Mercedes: Rosberg rechnet früh mit Hamilton im Rückspiegel

, 19.07.2014

Für Mercedes verlief das Rennen nur semi-optimal: Doch Pole-Mann Nico Rosberg rechnet damit, dass Lewis Hamilton schnell Boden gutmachen wird

Deja-vu bei Mercedes: Zum dritten Mal in Folge holte sich Nico Rosberg am Samstag die Pole-Position, während Teamkollege Lewis Hamilton das Rennen von weiter hinten aus in Angriff nehmen muss. Anders als in Spielberg oder Silverstone zog der Brite aber in Hockenheim nicht einmal in Q3 ein, sondern musste nach einem Defekt an der Vorderradbremse unsanft in den Reifenstapeln parken - Rang 16 inklusive.

Dementsprechend gab es für Mercedes heute nur halbe Freude über die erneute Pole von Rosberg bei seinem Heimspiel. "Das war ein Tag mit Licht und Schatten", resümiert Motorsportchef Toto Wolff. "Zunächst einmal sind wir glücklich, dass Lewis in Ordnung ist, denn das war ein ziemlicher Einschlag. Ein Fehler an der Bremsscheibe ist so nicht akzeptabel, nachdem wir heute Morgen einen neuen Satz angebracht hatten. Wir müssen herausfinden, wie wir damit umgehen. Wir werden uns das Auto genau anschauen und sehen, wie groß der Schaden letztlich ist."

Doch damit zu erfreulicheren Dingen für die Silberpfeile: "Wir sind sehr froh, dass Nico auf der Pole steht. Bei diesen schwierigen Bedingungen leistete er sehr gute Arbeit", so Wolff weiter. "Die unerwartete Hitze in Kombination mit den superweichen Reifen machte es für jeden knifflig." Dem muss Rosberg zustimmen: "Das war ein ziemlich anspruchsvolles Qualifying. Die Option-Reifen halten nur für eine schnelle Runde und ohne FRIC mussten wir das Setup sehr anpassen. Ich hatte einen schwierigen Start, weil ich mich in den Bremszonen mit der Balance nicht ganz wohl fühlte. Das verbesserte sich aber durch die Sessions hinweg."

Wohlfühlfaktor niedrig

Auch Rosberg hatte an seinem Boliden neue Bremsen installiert, doch glücklich war er damit nicht. "Im gesamten Qualifying hat irgendetwas nicht gestimmt. Für mich war es schwierig, ich habe mich nicht wohlgefühlt. Ich habe es genauso gemacht wie am Morgen in Q3, aber es war komplett anders. Ich habe mich überall verbremst und hatte Probleme", erzählt er. "Ich musste mich neu anpassen und meinen Weg finden."

In Q3 war Rosberg dann auf einem guten Weg. Der erste Versuch hat recht gut funktioniert, doch im zweiten Versuch konnte er sich nicht noch einmal verbessern. Was war los? Die Erklärung ist ganz einfach: "Beim zweiten Run habe ich das DRS nach der ersten Kurve verpasst, weil ich es eine Hundertstelsekunde zu früh gedrückt habe und es nicht bemerkt habe", schildert der Silberpfeil-Pilot.

Doch Schwamm drüber, es hat ja zur Pole-Position beim Heimspiel gereicht. "Ich bin wirklich glücklich, hier bei unserem Heim-Grand-Prix von der vordersten Position zu starten", sagt er und würde mit einem Sieg morgen die perfekte Woche nach der Hochzeit, dem Sieg der Deutschen Fußballnationalmannschaft und der Vertragsverlängerung mit Mercedes krönen. Doch in der erfolgreichen Zeit, denkt er auch an seinen Teamkollegen.

Fliegt Hamilton wieder schnell heran?

"Ich kann nicht ganz zufrieden sein, weil Lewis heute einen Unfall hatte", sagt er. "Ich bin froh, dass es ihm gut geht. Ich hätte mir einen normalen Kampf um die Pole mit ihm gewünscht." Doch wie bei den vergangenen beiden Rennen auch glaubt Rosberg, dass es gar nicht so lange dauern wird, bis der Brite großflächig in seinem Rückspiegel auftauchen wird. "Ich bin sicher, dass er durch das Feld fliegen wird. Unser Auto ist da draußen immer noch das schnellste. Unsere deutschen Fans werden morgen also ein spannendes Rennen sehen."

Hamilton selbst beschreibt seinen verhängnisvollen Unfall übrigens so: "Das Auto fühlte sich heute großartig an. Ich bremste an der gleichen Stelle wie ich es schon zuvor getan hatte, und plötzlich verlor ich den Bremsdruck - das überraschte mich und wegen des Defekts drehte sich das Auto in die Mauer. Das war kein tolles Gefühl, als es passierte. Du musst einfach deine Hände vom Lenkrad nehmen und dich auf den Einschlag vorbereiten."

Doch Fans müssen sich keine Sorgen machen: "Zum Glück geht es mir gut. Meine Beine tun etwas weh, aber für das Rennen morgen bin ich wieder fit. Nichts hält mich davon ab, ins Auto zu steigen. Für die Jungs tut es mir sehr leid, weil sie gestern Abend bis in die Nacht so hart gearbeitet haben. Ich bekam um 1 Uhr nachts sogar eine Email von meinen Ingenieuren. Wir nahmen Änderungen am Setup vor, um es richtig hinzubekommen. Das zahlte sich aus, denn die Balance fühlte sich da draußen fantastisch an. Dann konnten wir nicht einmal fünf Runden fahren."

Hamiltons Quali-Trauma

Es ist Hamiltons drittes verpatztes Qualifying in Folge. Man könnte schon fast von einem Trauma sprechen, doch Wolff wiegelt sofort ab: "Wenn Lewis eine Bremsscheibe durch psychologischen Input kaputtmachen könnte, dann wäre er ein Jedi", so der Österreicher. "Lewis hatte bislang Pech in dieser Saison mit seinen zwei Ausfällen. Er hatte viele Ups und ein paar Downs, und ich hoffe, dass wir dieses Muster bald zerstören können. Das wäre auch in Nicos Sinn. Er ist sein größter Rivale und ich denke sie wollen es fair und ehrlich auf der Strecke austragen."

Doch damit morgen auch im Rennen ein Kampf ausgetragen wird, bräuchte es schon besondere Umstände. Hamiltons Startposition ist viel schlechter als in Österreich und Großbritannien und noch ist unklar, ob der F1 W05 überhaupt in der Startaufstellung Platz nimmt. So könnte es wie bereits in Spielberg an Williams liegen, die Rolle als ärgster Verfolger auszufüllen. "Wie wir es schon in Österreich gesehen haben, stand Nico unter dem Druck von Williams, die an diesem Wochenende beide sehr gut laufen", lobt Paddy Lowe, Geschäftsführer Technik, die weiße Konkurrenz.

Valtteri Bottas und Felipe Massa könnten Mercedes morgen von den Starträngen zwei und drei in die Suppe spucken. Besonders mit dem Finnen rechnet Wolff. "Er hatte gute Wochenenden zuletzt, und heute war er wirklich von der ersten Session am Morgen bei der Pace. Wenn man auf die abschließenden Zeiten blickt, dann war er der einzige, der Nico nahe gekommen ist. Im Moment sieht die Kombination Bottas/Williams wie die stärksten Rivalen aus", urteilt er. Doch vielleicht ist Lewis Hamilton auch schnell in den Rückspiegeln der Williams zu finden - bevor er dann im Spiegel von Rosberg auftaucht.

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