Wolff plaudert aus dem Nähkästchen: "Seid leise!"

, 22.04.2014

Motorsportchef Toto Wolff über die hervorragende Stimmung im Mercedes-Team, die zuweilen sogar störend sein kann und über einen Lauf, der an Williams erinnert

Bei Mercedes hat man nach den vier Übersee-Rennen zum Auftakt der Formel-1-Saison gut lachen. Vier Siege, davon drei Doppelsiege sprechen eine deutliche Sprache und bringen die Konkurrenz der Verzweiflung nahe. Doch auch bei den Silberpfeilen läuft nicht immer alles glatt. Der Defekt an der Antriebseinheit von Lewis Hamiltons F1 W05 beim Auftaktrennen in Melbourne sorgte dafür, dass der Brite mit einer Nullnummer in sein zweites Mercedes-Jahr startete.

Am Sonntag in Schanghai war es der Bolide von Nico Rosberg, an dem nicht alles wie geplant funktionierte. "An seinem Auto ging schon vor der Einführungsrunde die Telemetrie verloren", bezieht sich Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff auf das nachhaltige Handicap, dem sich Rosberg und das Team im Verlauf des Rennens ausgesetzt sahen. "Wir haben bis jetzt noch nicht herausgefunden, warum das so war. Es war aber wohl ein Kommunikationsproblem technischer Art", so Wolff.

Ohne Datenübertragung war Rosberg gezwungen, "das Auto beinahe blind zu fahren", betont der Mercedes-Motorsportchef und lobt: "Das hat er hervorragend hinbekommen. Er gab uns ständig seine Verbrauchswerte und den aktuellen Zustand seiner Reifen durch." Hinter Sieger Hamilton kreuzte Rosberg als Zweiter die Linie und rettete und kommt damit als Führender der Weltmeisterschaft aus Übersee zurück.

Bei Hamilton lief am Sonntag alles glatt. Der Brite fuhr in überlegener Manier seinen dritten Saisonsieg ein. Ein rundum sorgenfreies China-Wochenende erlebte aber auch der Weltmeister von 2008 nicht. "Er sieht unglaublich stark aus. Selbst als er im ersten Freien Training ein Problem hatte und nicht zum Fahren kam, war er richtig gut drauf. Er konzentrierte sich sofort auf die Arbeit mit den Ingenieuren", lobt Wolff.

Nach dem dritten Doppelsieg en suite ist auch der Mercedes-Motorsportchef selbst bestens gelaunt und plaudert aus dem Nähkästchen: "Die Fahrer verstehen sich so gut. Als wir am Morgen (Sonntag; Anm. d. Red. ) unser Strategie-Meeting angesetzt hatten und die Fahrer noch nicht im Raum waren, mussten wir sogar darum bitten, etwas leiser zu machen. So laut war das Lachen, das aus dem Nebenraum, wo die Fahrer saßen, zu hören war. Wir mussten ihnen sagen 'Seid leise! Wir besprechen hier gerade ein paar Dinge."'

Alle Runden geführt: Mercedes auf den Spuren von Williams

Nach den ersten vier Rennen der Saison hat Mercedes nicht nur alle vier Siege auf dem Konto. Einer der beiden Silberpfeile lag auch in jeder einzelnen der insgesamt 224 Rennrunden in Führung. Hamilton verbucht 164 Führungsrunden für sich, Rosberg die übrigen 60 .

Eine solche Dominanz zu Beginn eines Rennjahres war zuletzt vor 22 Jahren von Williams zu beobachten. 1992 führten Nigel Mansell oder Ricciardo Patrese sogar die ersten 407 Runden der Saison an, bevor der amtierende Weltmeister Ayrton Senna (McLaren) erst in der 71. von 78 Runden des sechsten Saisonlaufs (Monaco) auf Platz eins geführt wurde.

Kann Mercedes die Williams-Marke von 1992 knacken? Wollf gibt vor, sich damit überhaupt nicht zu beschäftigen. "Ich glaube, das ist ein unglaublicher Lauf. Diesen kann man nicht als selbstverständlich erachten", hält er in Bezug auf die Performance seines Teams den Ball flachen und rechnet fest damit, dass die Konkurrenz früher oder später zu Mercedes aufschließen wird. "Wir müssen die Füße auf dem Boden behalten und uns darauf konzentrieren, das Auto weiterzuentwickeln", gibt Wolff die Marschrichtung vor und will sich derzeit nicht von Statistiken ablenken lassen.

"Vielleicht werden wir in ein paar Jahren zurückblicken und sagen 'Vier Siege in Folge, davon drei Doppelsiege in Folge. Das war wirklich großartig'", so Wolff. Aktuell gelte es aber im Team, die Einstellung zu bewahren, wonach man trotz 38 beziehungsweise 34 Punkten Vorsprung auf Verfolger Fernando Alonso (Ferrari) in der Fahrerwertung und satten 97 Punkten Vorsprung auf Verfolger Red Bull in der Konstrukteurswertung "keine komfortable Führung innehat".

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