BMW nennt seinen X3 ein ,,SAV", ein ,,Sports Activity Vehicle". Beim Topmodell 3.0sd liegt die Betonung klar auf ,,Sports".
Mit dem X3 hat BMW einen wahren Volltreffer gelandet. Mehr als 260.000 Exemplare haben die Münchner von ihrem ,,Sports Activity Vehicle" seit Markteinführung an den Mann gebracht. Damit der Erfolg anhält, spendieren die Münchner ihrem Soft-Offroader ein Facelift. Die wichtigste Neuerung dabei: Erstmals spielt ein Dieselmotor die Rolle des Topaggregats. Motorvision war mit dem neuen BMW X3 3.0sd unterwegs - und hat dabei die linke Autobahnspur gepachtet.
[strong]Design[/strong]
Optisch hat sich beim Facelift nicht viel getan. Warum auch, denn der X3 war sicher auch wegen seines schnörkellosen Designs so erfolgreich. Die dezenten Änderungen betreffen Stoßfänger, Leuchten (am Heck nun mit LED-Technik) und die Niere, die beim Neuen ein wenig breiter geworden ist. Apropos: Das Topmodell ergibt sich durch seine Nierenstäbe im Farbton ,,Titan hell" zu erkennen - und ansonsten nur durch diverse Schriftzüge und die um eine Nummer größeren Felgen (18 statt 17 Zoll). Ansonsten hat BMW einige der beim alten Modell noch schwarzen Rammschutzflächen in Wagenfarbe lackiert. Damit macht das SAV zwar einen weniger robusten, dafür weitaus eleganteren Eindruck.
[strong]Karosserie und Innenraum[/strong]
Das Manko vorweg: BMW hat die Kritik an der Materialanmutung des X3-Interieurs zwar zur Kenntnis, sich aber nicht wirklich zu Herzen genommen. Das verwendete Hartplastik würde mit seiner ,,groben Maserung" besser in einen wirklich kernigen Offroader passen. Sonst fallen auch im Innenraum die Änderungen zum abgelösten X3 nur dezent aus. Neu gestaltete Dreispeichen-Lenkräder und zusätzliche Dekorleisten heben den Nachfolger vom Vorgänger ab. Der 3.0sd verfügt zudem über Edelstahl-Applikationen an der Pedalerie und ein Tacho mit 270 km/h-Skalierung. Klingt übertrieben für einen Mittelklasse-Offroader, ist es aber nicht, wie das nächste Kapitel beweisen wird.
An der Bedienung gibt es nichts auszusetzen, obwohl iDrive noch keinen Weg ins X3-Cockpit gefunden hat - oder vielleicht gerade deswegen?! Wenig zu meckern gibt es auch in punkto Platzangebot. Der X3 ist zwar kein Raumwunder, bietet aber genau soviel Platz, wie man es von einem Auto dieser Klasse erwarten kann. Vorne passt es wie angegossen, BMW-typisch spannt sich das Cockpit um den Fahrer herum. Die Sitze bieten einen nahezu idealen Kompromiss aus Komfort und sportlicher Ausformung. In der zweiten Reihe gibt es nach oben und zur Seite genug Luft. Allenfalls Sitzriesen dürften sich über zu wenig Kniefreiheit beklagen. Der Kofferraum bietet zwischen 480 und 1.560 Liter (bei vollständig umgeklappten Rücksitzen) und damit Klassenstandard.
[strong]Antrieb und Fahrwerk[/strong]
Wenn die Fahrer ausgewiesener Sportcoupés oder potenter Sechszylinder-Limousinen bei Tempo 230 verschämt die linke Spur räumen, muss man in einem besonderen Auto unterwegs sein. Oder in einem ,,schnöden" Diesel-Offroader wie dem BMW X3 3.0sd. Kein Zweifel: Dieser Motor ist mit 286 PS und 580 Newtonmetern (zwischen 1.750 und 2.250 Touren) ein wahres Sahnestück! Scheinbar völlig unangestrengt und für einen Diesel extrem drehfreudig zieht der Biturbo-Selbstzünder den Zweitonnen-Koloss nach vorne. Die Umwelt fliegt nur so vorbei, und wenn man einen Blick auf den Tacho riskiert, ist die Nadel mal eben an der 240 km/h-Marke angelangt. Nebenbei kann der Beifahrer mit der Lupe nach einem Turboloch suchen - er wird garantiert keines finden.
Ebenso begeistern Sound (kernig und gar nicht ,,Diesel-like") und Sechsgang-Automatik. Diese schaltet nicht hektisch umher, sondern nutzt das monströse Drehmoment des Motors aus - Chapeau! Und sparsam ist der Bolide auch noch: Rund 10,5 Liter im Schnitt (Werksangabe: 8,7) gehen angesichts der sportlichen Fahrweise, der aerodynamisch ungünstigen Statur und der knapp zwei Tonnen Leergewicht absolut in Ordnung.
Wer denkt, mit einem so starken Offroader kann man höchstens schnell geradeaus fahren, wird durch den X3 3.0sd eines Besseren belehrt. Lenkbefehle werden sehr direkt umgesetzt, die im Normalfall leicht hecklastige Auslegung des ,,xDrive"-Allradantriebs trägt ihren Teil zur guten Agilität bei. Trotz guten Handlings liegt der Federungskomfort auf hohem Niveau. Das optionale und wahrlich knochenharte Sportfahrwerk kann man sich also sparen. Preis der guten Straßenperformance: Für´s grobe Gelände taugt der X3 nicht, denn eine Getriebeuntersetzung oder Differentialsperren fehlen nach wie vor. Humane Feld-, Wald und Wiesenwege sind aber dank des überarbeiteten ,,xDrive"-Systems mit verbesserter Kraftverteilung kein Problem. Auch eine Bergabfahrhilfe und ein Stabilisierungsprogramm für den Anhängerbetrieb sind an Bord.
[strong]Kosten[/strong]
Das Kosten-Kapitel - hier dreht sich oft ein ansonsten positiver BMW-Testbericht ins Gegenteil um. Klar, auch die 50.300 Euro Grundpreis des X3 3.0sd muss das Konto erst einmal bereithalten. Natürlich hätte die Serienausstattung (mit Sechsgang-Automatik, Partikelfilter, Klimaautomatik, CD-Radio, 18-Zoll-Leichtmetallrädern und Abo auf die linke Autobahnspur) reichhaltiger ausfallen dürfen. Nette Details wie Navigationssystem, Einparkhilfe, ein HiFi-Lautsprechersystem oder Ledersitze muss man für viel Geld extra ordern. Doch immerhin fährt man den mit Abstand sportlichsten Vertreter der ,,kleinen" SUV-Klasse, der sich zudem als wahrer Allrounder entpuppt und einen hohen Wiederverkaufswert verspricht. Insofern scheint der Preis angemessen zu sein. Daran ändern auch die kleinen Schwächen (Materialanmutung, kaum vorhandene Offroadtauglichkeit) nichts.
[strong]Technische Daten (Werksangaben):[/strong]
Leistung: 210 kW (286 PS) / 4.400/min
Max Drehmoment: 580 Nm / 1.750 - 2.250/min
Beschleunigung 0 - 100 km/h: 6,6 s
Höchstgeschwindigkeit: 240 km/h
Durchschnittsverbrauch: 8,7 l / 100 km
Grundpreis: 50.300 Euro