Manche Geschichten beginnen leise, fast unbemerkt. Doch Genesis Magma Racing tritt mit der Kraft eines Vulkanausbruchs auf die Bühne: Eine junge Luxusmarke ohne Motorsport-Vergangenheit, die sich nicht damit begnügt, Zuschauer am Rand der Legende zu sein, sondern mitten hinein in das Herz von Le Mans springt, um sich Respekt zu erkämpfen, den andere in Jahrzehnten aufbauten. Ein kühner Plan, der nicht nur ein eigenes Hypercar aus den Rallye-Wurzeln des Hyundai i20 N Rally1 und modernster Hybrid-Technik hervorbringt, sondern auch eine brennende Frage stellt: Wie weit kann Leidenschaft gehen, wenn sie sich traut, Tradition herauszufordern?
Genesis Magma Racing: Eine neue Ära beginnt mit dem Mut zur Unvollkommenheit
Genesis, das ist die erst 2015 gegründete Luxusmarke der Hyundai Motor Group. Die Südkoreaner verfolgen keine halbherzige Marketingstrategie, sondern gehen all-in. Mit einer klaren Vision, mit einem Hypercar in Vorbereitung und vor allem mit einem unerschütterlichen Glauben daran, dass Emotion, Leistung und Präzision universelle Sprachen sind. Was könnte diese Botschaft besser in die Welt tragen als ein Rennen, das seit über 100 Jahren als der Härtetest der Automobilwelt gilt: die 24 Stunden von Le Mans.
© Foto: Genesis
Erst im September 2024 fiel die Entscheidung, ein Rennteam aufzubauen und in Le Mans an den Start zu gehen - nur 9 Monate später steht Genesis Magma Racing mit dem Oreca 07 in der LMP2-Klasse an der Startlinie. Der Einsatz war ein mutiger Schritt: kein reiner Marketing-Stunt, sondern ein echtes Testlabor für das große Ziel: das Hypercar GMR-001, das ab 2026 in der FIA Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) antreten wird. Und was Genesis in dieser kurzen Zeit aufbaute, könnte sich als die Grundlage eines Motorsport-Märchens erweisen.
Warum LMP2? Der Kampfplatz für Charakter und Kompetenz
Le Mans gilt als Legende, aber niemand wird dort zur Legende, ohne zuvor geprüft worden zu sein. Genau aus diesem Grund beginnt Genesis seinen Aufstieg in der LMP2-Kategorie. Diese Klasse ist kein Spielplatz für Imagepflege, sondern ein Schlachtfeld der Gleichen: identische Chassis, identische Motoren und keine Ausreden. Nur Können zählt. Nur Teamgeist. Nur absolute Hingabe.
Die LMP2-Klasse wurde bewusst so gestaltet, dass nicht der dickste Geldbeutel gewinnt, sondern das beste Team. Alle Teilnehmer fahren mit dem gleichen Motor, einem 4,2 Liter großen V8-Triebwerk von Gibson mit maximal 400 kW/600 PS. Wer in dieser Klasse bestehen will, muss Abläufe perfektionieren, Strategien meistern und Fehler vermeiden. Es ist die Schule der Großen - eine, die keine Kompromisse kennt.
Für Genesis stellt die LMP2-Klasse im Jahr 2025 nicht nur ein Trainingslager dar, sie ist der Prüfstand, auf dem alles auf dem Spiel steht: die Ambition, die technische Fähigkeit und vor allem das Fundament für das nächste große Ziel, nämlich die Hypercar-Klasse ab 2026.
© Foto: Paola Depalmas, Genesis
Genesis Magma Racing: Wenn Leidenschaft zu Struktur wird
Magma ist kein zufällig gewählter Begriff. Magma steht für etwas, das tief im Inneren brodelt. Eine ungezügelte Kraft, die in Bewegung geriet, noch formbar, aber voller Potenzial. Genau das ist Genesis Magma Racing: ein junges Team mit einem klaren Ziel, einer glühenden Vision und der Entschlossenheit, diesen Weg diszipliniert und strategisch zu gehen. Dazu passt die auffällige, orange Lackierung perfekt.
Genesis setzt dabei auf Menschen, nicht nur Maschinen. Das Team besteht aus Mechanikern, Ingenieuren und Strategen, die in der European Le Mans Series 2025 (ELMS) wertvolle Erfahrung sammeln - nicht isoliert, sondern in enger Partnerschaft mit IDEC Sport, einem der renommiertesten LMP2-Teams Europas. Hier gelten der Mensch und Emotionen als Treibstoff.
Bereits im ersten Rennen in Barcelona (Spanien) errang das Team einen Klassensieg und Platz zwei im Gesamtklassement. In Le Castellet (Frankreich) gelang sogar ein Gesamtsieg - ein historischer Moment, nicht zuletzt, weil Jamie Chadwick damit als erste Frau überhaupt ein ELMS-Rennen gewinnen konnte.
Diese Leistungen sind das Ergebnis harter Arbeit, kluger Rennstrategien und eines Trajectory-Programms, das langfristig angelegt ist. Genesis will nicht nur gewinnen, sondern Talente entwickeln. Jamie Chadwick und Mathys Jaubert gehören zur ersten Generation dieses Programms und sollen, wenn alles nach Plan läuft, 2026 im Cockpit des Hypercars sitzen. Unterstützung erhält das Team in Le Mans von keinem Geringeren als André Lotterer, dreifacher Le Mans-Sieger.
© Foto: Paola Depalmas, Genesis
Auch wenn ein technischer Defekt das 24-Stunden-Rennen in Le Mans 2025 beendet, da sich das rechte Hinterrad in der Nacht löst - der Auftritt ist ein Statement und zeigt, wozu Genesis im Stande ist. Das Team befand sich zeitweise auf Podiumskurs.
Genesis GMR-001: Das Hypercar als Flaggschiff der Zukunft
Entwickelt bei Genesis Design Europe, mit einem Chassis von Oreca und einem Antriebsstrang, der auf den Motorsport-Technologien der Hyundai Motor Group basiert, markiert der Genesis GMR-001 die nächsten Phase. Zwei Fahrzeuge sollen ab 2026 in der Hypercar-Kategorie der FIA World Endurance Championship (WEC), ergo der Langstrecken-Weltmeisterschaft, an den Start gehen - und selbstverständlich auch in Le Mans.
Eine der spektakulärsten Facetten des Genesis GMR-001 Hypercars liegt tief im Herzen des Fahrzeugs verborgen: dem Antriebskonzept, das modernste Rallye-Technologie auf die Langstrecke bringt. Genesis wird zwei der bewährten 1,6 Liter großen Vierzylinder aus dem Hyundai i20 N Rally1 - jenem Rallye-Boliden, mit dem Thierry Neuville 2024 Rallye-Weltmeister wurde - zu einem hochkomplexen 3,2-Liter-V8-Triebwerk mit zwei Turboladern vereinen.
Gemäß dem Hypercar-Reglement darf dieses neue V8-Triebwerk eine Systemleistung von bis zu 500 kW/670 PS entfalten - eine Zahl, die allein beim Lesen Ehrfurcht einflößt. Ergänzt wird der Verbrenner von einer hochentwickelten Motor-Generator-Einheit, deren elektrische Gleichstromleistung 200 kW/272 PS nicht überschreiten darf. Diese in Zusammenarbeit mit Hyundai Motorsport entwickelte Antriebseinheit soll beweisen, dass modernste Rallye-Technologie, jahrzehntelange Ingenieurskunst und das kompromisslose Streben nach Geschwindigkeit in der Langstrecke eine vollkommen neue Dimension erreichen können.
© Foto: Vincent Thuillier, Genesis
Le Mans 2025: Mehr als ein Rennen - ein emotionaler Meilenstein
Als Genesis Magma Racing 2025 in Le Mans in der LMP2-Klasse antrat, war das mehr als ein Probelauf. Es war eine Bewährungsprobe. Ein Zeichen an die Szene: Wir sind nicht hier, um zuzusehen. Wir sind gekommen, um zu lernen und zu bleiben. In einem Rennen, das Mensch und Maschine an ihre Grenzen treibt, zeigte Genesis, dass dieses Team bereit ist, diesen Weg zu gehen. Auch wenn das Rennen für Genesis Magma Racing vorzeitig endete - die Präsenz auf der Strecke war ein kraftvolles Symbol für das, was kommt.
Le Mans bedeutet keine schnellen Siege. Es ist ein Ort für langfristige Legenden. Wer hier bestehen will, muss scheitern dürfen. Genesis zeigt genau diese Bereitschaft und den Mut, Rückschläge als Teil des Weges anzunehmen. Deshalb bleibt es nur eine Frage der Zeit, bis das Magma unaufhaltsam an die Oberfläche dringt.
Ein Werksteam mit Seele - nicht bloß ein Marketing-Projekt
In einer Zeit, in der viele Marken sich oberflächlich Motorsport-Engagements kaufen, geht Genesis einen anderen Weg. Mit Genesis Magma Racing wird von Grund auf eine Identität geschaffen. 2025 markiert den Anfang. 2026 folgt das nächste Kapitel mit einem Hypercar, das nicht nur den Namen trägt, sondern aus eigener Kraft entwickelt wird. Keine Aufkleber auf fremden Autos, sondern ein Team mit Menschen, die für dieselbe Vision brennen - mit eigenen Fahrern und eigenen Strategien. Es geht nicht nur darum, zu zeigen, wozu Genesis fähig ist, sondern darum, sich eine Geschichte zu verdienen.
Wer heute zusieht, erlebt womöglich die Geburtsstunde eines neuen Mythos. Wenn eine junge Marke den Mut hat, in Le Mans ihre Feuerprobe zu bestehen, dann ist alles möglich. Vielleicht ist es nicht die Frage, ob Genesis in Le Mans einmal gewinnen wird, sondern wann. Und wer Luc Donckerwolke zuhört, dem wird klar, dass dies nur der Anfang ist: Der Präsident und Chief Creative Officer der Hyundai Motor Group (Hyundai, Kia und Genesis) träumt davon, eines Tages ein Hypercar von Genesis auf die Straßen zu bringen.