"Krieg der Sterne" in China? Rosberg erwartet Mercedes-Duell

, 17.04.2014

Nico Rosberg und Lewis Hamilton blicken auf ihr Duell in Bahrain zurück - Beide freuen sich über die Show, Rosberg übt aber auch Kritik an seinem Teamkollegen

Das Rennen in Bahrain hatte gleich mehrere Sieger: Lewis Hamilton, die Zuschauer und auch die Formel 1 selbst. Doch wo es Gewinner gibt, da gibt es auch Verlierer. In diesem Fall war das Nico Rosberg, der das Mercedes-interne Duell um den Sieg gegen Hamilton verlor. Angesichts der aktuellen Silberpfeil-Dominanz rechnet der 28-Jährige auch in Schanghai wieder mit einem Zweikampf um den Sieg.

"Ich weiß, dass ich die Chance habe, hier zu gewinnen, und ich weiß, dass es höchstwahrscheinlich auf ein Duell zwischen mir und Lewis hinausläuft. Darauf bin ich momentan eingestellt", sagt Rosberg vor dem Großen Preis von China . Aktuell führt der gebürtige Wiesbadener die WM noch mit elf Punkten Vorsprung vor Hamilton an. Die vergangenen beiden Rennen gewann allerdings sein Teamkollege.

Daher weiß Rosberg, dass er nun in China bereits etwas unter Druck steht. "Nach dem Rennen (in Bahrain; Anm. d. Red.) war ich sehr enttäuscht, denn ich mag es nicht, hinter meinem Teamkollegen Zweiter zu werden", gibt er bei 'Sky' unverhohlen zu, allerdings sei er auch "ein bisschen stolz" gewesen, den Fans so eine tolle Show geboten zu haben.

Hamilton freut sich

Rundenlang lieferten sich Rosberg und Hamilton heiße Rad-an-Rad-Kämpfe, immer wieder konnte der Brite die Angriffe seines Teamkollegen abwehren. "Es war ein ziemlich aufregendes Rennen. Ich konnte am Wochenende etwas Zeit zu Hause mit meiner Familie verbringen und wir sahen uns gemeinsam die Höhepunkte an", berichtet Hamilton.

"Es war ziemlich interessant, die Duelle zwischen den Teams und zwischen den Teamkollegen zu sehen. Es war eher wie ein Go-Kart-Rennen. Ganz egal, ob es jetzt immer so sein wird: Es war ein großartiges Rennen, und ich hoffe, dass es in diesem Jahr noch mehr Rennen dieser Art geben wird."

Dem stimmt Rosberg logischerweise nur mit einer Einschränkung zu: "Ich hoffe, dass es kein Duell gibt und ich vorneweg fahre", sagt der WM-Führende vor dem Rennen in Schanghai. "Rückblickend betrachtet habe ich häufig angegriffen, auch wenn ich gar nicht in der Position dazu war. Ich zog einfach nach innen und versuchte es", gibt Rosberg zu.

Rosberg kritisiert Hamilton

"Noch etwas mehr hätte bedeutet, dass wir das Rennen nicht beendet hätten", sagt der Deutsche klipp und klar. Daher sei es nach dem Rennen in Bahrain wichtig gewesen, "sich danach hinzusetzen und darüber zu diskutieren". Vor allem in einer Situation war Rosberg in Sachir vom Vorgehen seines Teamkollegen nicht begeistert.

"Es war sehr hart, aber immer mit Respekt. Es gab nur ein Beispiel, wo er meiner Meinung nach über das Limit gegangen ist. Das habe ich auch gesagt", erklärt Rosberg und spielt damit auf einen Vorfall in Kurve vier an, bei dem Hamilton ihm keinen Platz ließ, sodass er kurzzeitig von der Strecke abkam.

Auch wenn dieser Szene momentan noch keine große Bedeutung beigemessen wird, könnte man am Ende der Saison möglicherweise noch einmal darauf zurückblicken und sagen: "Damals fing alles an." Dann nämlich, falls die Beziehung zwischen Hamilton und Rosberg im Verlauf der Saison doch noch Risse bekommen sollte.

Keine Stallorder bei Mercedes

Die legendäre Rivalität zwischen Alain Prost und Ayrton Senna wird häufig auf das Rennen in Imola 1989 zurückgeführt, als der Brasilianer seinen McLaren-Teamkollegen entgegen einer Vereinbarung überholte. Die Red-Bull-Piloten Sebastian Vettel und Mark Webber kollidierten 2010 in Istanbul und waren sich danach nicht mehr grün.

Trotzdem möchte man bei Mercedes nicht davon abrücken, die Fahrer frei gegeneinander fahren zu lassen: "Wir haben das Thema intensiv durchgesprochen. Teamorder wird es nur in seltenen und außergewöhnlichen Fällen geben. Ansonsten dürfen wir immer Vollgas fahren", berichtet Rosberg.

"Die große Lehre war Malaysia im vergangenen Jahr, als wir als Team nicht gut dastanden, weil wir uns nicht darauf vorbereitet hatten. Daraus haben wir gelernt. Ich selbst treibe das natürlich auch voran, weil ich da eine sehr schlechte Erfahrung hatte. Deswegen stehen wir jetzt viel besser da."

Gleichberechtigung gar nicht möglich?

Damals durfte Rosberg seinen mit Benzinmangel kämpfenden Teamkollegen nicht überholen, obwohl er deutlich schneller war. Auf die Frage, ob er Hamilton auch 2014 noch einmal freiwillig den Vorzug lassen würde, antwortet Rosberg: "Das ist irrelevant, es gibt keine Teamorder." Dafür hätte Mercedes kein besseres Beispiel liefern können als das Rennen in Bahrain.

Trotzdem räumt er ein: "Es ist unmöglich, für beide komplett fair zu sein." Wenn zum Beispiel beide Fahrer dringend die Reifen wechseln müssten, "kann nur einer rein, und dann ist die Box belegt. Einer wird also einen Nachteil haben, und so bekommt dann der, der vorne ist, den Vorzug." Solche Sachen habe Mercedes aber bereits vor der Saison geklärt.

Sieger Hamilton konzentriert sich währenddessen darauf, die positiven Auswirkungen des Rennens zu erläutern: "Jede Person, die ich danach getroffen habe, war von dem Rennen begeistert. Sogar hier am Flughafen kam ein Kerl zu mir, der noch immer ganz aufgewühlt vom vergangenen Rennen war und sagte: 'Das war das beste Rennen, das ich je gesehen habe.' Das ist ziemlich cool", sagt der Weltmeister von 2008 gegenüber 'Sky Sports'.

Beide wollen gewinnen

"Ich bin mir sicher, dass die Formel 1 durch dieses Rennen einige neue Fans gewonnen hat, die vorher nicht so interessiert waren. Daher denke ich, dass das Rennen dem Sport richtig gutgetan hat." Gut getan hat das Rennen auch Hamiltons Punktekonto. Der Brite hat nach seinem zweiten Erfolg nun 50 Zähler.

Wäre er beim Saisonauftakt in Australien nicht ausgefallen, wären es mit großer Wahrscheinlichkeit noch mehr. "Wenn man ein Rennen gewinnt, dann ist das großartig. Aber beim nächsten Rennen wird dann alles wieder auf Anfang gesetzt", erklärt Hamilton und fügt hinzu: "Es ist ein komisches Gefühl: Ich kam noch nie so voller Energie zu einem Rennen, das ich unbedingt gewinnen will."

Der Weg zum Sieg in China führt aber wohl nur über Rosberg. Der erklärt: "Zweiter zu werden, ist nicht so mein Ding. Ich weiß, dass ich gewinnen kann. Das ist ein wahnsinniges Gefühl." In China, wo er 2012 seinen ersten Formel-1-Sieg überhaupt gefeiert hat, könnte er nun den fünften Sieg seiner Karriere einfahren. Damit würde er mit seinem Vater Keke Rosberg gleichziehen.

"Darüber habe ich auch schon nachgedacht, aber das kann man nicht vergleichen, das waren ganz andere Zeiten. Ich wäre einfach glücklich, wenn ich gewinne", so Rosberg. Zumal ein dritter Hamilton-Sieg in Serie den Briten wohl zunächst einmal als Nummer eins im Team etablieren würde. Rosberg braucht also auch für seine Position innerhalb des Teams einen Erfolg.

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