Saab 9-3 XWD: Allradantrieb und 280 PS

, 25.03.2008


Zum ersten Mal in ihrer Geschichte bietet die schwedische Marke Saab für ihre Pkw einen Allradantrieb an. Premiere feiert die gemeinsam mit dem Zulieferer Haldex entwickelte Technik im als Limousine und Kombi erhältlichen Saab 9-3 Aero XWD sowie im streng limitierten Sondermodell 9-3 Turbo X.

Die Preisliste für die mit einem 206 kW/280 PS starken V6-Benziner ausgestatteten Allradmodelle startet zunächst bei 42 800 Euro.
Das Saab-Kürzel XWD steht für "Cross Wheel Drive". Das Haldex-System verteilt die Vortriebskraft fein ausbalanciert zwischen Vorder- und Hinterachse. Im Gegensatz zu anderen elektronischen Systemen, die den Allradantrieb erst bei Schlupf in Funktion setzen, ist es ab der ersten Zündschlüsseldrehung aktiv. Beim Anfahren auf trockener Straße fließen grundsätzlich 65 Prozent des Drehmoments zu den Hinterrädern. Danach ändert sich das Verhältnis kontinuierlich, bis bei konstanter Geschwindigkeit 92 Prozent an die Vorderräder gehen. Auf Nässe oder anderweitig rutschigem Untergrund kann es sich so weit umkehren, dass bis zu 97 Prozent des Drehmoments zu den Hinterrädern gelangen. Auch auf gewundenen Strecken fließt mehr Antriebskraft zur Hinterachse, womit ein kurvenwilligeres und gleichzeitig stabileres Fahrverhalten erreicht wird.

Der erste Probegalopp konnte das durchaus bestätigen. Viele andere Allradler durchfahren schnelle Kurven zunächst neutral und schieben im Grenzbereich über alle Viere oder über die Vorderräder zum Kurvenaußenrand. Der Schwede hingegen durcheilt Kurven wie ein Hecktriebler, seine Untersteuerneigung lässt sich durch Gasgeben ausgleichen. Zum Übersteuern oder gar zu richtigen Heckschwenks kommt es auch bei höherem Tempo kaum.
Falls doch, greift ESP sichernd ein. Das Resultat ist ein Fahren wie auf Schienen. Beim Anfahren auf Schnee und Eis setzt sich der Saab praktisch verzögerungsfrei in Fahrt, wobei eine Traktionskontrolle das Drehmoment bedarfsweise auf alle vier Räder verteilt. Mit geeigneten Reifen wühlt er sich auch aus Tiefschneepassagen wacker heraus, wenngleich die
Geländequalitäten schon wegen der geringen Bodenfreiheit unbedeutend sind.

Im ab 42 800 Euro erhältlichen 9-3 Aero XWD arbeitet eine verstärkte Version des bekannten 2,8-Liter-Turbo-Ottomotors. Statt 188 kW/255 PS bringt das V6-Triebwerk 206 kW/280 PS auf die Beine. Das maximale Drehmoment wächst von 350 Nm bei 1 800 U/min auf 400 Nm bei 2 150 U/min. Damit lässt sich in 6,2 Sekunden auf 100 km/h sprinten. Die Höchstgeschwindigkeit wird bei 250 km/h elektronisch begrenzt. Der Durchschnittsverbrauch liegt laut Hersteller bei 10,9 Liter Super pro 100 km. Der V6-Motor mit Aufladung zeichnet sich im Prinzip durch harmonischen, kontinuierlichen Kraftaufbau aus, kommt aber erst ab circa 2 000 Umdrehungen richtig zur Sache. Das Laufgeräusch ist auch bei hoher Drehzahl turbotypisch entspannt und angenehm. Trotz sportlicher Fahrwerksabstimmung ist der Abrollkomfort zufriedenstellend.

Im auf 2 000 Exemplare limitierten Sondermodell Turbo X für Preise ab 46 300 Euro sorgt ebenfalls der 2,8-Liter-Turbo-V6 mit 206 kW/280 PS für Vortrieb. Der 100 km/h-Sprint wird mit 5,7 Sekunden angegeben. Bei 250 km/h wird ebenfalls abgeregelt. Der Turbo X hebt sich vom Aero XWD durch ausschließlich schwarze Lackierung, 18-Zoll-Räder und eine um zehn
Millimeter tiefer gelegte Karosserie ab. Er hat eine Diffusor-artige Heckschürze, eckige statt runde Auspuffendrohre, einen grauen Frontgrill, eine tiefere Frontschürze und bis auf eine Zierleiste an der oberen Fensterkante keinen Chromschmuck. Die Ladedruckanzeige am Armaturenbrett ist ein Replikat aus dem Saab 900 Turbo, mit dem die Schweden in den 80er-Jahren ihre Turbotechnologie in den Fokus des Interesses rückten.

Was man nicht sieht: Der Allradantrieb des Turbo X verfügt sozusagen als Sahnehäubchen über eine elektronisch gesteuerte hydraulische Mehrscheibenkupplung an der Hinterachse. Sie übernimmt die Funktion eines Sperrdifferenzials, das die Hinterräder unterschiedlich stark mit Kraft betraut. Bis zu 80 Prozent des Drehmoments können an das Rad mit dem meisten
Grip geschickt werden. Das bringt Vorteile beim Anfahren auf unterschiedlichem Untergrund, zum Beispiel links Eis, rechts nasser Asphalt. Auch dort setzt sich der Saab nahezu verzögerungsfrei und ohne mit dem Heck zu schwänzeln in Bewegung. Das elektronische Sperrdifferenzial, genannt eLSD, schickt bei Kurvenfahrt, sogar beim Ausweichen vor einem Hindernis, stets mehr Kraft auf das am meisten belastete und damit mehr Grip aufbauende
Hinterrad. Damit folgt der Turbo X äußerst bereitwillig dem Lenkbefehl. Um enge Spitzkehren hechtet er förmlich herum, um anschließend mit aller Kraft auf der Hinterachse beschleunigen zu können.

Das elektronische Sperrdifferenzial wird ab Mitte des Jahres auch der 9-3 Aero XWD bekommen, der sich dann um circa 600 Euro verteuert. Nach Aussagen von Saab favorisiert die Marke weiterhin den Frontantrieb, legt aber mit dem Aero XWD und Turbo X gleichzeitig ein Bekenntnis zum Allradantrieb ab. Schon ab Modelljahr 2009 soll er für schwächere Motorisierungen ebenfalls erhältlich sein.

Technische Daten Saab 9-3 Aero XWD/Turbo X:
Viertürige Limousine und Kombi mit fünf Sitzen; 2,8 Liter-V6-Benziner, 206 kW/280 PS, 400 Nm/2150 U/min, 0-100 km/h in 6,2 Sek. (Turbo X: 5,7 Sek.), Höchstgeschwindigkeit 250 km/h, Verbrauch 10,9 l/100 km Super, CO2-Ausstoß 259g/km. Preis Saab Aero XWD: 42 800 Euro (Kombi: 44 400 Euro); Preis Saab Turbo X: 46 300 Euro (Kombi: 47 900 Euro).

2 Kommentare > Kommentar schreiben

25.03.2008

Unglaublich ist Saab jetzt auch auf den Lexus-Style-Rückleuchten-Zug aufgesprungen? Sowas sieht man häufig an der Tuning-Proll-Kiste an der Pommesbude aber an einem Saab hätte ich das jetzt nicht zwingend erwartet?!

27.03.2008

Die neuen Saabs haben zwar alle Power, jedenfalls die SPortversionen, aber dieses Design will mir einfach nicht gefallen:&


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