Prost kritisiert FIA: "Man darf kein Risiko eingehen"

, 16.10.2014

Der Altmeister findet, dass die Rennleitung bei ihrem Vorgehen in Suzuka die Situation der Piloten in unterlegenen Autos übersah: "Ihre einzige Chance"

Zweimal in seiner langen Karriere wurde Alain Prost seinem Ruf als kühl kalkulierender Formel-1-"Professor" gerecht, indem er Ruhm hinter Risiko anstellte und sein Auto bei starkem Regen an der Box parkte. In Silverstone 1988 und in Adelaide 1989 war das der Fall. Vor diesem Hintergrund blickt der Franzose differenziert auf den Unfall Jules Bianchis beim Japan-Grand-Prix und das Vorgehen der FIA im Vorfeld der Situation - er findet lobende, aber auch kritische Worte.

Laut Prost war der Radlader das letzte Risiko, welches die FIA in ihrem jahrelangen Kampf für mehr Sicherheit noch nicht eliminiert hatte. "Ich war total aufgewühlt und schockiert", beschreibt er seine erste Reaktion auf den Crash seines Landsmanns, fordert aber eine intensive Aufarbeitung und Analyse. "In Suzuka wurden die Bedingungen zunehmend schlechter, es stand immer mehr Wasser, die Autos brauchten meiner Meinung nach Regenreifen und die Sicht war sehr schlecht", beschreibt Prost die Umstände.

Seine Schlussfolgerung ist eine andere als die der FIA, die den Sauber Adrian Sutils unter gelben Flaggen statt während einer Safety-Car-Phase bergen lassen wollte. "Da kann man nicht die gleiche Entscheidung treffen wie bei gutem Wetter", erklärt Prost und fügt an: "Man darf überhaupt kein Risiko eingehen." An der Spitze kämpften Piloten um den Titel, im Mittelfeld kümmerten sich einige um ein gutes Ergebnis und andere nicht, schildert der 59-Jährige und verweist auf vereinzelte Abbruch-Forderungen.

Prost übersieht nicht, wie verlockend das Risiko bei einem Wolkenbruch ist, wenn man in einem Marussia sitzt: "Ganz hinten sind mit einem schlechten Auto solche Bedingungen die einzige Chance, etwas zu reißen." Die gleichen Konsequenzen zu ziehen wie er es einst in Großbritannien und in Australien tat, verlangt er von den Fahrern nicht - obwohl seine Teamchefs ihm nie einen Vorwurf machten. "Die Fans halten das manchmal für falsch", verweist der viermalige Weltmeister auf die Öffentlichkeit.

Rückblende Adelaide 1989: "Es standen alle Fahrer zusammen und hielten es für zu unsicher", erinnert sich Prost. "Dann kam die Teambosse und pochten auf die Verträge. Ich fuhr kurz eine Runde und stellte dann ab. Man kann das aber nicht von allen Piloten erwarten und in Japan war es eine andere Situation. Die FIA hatte zuvor immer richtig gehandelt", unterstreicht er mit Blick auf die ersten Safety-Car-Phase, fällt aber trotzdem ein hartes Urteil: "Es fühlt sich an, als wäre es mein Sohn. Das kann ich nicht akzeptieren."

Jetzt kommentieren
Jetzt bewerten

Zum Bewerten musst Du registriert und eingeloggt sein.

Weitere Formel 1-News

Luca di Montezemolo und Fernando Alonso pflegten stets ein gutes Verhältnis

Di Montezemolo bestätigt: Alonso verlässt Ferrari

Fernando Alonso hatte sich sogar nach der Bekanntgabe des Endes der Ära Red Bull und Sebastian Vettel noch beharrlich geweigert, seinen vorzeitigen Abschied von Ferrari zu bestätigen. Am Mittwoch …

Robert Kubica entstieg 2007 dem BMW-Wrack ohne schwere Verletzungen

Kubica: Bianchi-Unfall zeigt, "dass die Gefahr immer da ist"

Seit zehn Tage kämpft Jules Binachi auf der Intensivstation des Allgemeinen Krankenhauses der Präfektur Mie in Yokkaichi um sein Leben, sein Zustand ist laut Bulletin vom Dienstag nach wie vor …

Bei Marussia ist man ob einiger Vorwürfe in den Medien

Bianchi-Unfall: Marussia nimmt Stellung zu Vorwürfen

Der Gesundheitszustand des beim Grand Prix von Japan in Suzuka schwer verunglückten Jules Bianchi ist nach Informationen des Teams Stand Dienstag "weiterhin kritisch, aber stabil". Während der …

Der Zustand Jules Bianchis ist laut Marussia und Familie weiter

Marussia liefert Update zum Bianchi-Zustand

Jules Bianchi ringt im Allgemeinen Krankenhaus von Yokkaichi weiter um sein Leben. Neun Tage nach dem schweren Unfall des Franzosen beim Grand Prix von Japan in Suzuka gibt das Marussia-Team nun im Namen der …

Nimmt Fernando Alonso 2015 bei McLaren Jenson Buttons Platz ein?

Wolff: "Alonso geht nur unter einer Bedingung zu McLaren..."

Das Transferchaos in der Formel 1 könnte kurz vor der Auflösung stehen: Gestern hat der neue Ferrari-Boss Sergio Marchionne seinen Vorgänger Luca di Montezemolo beerbt und ist nun auch …

AUCH INTERESSANT
GWM: Bezahlbare Wasserstoffautos aus China

AUTO-SPECIAL

GWM: Bezahlbare Wasserstoffautos aus China

Während sich in Deutschland die Mobilität noch im Umbruch zum Elektroauto befindet, wird in China bereits an der nächsten großen Offensive gearbeitet: der Wasserstoffantrieb für Autos - und das …


Formel1.de

TOP ARTIKEL
VW Golf R 2024: Power-Spritze zum 50sten
VW Golf R 2024: Power-Spritze zum 50sten
BYD Seal U Test: Kampfpreis - das macht den Unterschied
BYD Seal U Test: Kampfpreis - das macht den …
GWM WEY 03 Test: Plug-in-Hybrid mit Mega-Reichweite
GWM WEY 03 Test: Plug-in-Hybrid mit …
News-Abo
Jeden Morgen kostenlos per E-Mail:
Aktuelle Artikel
World Car of the Year 2024: Die 5 besten Autos der Welt
World Car of the Year 2024: Die 5 besten Autos …
Bridgestone Turanza 6: Sommerreifen für weniger Verbrauch
Bridgestone Turanza 6: Sommerreifen für weniger …
VW ID.7 GTX Tourer: Alle Infos - der erste Check
VW ID.7 GTX Tourer: Alle Infos - der erste Check
VW Golf R 2024: Power-Spritze zum 50sten
VW Golf R 2024: Power-Spritze zum 50sten
World Car of the Year 2024: Die Top 3 ist enthüllt
World Car of the Year 2024: Die Top 3 ist enthüllt


Speed Heads - Sportwagen- und Auto-Magazin

Das Auto und Sportwagen Magazin mit täglich aktualisierten Auto News, Motorsport News, Auto Tests, Sportwagen Berichten und der streng geheimen Auto Zukunft. Speed Heads ist die Community für echte Auto-Fans und informiert im Sportwagen Magazin über Neuigkeiten aus der Welt der schnellen Autos.

  • emotiondrive Logo
  • World Car Awards Logo
  • Motorsport Total Logo