Nissan X-Trail: Unscheinbar neu

, 28.08.2007


Evolution statt Revolution heißt scheinbar das Motto beim neuen Nissan X-Trail. Denn äußerlich kommt das kompakte SUV nahezu unverändert daher.

In Wahrheit aber ist in der zweiten Generation des Allradlers alles neu. Für den Antrieb stehen zwei Diesel und zwei Benziner in einer Leistungsspanne von 104 kW/141 PS bis 127 kW/173 PS zur Wahl. Beliebtester Motor in Deutschland dürfte der 110 kW/150 PS starke Einstiegsdiesel sein, mit dem der japanische Allradler ab 29.440 Euro zu haben ist.

Ein Lifestyle-SUV ist der X-Trail nicht. Seine Karosserie ist klassisch kastenförmig gestaltet, die massive Stoßstange und ausgestellte Radhäuser vermitteln Solidität und Kraft. Der Nutzwert steht ganz klar im Vordergrund. Gegenüber dem Vorgängermodell hat der Neue um 17,5 Zentimeter in der Länge zugelegt, was vor allem der Beinfreiheit im Fond und dem Laderaum zugute kommt. Dieser fasst bei voller Bestuhlung nun 603 Liter Gepäck, durch Umklappen der Rückbank kann das Volumen auf 1.773 Liter erweitert werden. Unter einem doppelten Ladeboden finden sich weitere Staufächer mit variabler Aufteilung. Die Fächer bestehen aus abwaschbarem Kunststoff, was praktisch beim Transport verschmutzter Ladung ist. Ein Ersatzrad findet so allerdings keinen Platz mehr, ein Reparatur-Kit soll im Notfall helfen. Im Innenraum bietet der neue X-Trail mit weichen Kunststoffen und ansehnlichen Instrumenten deutlich mehr Qualität als sein Vorgänger. Die Instrumente sind nun auch nicht mehr mittig im Armaturenbrett platziert, sondern hinter das Lenkrad gerückt. Die Sitzposition ist angenehm hoch, die Polster sind allerdings eine Spur zu weich.

Was das kantige Äußere verspricht, hält auch die Technik unter dem Blech: Der Allradler ist geländegängiger als die meisten SUVs. Für die Kraftverteilung an die Achsen sorgt eine elektromagnetische Kupplung. Im Normalfall wird nur die Vorderachse angetrieben, bei fehlender Traktion schalten sich in Millisekunden die beiden hinteren Räder zu und übertragen bis zu 43 Prozent der Antriebskraft. Über ein Rad an der Mittelkonsole lässt sich die Verteilung auch bei 50 Prozent zu 50 Prozent sperren, um in schwerem Gelände besser voranzukommen. Ab Tempo 40 löst die Sperre sich wieder selbstständig. Die dritte mögliche Einstellung legt den X-Trail auf Frontantrieb fest und ermöglicht so eine besonders spritsparende Fahrweise auf gut ausgebauten Straßen. Für Fahrten im Gelände ist zudem eine Bergabfahrhilfe an Bord, die die Geschwindigkeit selbstständig reduziert, ohne dass der Fahrer die Bremse belasten müsste. Auch auf der Straße nützlich ist die Berganfahrhilfe, die das Zurückrollen verhindert.

Während der Fahrt zeigt sich der auf der Plattform des Kompaktklässlers Qashqai aufgebaute Offroader komfortabel und Pkw-ähnlich. Straßenunebenheiten werden zuverlässig weggefedert, ohne dass die Fahrstabilität leiden würde. Trotz des hohen Schwerpunkts können Kurven flott durchfahren werden. Im Allradmodus verhält sich das Fahrzeug dabei nahezu neutral, im Frontantriebmodus hält sich das Untersteuern in Grenzen.

Um den 2,17 Tonnen schweren Geländewagen auf Trab zu halten, reicht bereits die leistungsärmere Ausführung der beiden angebotenen Dieselmotoren. Dieser bringt es auf 110 kW/150 PS und verfügt über ein maximales Drehmoment von 320 Nm, die bei 2.000 Touren anliegen; 90 Prozent der Kraft sind aber bereits bei 1.750 U/min abrufbar. In Verbindung mit der optionalen Sechsgangautomatik gelingt der Sprint von null auf 100 km/h in passablen elf Sekunden. Überholmanöver brauchen aber eine Gedenksekunde zwischen dem Tritt aufs Gaspedal und der Umsetzung in Vortrieb. Generell goutiert das Getriebe eher moderates Fahren mit gleichmäßiger Geschwindigkeit, schnellere Tempowechsel werden mit spürbaren Schaltvorgängen der Automatik quittiert.

Zudem lässt das Triebwerk nie Zweifel an seiner Bauart aufkommen: Das Diesel-Nageln ist zwar gedämpft, aber deutlich zu hören. Darüber hinaus zittert im untertourigen Bereich der Innenspiegel in der Frequenz des Motors mit. Der Verbrauch spricht allerdings wieder für den Selbstzünder: Auf 100 Kilometern genehmigt sich der Japaner laut Hersteller 7,1 Liter Diesel, im Alltag dürften es rund anderthalb Liter mehr sein.

Unterm Strich ist die zweite Generation des X-Trail eine Weiterentwicklung der erfolgreichen ersten Ausgabe. Mehr Platz für Passagiere und Gepäck, der hochwertigere Innenraum sowie neue Motoren und Ausstattungsmerkmale werten die Neuauflage auf, ein seriemäßiges ESP und sechs Airbags sorgen für Sicherheit. Ansonsten bleibt er, was er war: Ein SUV, das ordentliche Offroad-Eigenschaften mit guter Straßentauglichkeit verbindet - ein junger Klassiker eben. Wer stattdessen moderne SUV-Optik ohne Geländeambitionen sucht, wird bei Nissan mit dem Qashqai und dem Murano besser bedient.

[strong]Technische Daten Nissan X-Trail:[/strong]

[strong]2,0-Liter-Diesel mit Partikelfilter[/strong]

110 kW/150 PS, max. Drehmoment: 320 Nm/2.000 U/min, 0-100 km/h: 11,2 s, Höchstgeschwindigkeit: 188 km/h, Verbrauch: 7,1 Liter Diesel je 100 km, CO2-Ausstoß: 190 g/km, Preis: ab 29.440 Euro;

[strong]2,0-Liter-Diesel mit Partikelfilter[/strong]
127 kW/173 PS, max. Drehmoment: 360 Nm/2.000 U/min, 0-100 km/h: 10,0 s, Höchstgeschwindigkeit: 200 km/h, Verbrauch: 7,4 Liter Diesel je 100 km, CO2-Ausstoß: 198 g/km, Preis: ab 32.140 Euro;

[strong]2,0-Liter-Benziner,[/strong]
104 kW/141 PS, max. Drehmoment: 196 Nm/4.400 U/min, 0-100 km/h: 11,1 s, Höchstgeschwindigkeit: 184 km/h, Verbrauch: 8,7 Liter je 100 km, CO2-Ausstoß: 208 g/km, Preis: ab 26.990 Euro;

[strong]2,5-Liter-Benziner[/strong]
124 kW/161 PS, max. Drehmoment: 233 Nm/4.400 U/min, 0-100 km/h: 9,8 s, Höchstgeschwindigkeit: 194 km/h, Verbrauch: 9,6 Liter je 100 km, CO2-Ausstoß: 230 g/km, Preis: ab 30.040 Euro

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