Freiheit, Reisen, Spaß und Unabhängigkeit - das verbinden viele mit dem VW Bulli. Für die Fahrer der ersten vier Generationen gibt es jetzt eine neue Adresse: die Lagerstraße 2 in Hannover. Dort eröffnete Volkswagen Nutzfahrzeuge Oldtimer mit einem feierlichen Auftakt den werkseigenen Restaurierungsbetrieb, in dem sich 13 Mitarbeiter um alle Belange des Bullis kümmern - von der Wartung bis zur kompletten Restauration.
© Foto: J. Stratmann, Speed Heads
65 Jahre nach der ersten Skizze besitzt der VW Bulli noch immer einen hohen Kultstatus. Damals ein Transportmittel für die Masse, ist der T1 heute ein Oldtimer mit Klasse. Für originale T1 Samba-Busse, die durch 23 Fenster bestechen, werden heute hohe Summen bezahlt, die gut und gerne 100.000 Euro erzielen können. Auch bekannte Firmenkunden lassen ihre alten VW Bullis zu Marketingzwecken wieder aufbereiten. Den Betreibern der Bulli-Werkstatt ist es allerdings wichtig, dass dort sämtliche Bulli-Fahrer Willkommen sind, egal ob T1, T2, T3 oder T4.
Wer ein historisches Nutzfahrzeug von VW besitzt, kann dieses nun nahe seines „Geburtsortes“ wieder aufbereiten lassen. Die Bulli-Werkstatt verwendet dazu VW-Classic Parts und besitzt ein gut gefülltes Lager mit originalen Ersatzteilen und nachproduzierten Komponenten.
Gut gefüllt sind ebenfalls die rund 7.000 qm der Bulli-Werkstatt. Vorgelagert befinden sich derzeit über 100 Fahrzeuge, die von VW Nutzfahrzeuge gekauft wurden oder aus Stiftungen stammen und bereits teilweise restauriert wurden. Hinter der Ausstellung, die normalerweise nur Kunden der VW Bulli-Werkstatt zu sehen bekommen, befindet sich ein Maschinenpark: eine Werkstatt nach Traum - von der Blechbiegebank über Dreh- und Fräsmaschinen ist dort alles vorhanden, was ein Mechaniker sich wünscht und auch braucht.
Mehrere Arbeitsschritte führen bei der Bulli-Werkstatt in Hannover zur Restaurierung und damit zum perfekten Bulli. Am Anfang steht wie bei jeder normalen Werkstatt die Auftrags- und Bestandsaufnahme, bei der fachmännisch geprüft wird was zu tun ist - alles in enger Absprache mit dem Kunden. Selbstverständlich geht das Team von Volkswagen auch auf individuelle Wünsche ein.
© Foto: J. Stratmann, Speed Heads
Im nächsten Schritt wird der Bulli demontiert und in diverse Baugruppen zerlegt. Für das Herz des Bullis gibt es eine extra Motorenwerkstatt, in der die Motoren geprüft, zerlegt und komplett neu aufgebaut oder einfach nur neu abgedichtet werden. Auf Wunsch verpasst Volkswagen dem VW Bulli mehr Leistung. Der Kunde ist König und sein Wunsch wird befolgt. Da darf aus dem Bulli auch mal ein Schnelllaster werden, der mit der Leistungsspritze besser den Alpentrip angehen kann.
Mit der Zeit nagt der Rost an einem VW Bulli. Daher besitzt der Restaurierungsbetrieb eine extra Karosserieabteilung. Fachmännisch kümmert sich das Team um die Karosserie des Transporters. Dabei steht eine Tauchentlackung genauso zur Verfügung wie später eine eigene Lackiererei. Ebenso erhältlich sind feinste Lederausstattungen für den Innenraum.
Nach der Restaurierung erhält der Kunde ein Zertifikat samt ausführlicher Dokumentation sämtlicher durchgeführten Arbeiten. In der Bulli-Werkstatt wird jeder Arbeitsschritt fotografisch festgehalten und detailliert beschrieben. Eine Wertsteigerung ist somit nicht auszuschließen; denn wer hätte sein Fahrzeug nicht gerne „ab Werk restauriert“?
Solch eine volle Restaurierung kann natürlich ins Geld gehen. In der Bulli-Werkstatt sind die heute üblichen Stundensätze einer Werkstatt angesetzt. Jeder Kunde erhält allerdings vor der finalen Auftragserteilung ein individuelles Angebot. Die Zielgruppe besteht nicht nur aus finanziell starken Oldtimer-Liebhabern, die den Scheunenfund zum Neuwagen verwandeln wollen, sondern auch aus Menschen mit einer Passion zum Bulli, die ihr Fahrzeug nur erhalten oder warten lassen möchten.
Warum Volkswagen die Restauration so wichtig ist, erläuterte Harald Schomburg, Mitglied des Markenvorstandes von Volkswagen Nutzfahrzeuge und Besitzer eines VW T3 Campers: „Der Bulli ist als Ikone sehr wertvoll für uns. Er ist quasi der emotionale Kern der Marke Volkswagen Nutzfahrzeuge und damit ein Erbe, das es zu pflegen gilt. Aber gleichzeitig ist jeder alte noch erhaltene Bulli natürlich auch ein wertvolles Stück deutschen Kulturgutes, das erhalten werden muss. Und mit jeder Restaurierung erhalten wir ein Stück gelebter Geschichte.“