Dodge Caliber: Wilder Widder von rauem Kaliber

, 27.08.2007


Mit einem Kampfpreis, kerniger Optik und deutschem Technik-Know-how tritt der Dodge Caliber an, um die Kompaktklasse aufzumischen.

Dodge betritt Neuland: Nachdem sich die Amis hierzulande bisher vor allem mit dem Supersportler Viper und dem kernigen Pick Up Ram einen Namen gemacht haben, wagen sie jetzt offiziell den Schritt nach Europa. Der Eisbrecher soll ein Kompakter sein, der aber - typisch amerikanisch - aufgrund seiner Maße der Golf-Klasse längst entwachsen ist: der Caliber. Auf den ersten Blick stehen die Chancen nicht schlecht: Sein Grundpreis von 18.990 Euro macht ihn angesichts der Serienausstattung zum preisgünstigen Angebot. Mit seiner kernigen Optik dürfte er vor allem Asphalt-Cowboys ansprechen. Für den Vortrieb zeigt sich ein bewährter Motor aus deutschen Landen verantwortlich. Doch reicht das, um für Furore zu sorgen?

[strong]Design[/strong]

Optisch markiert der Caliber den Kernigen. Mit dem markanten Kühlergrill, auf dem zentral das Markenlogo - ein stilisierter Widder - prangt, nimmt er die vor ihm Fahrenden ins Fadenkreuz. Große Scheinwerfer leiten in dicke Kotflügel-Backen über, die gemeinsam mit der hohen Schulterlinie Solidität vermitteln. Die sich nach hinten zuspitzenden Fenster- und analog dazu verlaufende Charakterlinien sorgen für leichte Coupé-Anleihen im Design. Das Heck wirkt dagegen zerklüftet: Dachspoiler, Abrisskante, Rückleuchten und Stoßfänger gehen keine harmonische Symbiose ein.

[strong]Karosserie und Innenraum[/strong]

Mit einer Außenlänge von 4,41 Metern ist der Dodge Caliber der Kompaktklasse eigentlich entwachsen. Leider macht sich das beim Platzangebot kaum bemerkbar. Haben die Insassen erst einmal ihre Plätze erklommen, geht es erstaunlich eng zu. Bis auf die überdurchschnittliche Kopffreiheit bietet der Caliber nicht mehr Platz als Golf, Astra und Co., die aber allesamt 15 bis 20 Zentimeter kleiner sind. Enttäuschend: das Kofferraumvolumen. Nachdem man das Gepäck über die sehr hohe Ladekante gewuchtet hat, stehen lediglich zwischen 352 und 1.013 Liter zur Verfügung. Zum Vergleich: Der fünftürige Opel Astra bietet 380 bzw. 1.295 Liter. Dafür kann der Caliber optional mit zusätzlichen Lautsprechern im Kofferraum aufwarten, was ihn zum soundstarken Partymobil macht.

Der Caliber ist ein Paradebeispiel dafür, dass die Amis in Sachen Materialanmutung und Verarbeitung inzwischen deutlich ins Hintertreffen geraten sind. Die mausgraue Plastikwüste ist ein haptischer Alptraum und nimmt zudem jeden Kratzer übel. Die schweißtreibenden Kunstledersitze sind einigermaßen bequem gepolstert, bieten aber wenig Seitenhalt. Die Bedienung dagegen gibt kaum Rätsel auf. Bis auf den Hebel für den Tempomaten, der rechts vom Lenkrad nur knapp über dem Fahrerknie platziert ist, befindet sich alles an seinem Platz. Manko: Durch die kleinen Fensterflächen bietet der Caliber eine schlechte Rundumsicht, besonders nach schräg hinten.

[strong]Antrieb und Fahrwerk[/strong]

Den Motor kauft Dodge in Deutschland ein: Der Zweiliter-Turbodiesel stammt von VW, legt seine bekannten Charaktereigenschaften aber auch im Amerikaner an den Tag. Dank seiner 310 Newtonmeter bei bereits 1.750 Touren legt der Caliber gut los, um sich bereits bei rund 4.000 Umdrehungen als ziemlich konditionsschwach zu erweisen. Also im Zweifelsfall eher den höheren Gang wählen, denn bei Zwischenspurts präsentiert sich der aufgeladene Selbstzünder bei fast allen Gelegenheiten als ausreichend elastisch. Das bringt zudem zwei angenehme Nebeneffekte mit sich: Der Fahrer erspart sich so manchen Gangwechsel mit dem knochigen Getriebe, und der kernig nagelnde Turbodiesel geht nicht ganz so rau zu Werke.

Rau - ein Attribut, das auch zum Fahrwerk passt. Der Caliber rumpelt mehr schlecht als recht über Querfugen, Schlaglöcher und Bodenwellen, um dann mit einer merklich nachschwingenden Karosserie das Vertrauen des Fahrers auf eine harte Probe zu stellen. Auch zum Kurvenkünstler reicht es nicht: Die zu leichtgängige und gefühllose Lenkung sagt wenig über den Fahrbahnzustand aus, und dank heftiger Karosseriebewegungen schwankt der Dodge mehr durch Kurven, als dass er fährt. Das gemächliche Cruisen ist also eher die Domäne des Amis, wobei sich dann auch ein moderater Spritverbrauch von unter sechs Litern realisieren lässt.

[strong]Kosten[/strong]

Mit einem Grundpreis von 18.990 Euro liegt der Dodge Caliber mit Zweiliter-Dieselmotor deutlich unter der Konkurrenz. Allerdings lässt die günstigere SE-Ausstattung viele Wünsche offen: Annehmlich- keiten wie Nebelscheinwerfer, Lederlenkrad mit Radio-Fernbedienung oder Tempomat gibt es nur in der 21.090 Euro teuren SXT-Ausstattung. Leider sind viele Ausstattungsdetails willkürlich in teuren Paketen zusammengefasst und können nicht einzeln bestellt werden. Denn was haben ein Reifendruck- Kontrollsystem, ein Schaltsack aus Kunstleder oder eine Teppich-Kofferraummatte im ,,Sound-Paket-Plus" zu suchen? Positiv: Derzeit gibt Dodge ohne Aufpreis das Fünf-Sterne-Premium-Paket dazu, das in den ersten vier Jahren (bis 50.000 Kilometer) alle Serviceleistungen und Reparaturen enthält. Daneben ist zumindest bei den Diesel-Modellen und dem 2,4-Liter-Top-Benziner der Schleuderschutz ESP samt Antriebsschlupfregelung und Bremsassistent an Bord.

[strong]Fazit[/strong]

Der Dodge Caliber legt keine Glanzvorstellung hin. Für ein Auto seiner Größe bietet er zu wenig Platz, das Interieur ist teilweise mangelhaft verarbeitet, die graue Plastiklandschaft im Interieur sorgt für Tristesse, und das Fahrwerk ist weder komfortabel noch agil. Auf der Habenseite stehen der kräftige Dieselmotor, das eigenständige, aber trotzdem gefällige Design und die niedrigen Einstiegspreise, die sich beim Blick auf die Ausstattungslisten, besonders aber beim zu erwartenden Wiederverkaufswert, etwas relativieren. So bleibt der Dodge Caliber eine Alternative für Sparfüchse, denen Robustheit mehr wert ist als technische Finesse und denen die Konkurrenten zu teuer und/oder zu gewöhnlich sind.

[strong]Technische Daten (Werksangaben):[/strong]

Leistung: 103 kW (140 PS) / 4.000/min
Max. Drehmoment: 310 Nm / 1.750 bis 2.500/min
Beschleunigung 0 - 100 km/h: 9,3 s
Höchstgeschwindigkeit: 196 km/h
Durchschnittsverbrauch: 6,1 l / 100 km
Grundpreis Caliber SE 2.0 CRD: 18.990 Euro

Jetzt kommentieren
Jetzt bewerten

Zum Bewerten musst Du registriert und eingeloggt sein.

Weitere Dodge-Testberichte

AUCH INTERESSANT
GWM: Bezahlbare Wasserstoffautos aus China

AUTO-SPECIAL

GWM: Bezahlbare Wasserstoffautos aus China

Während sich in Deutschland die Mobilität noch im Umbruch zum Elektroauto befindet, wird in China bereits an der nächsten großen Offensive gearbeitet: der Wasserstoffantrieb für Autos - und das …


TOP ARTIKEL
VW Golf R 2024: Power-Spritze zum 50sten
VW Golf R 2024: Power-Spritze zum 50sten
BYD Seal U Test: Kampfpreis - das macht den Unterschied
BYD Seal U Test: Kampfpreis - das macht den …
GWM WEY 03 Test: Plug-in-Hybrid mit Mega-Reichweite
GWM WEY 03 Test: Plug-in-Hybrid mit …
News-Abo
Jeden Morgen kostenlos per E-Mail:
Aktuelle Artikel
Bridgestone Turanza 6: Sommerreifen für weniger Verbrauch
Bridgestone Turanza 6: Sommerreifen für weniger …
VW ID.7 GTX Tourer: Alle Infos - der erste Check
VW ID.7 GTX Tourer: Alle Infos - der erste Check
VW Golf R 2024: Power-Spritze zum 50sten
VW Golf R 2024: Power-Spritze zum 50sten
World Car of the Year 2024: Die Top 3 ist enthüllt
World Car of the Year 2024: Die Top 3 ist enthüllt
GWM: Bezahlbare Wasserstoffautos aus China
GWM: Bezahlbare Wasserstoffautos aus China


Speed Heads - Sportwagen- und Auto-Magazin

Das Auto und Sportwagen Magazin mit täglich aktualisierten Auto News, Motorsport News, Auto Tests, Sportwagen Berichten und der streng geheimen Auto Zukunft. Speed Heads ist die Community für echte Auto-Fans und informiert im Sportwagen Magazin über Neuigkeiten aus der Welt der schnellen Autos.

  • emotiondrive Logo
  • World Car Awards Logo
  • Motorsport Total Logo