Fiat 500 Abarth Test: Abarthiger Spaßbringer mit Flirtfaktor

, 16.11.2012


Ich mache etwas, das ich sonst nie mache und nehme die Spannung vorweg: Dieser Wagen macht so „abarthig“ Spaß - und das in jeder Situation. Ende der Durchsage! Doch dazu im weiteren Verlauf mehr; denn der liebevoll „Fiffi“ getaufte Abarth 500 hat trotz kompakter Maße viel zu bieten. Noch eins vorweg: Die Sport-Taste sollte tunlichst immer aktiviert bleiben.

Kommen wir erst einmal zu den nüchternen Fakten, bevor wir uns den emotionalen Qualitäten des italienischen Lifestyle-Flitzers widmen. Der 1.4-Liter-Turbomotor feuert die 135 PS und 206 Nm (im Overboost 180 Nm) Drehmoment mit einer Leichtfüßigkeit ab, so dass sich der Fahrer permanent im Bereich einer Ordnungswidrigkeit befindet. Zu verdanken ist das nicht nur dem äußerst drehfreudigen Motor, der in 7,9 Sekunden die 100er-Marke fallen lässt und für einen City-Giftzwerg respektable 205 km/h (220 km/h auf dem Tachometer) erreicht, sondern vor allem seinem geringen Gewicht von nur 1,1 Tonnen. Der Fiat 500 Abarth, benannt nach dem ehemaligen Rennfahrer und Fiat-Tuner Carlo Abarth, kommt für diese Fahrzeugklasse durchaus potent daher und sorgt für ein Leistungsgewicht von 8,2 kg/PS (11,2 kg/kW).

Der flinke Italiener fühlt sich in jedem Drehzahl- und Geschwindigkeitsbereich pudelwohl und der Fahrer besitzt permanent ein sportlich ambitioniertes Auto unter dem Hintern, das mit einer straffen Lenkung und guter Traktion überzeugt. Letzteres beeinflusst die „Torque Transfer Control“ (TTC) getaufte elektronische Differentialsperre an der Vorderachse positiv und sorgt neben den übrigen Fahreigenschaften für das typische „Go-Kart-Feeling“ beim Fahren mit Fiffi. Doch eins sollte man dabei nicht vergessen: Die Sport-Taste an der Mittelkonsole sollte immer aktiviert sein; denn sonst zeigt der Fiat 500 Abarth sein biederes Gesicht mit einer eher trägen Gasannahme, schwammigeren Lenkung und einer viel zu früh blinkenden Schaltanzeige.

Wer diesen Rat beherzigt, vergisst beim Cruisen mit dem Fiat 500 Abarth häufig, womit er gerade unterwegs ist und fühlt sich wie auf einer Kartstrecke. Spätestens wenn man(n) das Kart verlässt und auch von weiblichen Passanten positiven Zuspruch über so viel Knuffigkeit erhält, weiß der Fahrer, womit er tatsächlich unterwegs ist. Hier wären wir direkt bei einem der ganz großen Stärken von Fiffi: Er ist einfach überall beliebt - bei Jung, bei Alt, bei Frau, bei Mann, aber vor allem bei Frau! So kauft der Kunde mit dem Fiat 500 auch immer ein bisschen Flirt-Faktor bei ungeplanten Ampelstopps und der heimtückischen Parklückensuche mit.


Wer bietet mehr Flirt-Faktor: alt oder neu?

Für einige Stunden während unseres Foto-Shootings mit dem Fiat 500 Abarth sind wir dieser Frage einmal auf den Grund gegangen und holten uns einen Ur-Fiat-500 zur Unterstützung, um die Reaktionen der Passanten ungefiltert aufzufangen. Es resultierten einige interessante Gespräche und Reaktionen, neugierige Blicke und viel Liebäugelei beim örtlichen Italiener aus diesem kleinen nicht-wissenschaftlichen Test.

An der ersten Foto-Location angekommen, kamen kurze Zeit später die ersten Passanten und ein älteres Ehepaar auf ihren Rädern vorbei. Diese hielten auf Höhe des alten Fiat 500 an und gerieten sofort ins Schwärmen. Auf Nachfrage entpuppten sich diese als ehemalige Fiat 500-Fahrer und zeigten sichtlich Freude an dieser kleinen Reunion. Als wir ihnen das Messer auf die Brust setzten, welcher der beiden Fiffis der schickere sei, fiel ihre Wahl denkbar eindeutig aus: „Der Alte natürlich, das sind wir ihm schuldig“. Das gleiche Ergebnis bei weiteren, älteren Passanten.

Wir mussten für unseren Vergleich an ein etwas jüngeres Publikum herantreten, um ein aussagekräftiges Ergebnis zu erzielen. An einer italienischen Eisdiele parkten wir die Autos erneut direkt nebeneinander. Hier ließ sich ebenfalls sehr schnell die Begeisterung für den Ur-Fiffi entdecken, der dem neuen Abarth fast ein bisschen die Show stahl.

Als ein Reisebus anrollte und anhielt kam nun jüngeres Publikum hinzu, dessen Augen am Neuen kleben blieben. Vor allem die bullige und sportliche Optik der Abarth-Variante mit seiner zweiflutigen Abgasanlage, die klar macht, dass hier mehr als der Serienantrieb werkelt, waren Ziel der Begierde.

Zu guter Letzt wollten wir ein paar „Einheimische“ nach Ihrer Meinung zu den beiden Fiffis befragen. Nach einem kurzen Plausch mit dem italienischen Eisdielen-Besitzer kam dieser ins Schwärmen für den Fiat 500 - maßgeblich für den Alten. Als er aber einmal um den neuen Fiat 500 schwänzelte und erkannte, dass es sich dabei um einen Abarth handelte, schlug seine Begeisterung plötzlich um. Der Neue stahl dem Alten nun doch die Show.

Resultat: Den Fiat 500 Abarth empfanden sowohl Jung als auch Alt als sehr schick, insbeondere die junge Generation, die sich mit diesem Lifestyle-Flitzer stark identifizierte. Was wir aus diesem Test ebenfalls mitnehmen: Ein Italiener hält nur solange an einer automobilen Tradition fest, bis er durch noch mehr Leistung vom Fortschritt infiziert wurde.

Der aktuelle Fiat 500 Abarth ist alles andere als „bieder“ und das zeigt er ganz ohne Scham: Belüftungsschlitze, Schweller, Schürzen, Spoiler und ein Heckdiffusor mit zwei fetten Endrohren betonen, dass hier ein gedopter Fiat 500 unterwegs ist. Vier Abarth-Embleme rings um das Auto, ein Abarth-Schriftzug an den Seiten und bullige Felgen im Abarth-Design untermauern selbstbewusst das Statement: Mach Platz Großer, jetzt komm‘ ich!


Interieur: Konsequent sportlich, aber zügig anschnallen

Im Innenraum setzt sich das Selbstbewusstsein fort. Dort herrscht sportliches Flair, das sich im positiven Sinne auf das Wesentliche beschränkt. Die mit einer roten Ziernaht eingerahmten Sportsitze geben guten Seitenhalt und machen optisch richtig Eindruck - optional sind diese mit einem Lederbezug erhältlich. Die mittige Instrumenteneinheit vereint Drehzahlmesser, Geschwindigkeitsanzeige, Multifunktionsanzeige, Tankanzeige und diverse Warnsymbole in einer schicken Einheit. Links davon brachte Abarth eine Ladedruckanzeige mit Schaltpunktanzeige an, die für einen Hauch Motorsport-Feeling sorgt.

Der Fahrer sollte immer dafür sorgen, dass sich der Beifahrer zügig anschallt; denn sonst blinkt nicht nur permanent das entsprechende Warnsymbol im Cockpit. Es ertönt darüber hinaus ein extrem schriller Dauerton, der im Fiat-Konzern bereits berühmt berüchtigt ist und so gut wie bei jedem Modell zum Tragen kommt. Bleibt zu hoffen, dass Fiat in Zukunft ein Herz für unsere Ohren entwickelt und auf ein etwas dezenteres Warngeräusch setzt.

Das Interieur bietet neben allerhand nützlicher Ablagefächer ein richtig gut in den Händen liegendes Sportlenkrad, das unten leicht abgeflacht ist, wie sich das für einen Fahrerkreis mit sportlichem Anspruch gehört, und beherbergt Tasten und Schalter für die wichtigsten Mutlimedia- und Telefon-Funktionen.

Hat man erst einmal verstanden, sein Bluetooth-Telefon per Sprachsteuerung mit dem Blue&Me-System zu koppeln, funktioniert das freihändige Telefonieren wunderbar. Auch der Rest des Innenraums sieht für diese Fahrzeugklasse wertig verarbeitet aus und beinhaltet alles was man braucht. Das Soundsystem testeten wir nicht so intensiv, da bereits der Sound des Abarth-Triebwerks, das durch den fetten Abgasstrang geschickt wird, das Herz eines jeden „Speed Head“ höher als jeder Chart-Song schlagen lässt.


Fazit: „Abarthig“ grandios!

Alles in allem stellt der Fiat 500 Abarth ein extrem hippes Lifestyle-Fahrzeug mit hohem Flirtfaktor dar und bietet darüber hinaus sportlich ambitionierten Fahrern das gewisse „Go-Kart-Feeling“ mit Straßenzulassung, das man sich so oft auf tristen deutschen Straßen wünscht. Diese grandiose Symbiose an positiven Eigenschaften ist selten zu finden und verdient ein extra Lob.

Ein bisschen Kritik zum Schluss bleibt aber dennoch: Das extrem nervende akustische Warnsignal (Achtung Durchdrehgefahr) bei noch nicht angeschnalltem Beifahrer und ein zu sensibel eingestellter Warnblinker (verwirrtes Folgeauto), der sich bereits bei etwas schärferen Bremsmanövern einschaltet, bietet Raum für Feintuning in zukünftigen Modellen. Das tut dem Ganzen jedoch keinen Abbruch; denn der Fiat 500 Abarth bleibt das, was er ist: „Abarthig“ grandios!


Technische Daten Fiat 500 Abarth:

Antriebsart: Frontantrieb | Hubraum: 1.368 cm³ | Leistung: 99 kW/135 PS | Drehmoment: 180 Nm bei 4.500 U/min (mit Overboost 206 Nm bei 3.000 U/min) | Vmax: 205 km/h | Beschleunigung 0-100 km/h: 7,9 Sekunden | Durchschnittsverbrauch: 6,5 l/100 km | CO2-Emission: 155 g/km | Preis: ab 17.650 EUR

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