Normalerweise ist ein typischer Kleintransporter nicht viel mehr als eine leere Kiste auf Rädern: funktionell, doch kaum innovativ, geschweige denn ansehnlich. Die neue Nissan-Studie NV200 zeigt hier jedoch ganz neue Wege auf. Beim NV200 wurde aus der Funktion auch Ästhetik geboren, ein effizientes Arbeitsgerät mit „humanem Gesicht“.
© Foto: Speed Heads
Wenn der weltbekannte Meeresbiologe und Unterwasser-Fotograf Dr. Alexander Mustard zu einer Expedition aufbricht, trägt er einen ganzen Haufen Ausrüstungsgegenstände im Gepäck. Er benötigt Unterwasserkameras und Scheinwerfer für seine Fotoarbeiten, dazu ein Sporttaucher-Equipment mit Tauchanzügen, Flossen, Tauchermasken, Sauerstoffflaschen und Atemgeräten. Er nimmt sogar einen Unterwasser-Scooter für Erkundungsfahrten unter der Wasseroberfläche mit.
Eine Computerausrüstung zum Herunterladen der digitalen Bilder darf dabei ebenso wenig fehlen wie mobile Kommunikationseinrichtungen zum Übersenden der Dateien an Kunden oder Forschungsinstitute. Selbstverständlich benötigt Mustard darüber hinaus einen Satz trockener Kleidungsstücke und - für längere Expeditionen - einen Vorrat an Nahrungsmitteln und Wasser sowie vielleicht auch einen Platz zum Schlafen.
Alles zusammen ergibt genug Material, um damit einen Kleintransporter mühelos bis unter die Decke zu füllen. Und ließe sich dieser Van im Handumdrehen noch in ein mobiles Büro verwandeln, hätte Dr. Mustard sicher dagegen nichts einzuwenden. Was für Wissenschaftler noch ein Traum ist, realisiert Nissan auf der diesjährigen Tokio Motor Show (27.10.2007 - 11.11.2007) mit dem NV200 - ein radikaler und futuristischer, doch dabei zutiefst praktischer Transporter, bei dem das Innere buchstäblich nach außen gekehrt wird. Angetrieben wird er von einem umweltfreundlichen „Clean“-Dieselmotor.
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Von außen stellt der NV200 den Inbegriff eines modernen Vans dar - mit einer weit nach vorn reichenden Kabine im „Cab-forward-Design“ und einem herumgezogenen Grill, der zu beiden Seiten der Kabine in die nach oben gezogenen Scheinwerfer mündet. Steil ansteigende Seitenfenster betonen die hohe Gürtellinie und unterstreichen die praktischen Tugenden des Lastenträgers. Der NV200 baut auf einem Radstand von 2,82 Metern auf und ist 1,84 Meter hoch - ein Format, das eine gut nutzbare und geräumige Ladezone ermöglicht.
Ausfahrbarer Ladeblock als variabler Stauraum
Das Besondere am NV200 ist ein patentierter ausfahrbarer Ladeblock mit verschiedenen Schubladen und Fächern zum Verstauen unterschiedlicher Tauch- und Fotoutensilien. Während der Fahrt befindet sich der Block innerhalb der Ladezone. Bei stehendem Fahrzeug fährt der Block nach hinten aus und eröffnet somit einen bequemen Zugang zu den Staufächern. Der Behälter lässt sich manuell mit Hilfe von hydraulischen Kolben bedienen und wird im voll ausgefahrenen Zustand durch integrierte, abklappbare Stützen sicher in Position gehalten.
Neben separaten Fächern für trockene und feuchte Gegenstände wartet der Ladeblock mit Behältnissen für vier Sauerstoffflaschen auf. Auch das mitgeführte Unterwasser-Mobil findet hier einen sicheren Platz. Verschließbare Rollos schützen die Ausrüstungsgegenstände vor neugierigen Blicken von außen, während die wertvolle Kameraausrüstung sowohl vom Innenraum als auch von außerhalb zugänglich ist.
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Mobiles Büro mit Schreibtisch am Fenster
Wird der Ladeblock aus dem Transporter herausgezogen, verwandelt sich die nun frei liegende Ladezone in ein mobiles Büro und einen Computer-Arbeitsplatz. Ein Computertisch klappt aus der Seitenwand aus und gibt den Blick auf zwei LCD-Bildschirme zum Bearbeiten von Bildern frei. Zugleich fährt der Beifahrersitz auf Schienen nach hinten, schwenkt um und wird so zum Sitzplatz. Ein stoßfester Aktenkoffer aus robustem, geripptem Kunststoff beherbergt derweil einen Laptop. Bei Nichtgebrauch findet der Koffer in einem Seitenfach gleich neben dem Arbeitstisch Platz. Ein magnetisches Klemmbrett befestigten die Macher an der gegenüberliegenden Laderaumwand; in allen drei Türen gibt es zusätzlich bewegliche Ablagefächer.
Am vorderen Ende des Ladeblocks brachte man Haken zum Aufhängen schmutziger Sachen an. Zusätzliche praktische Hilfen stellen ein kleiner Kühlschrank, eine ausziehbare Spüle und ein Erste-Hilfe-Kit dar. Die Tanks des NV200 sind groß genug, um eine an der Außenseite der Transportblocks angebrachte Dusche zu betreiben. Natürliches Licht fällt währenddessen durch ein kleines Seitenfenster oberhalb der Computerstellfläche sowie durch ein großes, kuppelförmiges Dachfenster in den Innenraum. In tropischen Klimazonen lässt sich das Oberlicht zur Vermeidung eines Hitzestaus verdunkeln.
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Sonnenenergie-Generator und Kamera-Blick nach hinten
Die für den Betrieb des Computers, der Dusche, des Kühlschranks und anderer elektrischer Abnehmer benötigte Bordspannung liefert ein kleiner, bordeigener Generator. Dessen Aufladung übernehmen auf der Oberseite des Ladeblocks montierte Sonnenkollektoren. Ist der Block ausgefahren, sind die Solar-Paneele dem Tageslicht direkt ausgesetzt. Doch selbst im eingefahrenen Zustand werden sie durch die gläserne Dachkuppel mit Sonnenenergie versorgt. So gibt es bei Tageslicht immer einen konstanten Energientransfer.
Ein Zweimann-Zelt brachte Nissan kunstvoll zusammengefaltet im von außen zugänglichen Hohlraum der fahrerseitigen B-Säule unter. In der gegenüberliegenden Strebe finden sich die Einfüllstutzen für Benzin und Wasser. Die beiden vorderen Türen öffnen sich auf konventionelle Art; dagegen erfolgt der Zugang zum Arbeitsbereich beziehungsweise zur Ladefläche über eine auf der Beifahrerseite angebrachte Schiebetür. Ein Boden aus strapazierfähigem, naturbelassenem Ebenholz verleiht derweil dem eher nüchternen Arbeitsumfeld etwas Wärme.
Im Cockpit bezogen die Macher die skelettartigen Sitzrahmen aus Aluminium mit einem abwaschbaren Material, ähnlich wie es für Sportschuhe verwendet wird. Eine dreidimensionale Maserung bietet zusätzlichen Halt. Geräumige und offene Ablagefächer erstrecken sich außerdem unterhalb des Instrumententrägers über die gesamte Breite des Cockpits. In den Ablagen angebrachte Sensoren registrieren jede Bewegung und veranlassen bei Annäherung einer Hand oder eines anderen Objekts die Beleuchtung des entsprechenden Bereichs.
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Anstelle eines konventionellen Innenrückspiegels sah Nissan für den Zukunfts-Van eine nach hinten gerichtete Kamera samt Farbbildschirm im Armaturenbrett vor. Anders als bei den bereits in heutigen Nissan-Serienmodellen installierten Kameras, die sich nur beim Einlegen des Rückwärtsgangs einschalten, eröffnet der Monitor des NV200 zu jeder Zeit einen Blick nach hinten.
Funktionale Oberflächen und intelligente Licht-Lösungen
Oberhalb der Sitze ist eine mit einem Wellenmuster verzierte Glasabdeckung ins Dach eingelassen. Sie taucht das Interieur in ein leicht diffuses Licht, während jede Bewegung von außen Schatten in die Kabine wirft - fast so, als befände man sich unter Wasser. Auf beiden Seiten des gläsernen Einsatzes sind nach vorne weisende, ebenfalls gläserne Halter montiert, die zur Aufnahme besonders leuchtstarker Unterwasserkerzen dienen, wie sie professionelle Tauchcrews bei ihrer Arbeit gern benutzen. Im geparkten Zustand tauchen die Kerzen das Vorfeld des NV200 in gleißend helles Flutlicht.
Ein Großteil der verwendeten Materialien, Stoffe und Farben gehen auf Vorbilder aus der Welt des Tauchens zurück. Für das Exterieur wählten die Designer eine kratzfeste, matt satinierte Oberfläche in Stahlgrau, um so den „Werkzeugkasten“-Charakter des Modells zu bekräftigen. Die Materialien bestehen aus gehärtetem, leichtgewichtigem Kunststoff oder aus gummierten Materialien in Dunkelgrau mit giftgelben Akzenten. Auch die Glasflächen sind gelb getönt.
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Formen aus der Welt der Ozeane
An zahlreichen Stellen gibt der NV200 Verweise auf die Unterwasser-Welt und auf deren Lebewesen. Die speziell angefertigten 20-Zoll-Felgen zum Beispiel besitzen sechs Speichen, die wie die Fangarme einer Krake den Reifen zu umklammern scheinen. Das ebenfalls speziell für den NV200 entworfene Profilmuster der Reifen enthält Saugnäpfe, die in eine Art Turnschuh-Sohle eingelegt wurden.
Bei den lichtdurchlässigen Rippen des Kühlergrills ließen sich die Designer von Unterwasser-Lebewesen inspirieren, wohingegen das Design der Heckleuchten die Schichten einer Zwiebel wiedergibt. Die aufgedruckten Warnsymbole und Instruktionen an der Außenhaut des NV200 entlehnte man den auf Tauchausrüstungen anzutreffenden Graphiken und Beschreibungen.
Die Designer des Londoner Nissan-Studios erlaubten sich zum guten Schluss noch einen kleinen Scherz der britischen Art. Beim Öffnen der Schiebetür warnt der Schriftzug „Mind the Gap“ vor der kleinen Spalte am Übergang zur Ladezone. Für regelmäßige Nutzer der Londoner U-Bahn ein wohlvertrauter Warnhinweis.
Gunmen
25.07.2007
Naja geht so.Sieht fast so aus wie der Wagon von früher. Das hät ich mir besser vorgestellt.
speedheads
14.10.2007
Ich fügte dem Bericht weitere Informationen und die ersten Fotos hinzu.
Gunmen
14.10.2007
Danke für die neuen Bilder. So sieht er schon interressanter aus,und auch ein bißchen futuristisch.Ich kann mir vorstellen wer Tauchsport betreibt für den ist so ein Auto genau das was er braucht.Ich glaub zwar nicht wirklich das der so gebaut wird,oder es wird eine sehr teure Einzelanfertigung.Aber wer weiß vielleicht ist das ja eine Nische-Tauchsportler als Kunden!
Christoph
14.10.2007
Sieht gemütlich da drin aus. :D
Aston Martin (Gast)
14.10.2007
Der ist ja mal stark. Super praktisch und nebenbei sieht er auch noch gut aus. Den könnte man doch super verkaufen. Als Expeditionsfahrzeug, als Wohnmobil, Für Handwerker, Tierärzte, Ärzte generell, als fahrbare Jungesellenbude, usw. Also dieses Teil ist doch mal eine Marktlücke. Und bei den Anwendungsgebieten würde sich der Bau auch wohl lohnen.