Als lupenreiner Roadster mit 194 kW/264 PS Leistung feiert der legendäre Opel GT im März zu Preisen ab 30 675 Euro Wiederauferstehung.
Doch im Gegensatz zu seinem Namensvetter aus den 60er Jahren soll der Neue seinen Siegeszug genau in der entgegengesetzten Himmelsrichtung antreten: Von den USA aus, wo er nun gebaut wird und woher ein Großteil seiner Technik stammt, nach Europa, wo er das lange Zeit biedere Image der Marke mit dem Blitz aufpolieren soll. Der Ur-GT hingegen, damals als Coupé, wurde zwar in Rüsselsheim gebaut, doch zu über 70 Prozent in den USA verkauft.
Äußerlich orientiert sich der neue Zweisitzer klar an der ruhmreichen Vergangenheit. Lange Motorhaube, flache Karosserie und langer Radstand verleihen ihm Dynamik. Front und Heck sind ein wenig breiter modelliert als die Fahrgastzelle; eine Anlehnung an das Cola-Flaschen-Design amerikanischer Sportwagen. Für optische Aggressivität sorgen die breite Spur, der stämmige Auftritt und ein pfeilförmiger Kühlergrill mit der markentypischen Bügelfalte in der Mitte.
Modellhistorisch folgt der Hecktriebler jedoch auf den bis vergangenes Jahr gebauten Opel Speedster. Für den Antrieb des neuen Roadsters sorgt so ebenfalls ein starker Motor. Das 2,0-Liter-Triebwerk mit Benzindirekteinspritzung und Turbolader leistet 194 kW/264 PS und verfügt über ein Drehmoment von 353 Nm ab 2 500 Umdrehungen. Das Aggregat benötigt ein wenig Anlauf, um auf Touren zu kommen, verlangt also prinzipiell nach Drehzahl. In den ersten vier Gängen der etwas hakeligen Fünfgangschaltung steht die volle Power zur Verfügung, der lang übersetzte fünfte Gang eignet sich dann für die Langstrecke. Bei flotter Fahrweise auf Landstraßen dürfte der Spritverbrauch daher deutlich über den vom Hersteller angegebenen 9,2 Litern liegen.
Beim Fahrverhalten profitiert der Frontmotor-Roadster von einer gleichmäßigen Gewichtsverteilung auf Vorder- und Hinterachse. So lässt er sich flott, handlich und neutral durch die Kurve zirkeln. Dabei kann die Karosserie allerdings durchaus ein leichtes Knacken und Knistern von sich geben, die Verwindungssteifigkeit ist trotz stabilisierender Träger ausbaufähig. Das Handling wird durch das etwas zu groß geratene Lenkrad eingeschränkt, das ausholende Armbewegungen beim Kurvenfahren erfordert. Ein kleineres Sportlenkrad ist zunächst nicht im Angebot. Die Bremsen verzögern zuverlässig, lassen jedoch eine Kleinigkeit an Biss vermissen. In der Summe ist der Opel GT daher eher Cruiser als performance-orientierter Sportwagen.
In Sachen Verarbeitungsqualität kann das im amerikanischen Wilmington zusammen mit den GM-Schwestermodellen Pontiac Solstice und Saturn Sky gebaute Fahrzeug nicht voll überzeugen. Zwischen den Karosserieteilen klaffen - zumindest bei den getesteten Exemplaren - breite und ungleichmäßige Fugen. Im Innenraum wurde bei der Materialauswahl gespart, es dominiert dunkles Plastik; Türöffner, Lüftungsdüsen und die Schließknöpfchen sind schmucklos anmontiert. Scharfe Kanten und raue Oberflächen fühlen sich unangenehm an. Für einen Roadster dürfte es da im Cockpit etwas mehr Glanz und Emotion geben.
Denn Alltagsnutzen bringt der neue Opel nur wenig mit. Der Kofferraum ist bei offenem Verdeck im Grunde nicht vorhanden, im Innenraum stehen nur zwei winzige Staufächer zur Verfügung. Bei geschlossenem Stoffverdeck fasst der Zweisitzer immerhin einen kleinen Koffer. Das Dach selbst wird per Hand geöffnet. Hierfür muss der Fahrer das Auto verlassen und die Haube eigenhändig im Kofferraum verstauen. Dazu ist ein wenig Geschicklichkeit und etwas Kraft vonnöten.
Mit einem Preis von 30 675 Euro ist der GT auf dem deutschen Roadstermarkt konkurrenzlos. Der günstigere Mazda MX-5 kann bei der Leistung nicht mithalten, die offenen Zweisitzer der deutschen Wettbewerber verlangen für vergleichbare Motorisierungen knapp 10 000 Euro mehr. So ist Opels neues Topmodell durchaus eine Alternative für Zweitwagenfahrer. Spaß macht der Roadster nämlich allemal.
[strong]Technische Daten Opel GT:[/strong]
Roadster, Länge/Breite/Höhe/Radstand: 4,10 Meter/1,81 Meter/1,27 Meter/2,42 Meter, Gewicht 1,3 Tonnen, Kofferraumvolumen 66 Liter bis 157 Liter. 2,0-Liter-Turbo-Ottomotor mit Direkteinspritzung und 194 kW/264 PS Leistung, maximales Drehmoment 353 Nm von 2 500 - 5000 U/min, 0-100 km/h in 5,7 Sek., Höchstgeschwindigkeit 229 km/h, Verbrauch 9,2 Liter/100 km, Preis ab 30 675 Euro.