Fahrbericht Dodge Avenger

, 28.08.2007


Der Widder ist los und bläst zum Angriff auf die Mittelklasse. Dodge Avenger heißt der Neue und soll ab September im Revier der Etablierten von Audi bis Mercedes wildern: Dodge spricht selbstbewusst vom ,,Raubtier in der Mittelklasse".

Nach dem Caliber in der Kompaktklasse und dem Nitro bei den SUVs bringt Dodge nun also eine Mittelklasse-Limousine nach Europa. Der Avenger buhlt um die Käuferschar mit bulliger Muscle-Car Optik, zitiert ohne Scham den großen Bruder Challenger. Ausgestellte Radkästen, ein Hüftknick vor der C-Säule, dazu Ecken und Kanten im Blechkleid, so sieht der Dodge schon im Stand aggressiv aus. Vorne darf sich das markentypische dicke Fadenkreuz mit dem Widderemblem selbstbewusst in den Wind stellen. Das Heck ziert ein kleiner, aber schicker Spoiler, den man sich trotz Aufpreis von 390 Euro leisten sollte. Der Avenger - zu deutsch: Rächer - zeigt braven Mittel-Klasse-Kutschen unverhohlen seine Krallen.

Eine Kampfansage auch der Preis. 22.000 Euro verlangt Dodge für den Zweiliter-Benziner mit 156 PS. Den Zweiliter-Diesel kaufen die Amis bei VW ein. Sein Preis: knapp 24.000 Euro. Das bekannte Pumpe- Düse-Aggregat leistet 140 PS, mit 310 Nm schiebt es den 1,6 Tonnen schweren Avenger unaufgeregt, aber souverän nach vorne. 11,8 Sekunden auf 100 sind zwar keine Macht, aber ausreichend. Der Verbrauch pendelt sich laut Dodge bei 6,2 Litern ein. Unser Testverbrauch lag bei engagierter Fahrweise zwischen sieben und acht Litern.

Das Fahrwerk ist angenehm straff, die Seitenneigung hält sich in Grenzen. Die Lenkung könnte allerdings direkter ansprechen, auch der Fahrkomfort leidet unter einer unausgewogenen Dämpfung. Aufeinander folgende Bodenwellen quittiert der Avenger mit ruppigem Aufschaukeln. Trotzdem ist man stets sicher unterwegs - dank serienmäßigem ESP.

Sollte der Avenger mal auf der Strecke bleiben, ist im Kaufpreis das ,,Fünf-Sterne-Premium-Paket" enthalten. Für vier Jahre und 50.000 gefahrene Kilometer garantiert Dodge Mobilität. Das umfasst alle Wartungsarbeiten und Reparaturen sowie Abschleppen bei technischen Defekten - ein echtes Kaufargument, wie wir finden. Ein paar nette Gimmicks hat der Dodge auch noch an Bord: Der Cupholder kühlt auf Knopfdruck Flaschen und Dosen auf bis zu zwei Grad minus. Eine besondere Neuheit, die Chill-Zone: Ein Kühlfach für vier Getränke. So wird auch der quälende Stau am Brenner mit quäkenden Kindern auf der Rückbank noch erträglicher. Doch die sind eigentlich gut versorgt im Avenger. Ein paar Kreuze in der Aufpreisliste, und schon sind Festpatten-Navi mit 20 Gigabyte Festplatte und iPod-Anschluss (2.500 Euro) sowie ein DVD-Entertainment-System (1.350 Euro) für Hinterbänkler mit an Bord.

Doch auch der Dodge Avenger leidet an einer typisch amerikanischen Krankheit: Dem tristen Innenraum in Verbindung mit schlampiger Verarbeitung. Diese Plastikwüste verdient kaum die Bezeichnung Interieur. Eine alptraumhafte Plastikwand, grau in grau, einfach zum Wegschauen. Die verwendeten Materialien: billig! Die Haptik: billig! Da ist auch die serienmäßige Klimaanlage kein Trost. Das traurige Bild komplettieren die mäßig bequemen Plastik- Schaumstoff-Sessel. Von wegen Raubtier in der Mittelklasse, das riecht nach Faultier in der Unterklasse! Nicht der einzige Grund, weshalb der Rächer am Ende wie ein zahnloser Tiger dasteht.

Es fehlt zum einen ein kräftiger Motor. Dodge verspricht uns zwar für Anfang 2008 einen V6-Motor, doch der leistet dann magere 188 PS. Weiteres Manko ist die schlampige Verarbeitung und der lieblose Innenraum. Der Avenger punktet am Schluss mit günstigen Preisen, er ist immerhin 2000 Euro billiger als der vergleichbare Opel Vectra. Sein markantes, unangepasstes Design ist ein echter Hingucker, selbst wenn seine Auftritte hierzulande eher selten sein werden.

Willkommen in der Nische, eigentlich schade, denn Charakter hat er, der bullige Ami.

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