urban Concept soll ein wenig an eine Flugzeugkanzel erinnern. Der Fahrer kann die aus Aluminium gefertigte Pedalerie und die Lenksäule passgenau einstellen. Beide Komponenten lassen sich in der Länge verschieben, die Pedalerie um 22 Zentimeter, die Lenksäule für den Einstieg um 14 Zentimeter und zusätzlich für die individuelle Einstellung um 6 Zentimeter.
Die Lenksäule liegt frei im Raum und trägt auf ihrem Rücken ein Display für die wichtigen Anzeigen. Das Lenkrad, klein und sechseckig, integriert Tasten und Walzen zur Bedienung; mit ihm lassen sich die „Audi Drive Select“-Fahrprogramme des Elektro-Antriebs steuern.
Das ganze Interieur ist dem strengen Diktat des Leichtbaus unterworfen. Unter der Windschutzscheibe verläuft ein starkes, ebenfalls in der Mitte offenes Flügelprofil quer durch den Innenraum, das als Instrumententafel neuen Zuschnitts einen Bediensatelliten für die Heizung und zwei große Luftausströmer trägt
Statt eines Teppichs deckt eine neuartige Matte Teile des Bodens ab. Dabei handelt es sich um ein ursprünglich im Sportschuh-Bereich entwickeltes technisches Textil, das Wasser abweist und sehr strapazierfähig ist. Die Sitze sind mit Stoff überzogen und am Rand mit Känguru-Leder eingefasst. Am Instrumentenbord setzen Aluminium-Applikationen Akzente.
Deformationszonen in Bug und Heck sowie zwei Airbags sorgen zu guter Letzt für hohe passive Sicherheit. Ein neues Assistenz-System soll ferner dem Fahrer helfen, Kollisionen mit Fußgängern zu vermeiden.
speedheads
12.09.2011
Zur Info: Der Artikel enthält nun die neuesten Details und die ersten echten Fotos.