Fiat Grande Punto Sport: Großer Name, großes Auto?

, 27.08.2007


Der Fiat Grande Punto Sport mit dem 130 PS starken Dieselmotor macht überall eine gute Figur. Und das liegt nicht nur am schicken Äußeren.

Schlechte Zuverlässigkeit, lahme Motoren, tristes Design, insgesamt ein niedriges Qualitätsniveau - Fiat-Fahrer hatten in der jüngeren Vergangenheit wenig zu lachen. Entsprechend mies ist das Image der Italiener, letzte Plätze in Zufriedenheits-Umfragen sind eher die Regel als die Ausnahme. Zu allem Überfluss endete auch noch die kurze Ehe mit General Motors im Desaster. Doch es gibt Licht am Ende des Tunnels: Mit dem neuen Grande Punto möchte Fiat eine Qualitäts- und Schönheitsoffensive starten und verloren gegangenes Vertrauen zurückgewinnen. Ob der ,,große Punkt" in der Sportversion und mit 130 PS starkem Dieselmotor das Zeug dazu hat, Fiat aus der Misere zu helfen, zeigt unser Testbericht.

[strong]Design[/strong]

Für die Gestaltung des Grande Punto-Blechkleids war das Designstudio Giugiaro verantwortlich. Selbstbewusst streckt der Italiener seine Nase in den Wind, im oberen Bereich des zweigeteilten Kühlergrills prangt stolz das Fiat-Logo. Die weit nach hinten gezogenen Scheinwerfer fügen sich stimmig ins harmonische Äußere, die 17-Zoll-Räder sind genau richtig dimensioniert. Details wie die auf der ,,Hüfte" stehenden Außenspiegel und die kleinen Dreiecksfenster an der A-Säule lockern die Seitenansicht auf. Die Rückleuchten spannen sich weit oben um die C-Säule herum, ein kleiner Dachspoiler untermauert den sportlichen Anspruch. Einziger Schönheitsfleck: Das üppig dimensionierte Auspuff-Endrohr, das sich so gar nicht in die glattflächige Heck-Optik integrieren will.

[strong]Karosserie und Innenraum[/strong]

Die Sportversion des Grande Punto gibt es nur als Dreitürer. Das Platzangebot bewegt sich auf Klassenstandard - nicht mehr, aber auch nicht weniger. Vier Erwachsene ertragen auch längere Strecken gut, die angenehm straff gepolsterten Sportsitze bieten viel Seitenhalt. Allerdings schränkt das weit in den Innenraum ragende Armaturenbrett das Raumgefühl ein. Der Kofferraum bietet zwischen 275 und 1.030 Liter Volumen und ist dank seiner großen Grundfläche gut nutzbar. Allerdings muss das Transportgut über eine hohe Ladekante gewuchtet werden, und die Rücksitzlehne ist nur ungeteilt umklappbar.

Von der teilweise lieblosen Verarbeitung vergangener Tage ist im Grande Punto Sport nichts mehr zu spüren. Selbst auf schlechten Wegen ist kein Quietschen oder Knarzen zu vernehmen. Die Materialien machen einen hochwertigen, die Farbkombination einen geschmackvollen Eindruck. Manko: Die Skalierung der weiß hinterlegten Instrumente lässt sich bei eingeschaltetem Licht schlecht ablesen. Auch die Ergonomie lässt Wünsche offen. Für einige Bordcomputer-Funktionen muss man ein Tastenfeld links des Lenkrads bemühen, für andere eine Taste am Scheibenwischerhebel. Wir wünschen uns eine einheitliche Lösung wünschen. Ablagen sind Mangelware, ebenso wie Cupholder, von denen es nur zwei gibt. Und diese sind so unglücklich vor dem Schalthebel platziert, dass sie beim Gangwechsel ständig stören. Fiat, bitte nachbessern!

[strong]Antrieb und Fahrwerk[/strong]

Im Antriebs-Kapitel zeigt sich, ob der Grande Punto den Namenszusatz ,,Sport" zu Recht trägt. Als erstes steht der Motor auf dem Prüfstand - ab auf die Autobahn. Hier fühlt sich der Fiat im Windschatten weitaus größerer Autos pudelwohl und zieht mit Tacho 215 (Fiat gibt 200 km/h als Topspeed an) seine Bahnen. Keine Frage: Mit dem 130 PS starken 1.9 Multijet-Grande Punto lassen sich vorzüglich Kilometer fressen, wobei der Verbrauch im Rahmen bleibt. Wir haben 7,5 Liter im Schnitt gemessen. Das Triebwerk arbeitet dabei erstaunlich leise und macht stets einen unangestrengten Eindruck. Stramme 280 Newtonmeter maximales Drehmoment (bei 2.000 Touren) helfen zudem, den Italiener auch aus dem Drehzahlkeller ordentlich anzuschieben.

Doch schnell geradeaus kann fast jeder. Also ab auf die Landstraße. Hier hinterlässt der Grande Punto einen zwiespältigen Eindruck. Das im Vergleich zum normalen Grande Punto um 30 Millimeter tiefergelegte Fahrwerk ist knackig geraten, der Fiat erfreut mit einer satten Straßenlage. Er bleibt in schnell gefahrenen Kurven lange neutral, um schließlich leicht beherrschbar über die Vorderräder zu schieben. Dabei ist die Federung erstaunlich komfortabel. Nur schnell aufeinander folgende Querfugen dringen deutlich spürbar nach innen durch. Weniger gut gelungen sind Bremse und Lenkung. Die Lenkung gibt sich zwar extrem direkt, aber auch sehr leichtgängig und deshalb sehr gefühllos. Die Stopper sind schlecht zu dosieren, da das Pedal erst gar keinen Widerstand gibt, um dann sofort zur Vollbremsung auszuholen. Im Zusammenspiel sorgt das dafür, dass sich das Auto im Handling recht synthetisch anfühlt.

[strong]Kosten[/strong]

17.990 Euro kostet der Fiat Grande Punto Sport mit dem 1.9 Multijet 8V-Dieselmotor. Ein Sonderangebot ist er damit nicht. Ein Blick auf die Serienausstattung weist den Italiener aber trotzdem als gutes Angebot aus. Bei der Sicherheitsausstattung muss man keine Abstriche machen, ESP, ABS, sechs Airbags und fünf Sterne im EuroNCAP-Crashtest sind Serie. Auch die 17-Zöller, CD-Radio mit MP3-Player und eine Klimaanlage sind im Basispreis enthalten. Gegen 300 Euro Aufpreis wird aus der Klimaanlage eine -automatik, auch ein elektrisches Glasschiebedach (850 Euro), Einparkhilfe (210 Euro) und eine Lederausstattung (1.050 Euro) sind zu haben. Unverständlich ist allerdings, warum Fiat für den Partikelfilter 600 Euro extra verlangt.

[strong]Fazit[/strong]

Der Fiat mit dem sperrigen Namen ,,Grande Punto Sport 1.9 Multijet 8V" wird seinem dynamischen Anspruch durchaus gerecht, ohne von seinen Insassen Kompromisslosigkeit einzufordern. Auf der Habenseite stehen der kräftige Motor, das knackige Fahrwerk, das schicke Design, der gute Qualitätseindruck und die gute Verarbeitung. Dagegen können Bremse, Lenkung und Bedienungsfreundlichkeit nicht ganz überzeugen. Ein Schnäppchen darf man nicht erwarten. Doch der nicht ganz so erwachsene, dafür aber 150 PS starke VW Polo GTI ist mit 19.125 Euro deutlich teurer. Fazit: Der Grande Punto hat das Zeug, bei Fiat einen Imagewandel einzuleiten und den kränkelnden Konzern aus der Krise zu führen. Fiat, bitte weiter so!

[strong]Technische Daten (Werksangaben):[/strong]

Leistung: 96 kW (130 PS) / 4.000/min
Max. Drehmoment: 280 Nm / 2.000/min
Beschleunigung 0 - 100 km/h: 9,5 s
Höchstgeschwindigkeit: 200 km/h
Durchschnittsverbrauch: 5,8 l / 100 km
Grundpreis: 17.990 Euro

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