Fahrbericht Mazda6 MPS: Dezente Dynamik

, 27.08.2007


"Dezente Dynamik" ist das Motto des Mazda6 MPS, die Top-Version des Mazda6. Der japanische Mittelklasse-Sportler besticht durch einen zurückhaltend-eleganten Auftritt, ein agiles Fahrverhalten und eine umfassende Ausstattung.

Serienmäßig mit einem 191 kW/260 starken Turbo-Benzindirekteinspritzer und permanentem Allradantrieb ausgerüstet, kostet der MPS faire 34 780 Euro.
Trotz der 260 Pferdestärken ist der MPS von einem rabiaten Sportler weit
entfernt: Zurückhaltung, Understatement und Kultiviertheit hat sich der Japaner auf die Fahnen geschrieben. Entsprechend dezent ist der äußere
Auftritt: Das Top-Modell der Mittelklasse-Baureihe gibt sich nur durch die spezielle Front- und Heckschürze, den kleinen Heckspoiler und die Auspuffblenden zu erkennen. Auch die Motorhaube wölbt sich stärker nach oben als beim Basis-Sechser; nicht zum Selbstzweck, sondern um dem Ladeluftkühler des Turbo-Motors Platz einzuräumen.
Beim Tritt auf das Gaspedal ist es mit der Zurückhaltung vorbei: Mit kaum merklicher Verzögerung setzt der Turboschub ein und peitscht die Stufenheck-Limousine nach vorn. 6,6 Sekunden für den Sprint von null auf 100 km/h und 240 km/h Höchstgeschwindigkeit sind Werte, mit denen man beim Nachbarn punkten kann; wichtiger für den Alltag ist das beachtliche Durchzugsvermögen des aufgeladenen 2,3-Liter-Vierzylinders in mittleren Drehzahlen, das so manchen Schaltvorgang durch das gleichwohl sauber gestufte Sechsganggetriebe überflüssig macht. Trotz des etwas dünnen Motorsounds aus der zweiflutigen Abgasanlage zeigt der MPS auf Wunsch beide Gesichter: das eines biestigen Turbosportlers und das eines gelassenen Gleiters und Reisewagens.

Bei der Fahrwerksauslegung spielt der Mazda6 die Rolle des mit guten Manieren ausgerüsteten, ausgewogenen Familien-Sportlers. Ohne Frage federt der Japaner straff, bewahrt sich dabei aber stets eine Portion Restkomfort und will sensiblere Gemüter nicht durch übertriebene Härte abschrecken. Dass er sich dennoch überaus sportlich bewegen lässt, liegt vor allem an dem serienmäßigen Allradantrieb. Er leitet je nach Fahrsituation bis zu 50 Prozent der Antriebskraft über eine Lamellenkupplung an die Hinterachse und verleiht dem MPS ein neutrales, fast narrensicheres Fahrverhalten, das viele Fahrfehler verzeiht. Auch in schnellen Kurven zeigt der Japaner kaum Seitenneigung, bleibt stets handlich und lange gutmütig; dank des Allradantriebs lässt sich der Wagen ohne Traktionsprobleme zügig aus der Kurve heraus beschleunigen und auch auf nasser Fahrbahn sicher beherrschen.

Der MPS könnte also ein Sportwagen für alle Jahreszeiten und für die ganze Familie sein - wenn er denn etwas variabler wäre. Wegen des Allradantriebs ist das Kofferraumvolumen gegenüber dem Mazda6 mit Frontantrieb um 50 Liter auf 455 Liter Fassungsvermögen geschmolzen. Aus Gründen der Karosseriesteifigkeit kann außerdem die Rückbank nicht umgeklappt werden. Beide Maßnahmen fördern nicht gerade die Alltagstauglichkeit des Fahrzeugs: Manch sperriges Ladegut, das etwa nach einem Besuch im Baumarkt oder Möbelhaus zu verstauen wäre, muss leider draußen bleiben. Immerhin lässt sich der für eine Stufenheck-Limousine verhältnismäßig weit ausgeschnittene Kofferraum leicht beladen, die Ladekante ist nicht zu hoch. Eine perfekte Mischung aus Dynamik und Praxistauglichkeit böte der MPS als Kombi, doch der ist vorerst nicht geplant.

Im Innenraum kann der Japaner mit größtenteils hochwertig wirkenden Oberflächen und gut ablesbaren, im klassischen Stil gestalteten Instrumenten punkten. Sicherheits- und Komfortausstattung sind umfangreich und lassen kaum Wünsche offen. Nur ein Glasschiebedach und ein Navigationssystem stehen auf der Aufpreisliste; alles andere - ESP, Klimaautomatik, Bose-Soundsystem, 18-Zoll-Leichtmetallfelgen oder Ledersitze mit etwas dürftigem Seitenhalt - ist bereits ab Werk vorhanden. Bei einem Basispreis von 34 780 Euro ist das ein faires Angebot. Vor dem Kauf ist trotzdem genaues Rechnen gefragt: Denn der hohe Durchschnittsverbrauch, der sich nur mit Mühe unter 13 Liter Super Plus auf 100 Kilometern drücken lässt, und die hohen Versicherungs-Typklassen verheißen hohe Unterhaltskosten: So werden allein für die Haftpflicht bei der AXA 651 Euro pro Jahr verlangt. Zumindest im Kostenkapitel entpuppt sich der Mazda6 MPS dann doch als echter Sportwagen.

[strong]Technische Daten Mazda6 MPS:[/strong]

Viertürige Stufenheck-Limousine der Mittelklasse, Länge/Breite/Höhe/Radstand: 4,77 Meter/1,78 Meter/1,43 Meter/2,68 Meter; Kofferraumvolumen 455 Liter, Leergewicht 1 665 Kilogramm, zul. Gesamtgewicht 2 085 Kilogramm; Antrieb: 2,3-Liter-Turbo-Vierzylinder-Motor, 191 kW/260 PS, max. Drehmoment 380 Nm bei 3 000 U/min, 0-100 km/h in 6,6 Sek., Höchstgeschwindigkeit 240 km/h, Testverbrauch 12,8 Liter Super Plus/100 km, Steuern pro Jahr 155 Euro, Beiträge bei der AXA-Versicherung: KH 651 Euro (Typklasse, SF 1, Zulassung Düsseldorf, 100 Mio. Euro pauschal mit Schutzbrief), Vollkasko (Typklasse 27) und Teilkasko (Typklasse 30) werden in der AXA-Produktlinie Kraftfahrt alternativ nicht angeboten; Preis ab 34 777 Euro.

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