Peraves Monotracer: Wie Fliegen auf den Zähnen

, 09.03.2007

Ferry Porsche sagte einmal, dass das letzte gebaute Auto ein Sportwagen sein würde. Gemeint hat er, dass die unnützen Dinge auch dann noch gekauft würden, wenn es eng werde, und dass Spaß durch nichts zu ersetzen sei - außer mit noch mehr Spaß. Monotracer fahren ist Fliegen auf 60 cm Sitzhöhe. Wenn es sein muss, über 250 km/h schnell. Aber heute fast noch wichtiger: Auch gemütlich „Monotracern“ hat was. Aus der Kanzelsicht sieht die Welt einfach anders aus.


Wir zitieren hier Porsche und reden viel vom Elfer, weil wir alle Fans dieser Ikone des Sportwagenbaus sind. Wie viele Prototypen hat Porsche wohl vom 911er gebaut? Wir wissen es, ehrlich gesagt, nicht. Peraves aus der Schweiz baute aber 90 Prototypen vom Monotracer unter dem Namen „Ecomobile“, die in den letzten 20 Jahren über 12 Millionen Kilometer zurücklegten. Mit 10 davon fuhren die Macher schon im Jahre 1996 in 3 Wochen 11.000 km kreuz und quer durch die USA - durch die sengende Hitze Arizonas und die eisigen Rockies.
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Einen richtigen Motorradfahrer zum Kabinenmotorrad zu überreden oder einen „gusseisernen“ 911er-Fahrer zu konvertieren, ist vermutlich unmöglich. Der Sportwagen und das Motorrad besitzen beide ihre Berechtigung, bereiten Spaß und sollen ihre Anhänger haben. Diese muss man im Hintersitz der Kabine festschnallen und mit ihnen auf einer kurvigen Strecke Blechdosen und Superbikes mit dem Monotracer kräftig ärgern. Dann sehen sie plötzlich, dass Peraves mit dem Monotracer den Schnitt zwischen einem Sport-Tourer und einem „richtigen“ Sportwagen anbietet.


Für den Vortrieb des bis zu 460 kg leichten Monotracers entnahm Peraves dem BMW-Motorrad K1200RS/LT den Vierzylindermotor mit 1.171 cm³ Hubraum. Die 130 PS und das maximale Drehmoment von 117 Nm bei 6.750 U/min reichen aus, um das Leichtgewicht in 5,7 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 zu beschleunigen und den Vortrieb erst bei über 250 km/h zu beenden. Geschaltet wird dabei über ein sequentielles Vierganggetriebe mit Rückwärtsgang an einem Motorradlenker, gekuppelt per Fuß. Eine automatische Kupplung ist optional erhältlich. Auch der Verbrauch beeindruckt: Fährt man konstant 90 km/h, sind es nur 4,5 Liter auf 100 km und bei 120 km/h lediglich 5,05 Liter.

Zur Zügelung des Monotracers dienen drei 320 mm große Scheibenbremsen mit Vierkolbenzangen im Vollverbund-ABS. Keramikbremsen und eine Antischlupfregelung gibt es gegen Aufpreis. Ein computerüberwachtes, elektrisches Servo-Stützsystem rundet die Maßnahmen ab, damit man bei langsamer Fahrt oder Stillstand nicht umkippt.


Die besten straßenzugelassenen Motorradreifen, die heute auf dem Markt sind, erlauben im Rahmen der Fahrphysik Schräglagen von 55 Grad. Von 100 Superbike-Käufern der Liga GSX-R, Fireblade, Ninja, K1200S, 999R und Co. haben vielleicht 20 jemals ihr Gerät mehr als 40 Grad geneigt. Höchstens 5 fahren regelmäßig mehr als 45 Grad Schräglage, auch weil die meisten durch exzessives „Hanging-Off“ mit ihrem eigenen Knie mehr Schräglage verhindern (und mehr Kurvenspeed). Der Monotracer hat, wenn sein „Knie“, das eingefahrene Stützfahrwerk, auf der Strasse aufsetzt, eine Schräglage von 52 Grad und ermöglicht Kurvenradien und Kurvenspeeds, die sonst nur absoluten Zweirad-Cracks vorbehalten bleiben. Voraussetzung: trockene und saubere Straßen, dann aber richtig spektakulär.

Die Kundschaft, die sich einen Peraves Monotracer zulegt, sollte über die nötigen Mittel verfügen; denn der Basispreis beträgt 52.500 Euro zzgl. Steuern. In Deutschland wären das 62.475 Euro. Dafür gibt es auch schon einen Porsche Cayman oder BMW Z4. Allerdings ohne die Exklusivität, die eine Jahresproduktion von 100 Fahrzeugen garantiert. Und einem die noch besseren Fahrleistungen des viel zitierten Elfers mit der Schräglagenfreiheit eines Superbikes dazu in die Garage stellt.


Gutes Design unterwarf sich auch bei Peraves im Wesentlichen der Funktion. Das bedeutet aber nicht, dass die Macher in Sachen Oberflächenfinish, Detailverarbeitung, Auswahl von Materialien, Haptik und Spaltmasse nicht an den Großserien-Mitbewerbern bei Zwei- und Vierrädern gemessen werden möchten. Das selbsttragende Composite-Monocoque besteht aus Faserverbundwerkstoffen und wurde mit Überrollschutzbügeln und Crashbar verstärkt. Den Motorträger, den Lenkkopf und die Stützachsen fertigte man gar aus Flugzeugstahl. Die nach links sich öffnende Flügeltür besitzt ferner ein Sonnendach. Und wer etwas Gepäck mitnehmen möchte, findet im Heck einen 200 Liter großen Kofferraum.

Im Innenraum der Kanzel nehmen die zwei Insassen hintereinander in Recaro-Schalensitzen mit Dreipunkt-Automatik-Sicherheitsgurten Platz. Sollte es mal zu heiß oder kalt werden, gleicht eine Klima-Heizungs-Belüftungsanlage mit Dreistufengebläse und Einlassluftfilter die Temperatur aus. Serienmäßig verbaut Peraves ein GPS-RDS-4LSP-Audiosystem. Als Option bieten die Schweizer außerdem CD-Player, Tempomat und Bi-Xenon-Licht sowie einen Fahrer-Frontairbag an.

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