Zanardi: "Ein normales Leben wäre hart"

, 31.12.2012

Warum der Italiener trotz seiner Behinderung viele Glücksmomente erlebt und wieso er Verständnis für den Neid mancher Menschen auf Rennfahrer hat

Der Kampf um sein DTM-Comeback ist für Alex Zanardi mit einer herben Enttäuschung geendet. Das glaubt zumindest die Motorsport-Welt. Doch der lebenslustige Italiener belehrt die Beobachter wie so häufig eines Besseren. Denn spätestens seit seinem schweren Unfall auf dem Laustizring wirkt der Begriff Rückschlag im Falle Zanardi lächerlich, wenn es um einen Vertrag geht. Im Gespräch mit dem 'Daily Telegraph' unterstreicht der 46-Jährige, wie glücklich er aktuell ist und warum er sein Leben liebt.

Die Folgen seines Crashs, der ihm beide Beine kostete, interpretiert der damalige Superstar Zanardi heute als Herausforderung: "Ich behaupte nicht, dass Leute jemandem Schlechtes wünschen", rekapituliert er, "aber ich glaube: Als ich meinen Unfall hatte, haben sich einige gedacht: 'Okay, jetzt will ich sehen, was du machst.'" Der zweimalige ChampCar-Meister hatte wie so oft eine passende Antwort parat: "Ich habe mein Leben weitergeführt, als ob nie etwas passiert wäre."

Die Motivation, allen Widrigkeiten zum Trotz weiterzumachen, nahm er daher, dass es für ihn überhaupt ein Morgen gab: "Ich hatte das Gefühl, dass der schlichte Fakt, dass ich noch lebe, eine große Chance für mich darstellte", erinnert sich Zanardi. "Und zwar die, neue Möglichkeiten zu entdecken." Er wagte ein Motorsport-Comeback in der Tourenwagen-Weltmeisterschaft (WTCC), er gewann zwei Goldmedaillen bei den Paralympics und er kümmerte sich um seine Familie.

Es war ein Leben mit Behinderung, aber es war eben auch eines voller Glücksmomente. "Die Dinge, die ich in den vergangenen elf Jahren gemacht habe, waren so faszinierend und genussvoll, dass es wirklich hart wäre, wenn Gott morgen auftauchen und sagen würde: 'Du kannst wieder ein normales Leben mit Beinen führen.'" Was für viele Menschen komplett unverständlich ist, begründet Zanardi so: "Ich müsste ein Leben aufgeben, mit dem ich mich sehr wohl fühle."

Dass er sich nicht wieder gänzlich dem Rennsport widmet, ist für den Mann aus Bologna nicht unbedingt ein herber Verlust: "Ich weiß, dass sich die Leute das Rennfahrerleben so vorstellen, dass man aus dem Privatjet aussteigt und auf die private Yacht hetzt", schmunzelt er über Klischees. "Es ist ganz normal, dass es neben einer Menge Bewunderung für diese Menschen auch Neid gibt." Zanardi will sich lieber dem Handbiking widmen und dem Angeln mit seinem Sohn widmen. Bei so viel Lebenslust kann man eben doch neidisch werden.

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