VW XL1: Das 1-Liter-Auto - Von der Vision zur Realität

, 26.01.2011


Wie weit lässt sich der Energieverbrauch der Autos senken, wenn konsequent die komplette Klaviatur der Effizienz genutzt wird? Auf diese Frage gibt es nun eine Antwort. Volkswagen liefert sie mit dem neuen XL1. Verbrauch: 0,9 l/100 km. Kein anderes Hybrid-Auto mit einer Antriebsallianz aus Elektro- und Verbrennungsmotor ist sparsamer. Weltweit erstmals zu sehen ist der Prototyp im Rahmen der Qatar Motor Show (26.01.2011 - 29.01.2011).

Konzeptionell verbirgt sich hinter dem XL1 die dritte Evolutionsstufe der 1-Liter-Auto-Strategie von Volkswagen. Der heutige Aufsichtsratvorsitzende der Volkswagen AG, Prof. Dr. Ferdinand Piëch, formulierte Anfang des Jahrhunderts das visionäre Ziel, ein vollwertiges, alltagstaugliches Auto mit einem Verbrauch von 1,0 Litern zur Serienreife zu bringen. Mit dem neuen XL1 ist dieses Ziel heute zum Greifen nahe.

Elektrisierend: E-Motor plus TDI drücken CO2 auf 24 g/km

Hightech-Leichtbau durch ein Monocoque und Anbauteile aus kohlefaserverstärktem Kunststoff, eine perfekte Aerodynamik mit einem Cw-Wert von 0,186 und ein Plug-In-Hybridsystem stellen wesentliche Schlüsselelemente dar. Das Hybrid-System besteht aus einem 0,8 Liter großen Zweizylinder-TDI-Motor (35 kW / 48 PS), einem E-Motor (20 kW / 27 PS), einem 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe (DSG) und einer Lithium-Ionen-Batterie. Selbstredend, dass der TDI-Motor bereits die künftige Euro-6-Norm erfüllt.

Wird die volle Leistung des Hybrid-Systems abgerufen, beschleunigt der Prototyp in nur 11,9 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Die elektronisch abgeregelte Höchstgeschwindigkeit beträgt 160 km/h. Doch diese Zahlen allein sagen längst nicht alles: Da der XL1 gerade mal 795 Kilogramm wiegt, hat das Antriebssystem ein entsprechend leichtes Spiel mit dem Wagen. Bei voller Leistungsabforderung wirkt der aus dem Stand heraus 100 Nm starke Elektro-Motor zudem als Booster, der den TDI-Motor (120 Nm Drehmoment) unterstützt. TDI- und E-Motor stellen beim Boosten maximal 140 Nm zur Verfügung.

Der Durchschnittsverbrauch von 0,9 Litern pro 100 Kilometer entspricht einem CO2-Ausstoß von nur 24 g/km. Da als Plug-In-Hybrid konzipiert, kann der Prototyp des VW XL1 außerdem über eine Distanz von bis zu 35 Kilometern rein elektrisch und damit emissionsfrei fahren. Aufgeladen wird die Batterie an herkömmlichen Stromanschlüssen. Via Rekuperation (Bremsenergierückgewinnung) lädt sich der Akku ferner beim Bremsen auf - der Elektromotor fungiert in diesem Fall als Generator. Die Reichweite aus TDI- und E-Antrieb beträgt ca. 550 Kilometer (10 Liter fasst der Tank).

 

Extrem optimierte Aerodynamik: Flach wie ein Lamborghini

Trotz der enormen Effizienz, konnte Volkswagen das Karosseriekonzept alltagstauglicher als bei den zwei vorausgegangenen Prototypen auslegen. Während Fahrer und Beifahrer im 2002 vorgestellten 1-Liter-Auto und im 2009 präsentierten L1 zugunsten der Fahrzeug-Aerodynamik noch hintereinander saßen, können die beiden Passagiere im neuen XL1 nun nebeneinander Platz nehmen; erstmals erleichtern Flügeltüren das Ein- und Aussteigen. Das Interieur wirkt zeitgemäß und sehr serienmäßig, statt futuristisch wie von Studien.

Einen weiteren Fortschritt kennzeichnet die Herstellung der kohlefaserverstärkten Kunststoffteile (CFK), wie sie auch die Formel 1 verwendet: Volkswagen ist es hier gelungen, die Fertigungskosten nochmals deutlich zu reduzieren - für eine mögliche Kleinserie des XL1 ein unschätzbarer Pluspunkt. Hintergrund: Gemeinsam mit Zulieferern wurde ein neues System zur CFK-Herstellung im sogenannten aRTM-Verfahren (advanced Resin Transfer Moulding / Harz-Injektionsverfahren) entwickelt und patentiert.

Wie innovativ das Karosseriekonzept des neuen XL1 ist, verdeutlicht ein Vergleich mit dem Golf: Der Millionen-Bestseller weist den für die Kompaktklasse sehr guten Luftwiderstand von Cw 0,312 aus. Der XL1 indes toppt das mit einem Cw-Wert von 0,186.

Der neue VW XL1 ist 3,888 Meter lang, 1,665 Meter breit und nur 1,156 Meter hoch. Extreme Dimensionen: Ein Polo ist ähnlich lang (3,970 Meter) und breit (1,682 Meter), doch deutlich höher (1,462 Meter). Der neue XL1 misst in der Höhe in etwa so viel wie ein Lamborghini Gallardo Spyder (1,184 Meter). Es ist leicht vorstellbar, wie spektakulär ein Volkswagen aussieht, der lang und breit wie ein Polo aber niedrig wie ein Lamborghini über die Straßen gleitet.

An einen Supersportwagen erinnern auch die Flügeltüren an zwei Punkten, unten an den A-Säulen und knapp oberhalb der Windschutzscheibe im Dachrahmen, angelenkt und die deshalb nicht nur nach oben, sondern auch leicht nach vorn schwenken. Zudem ragen die Türen weit in das Dach hinein - geöffnet geben sie einen besonders großen Ein- und Ausstieg frei.

 

Design einer neuen Zeit: Von einem Delphin inspiriert

Optisch nimmt der VW XL1 die Linienführung des 2009 vorgestellten L1 auf. Der neue Prototyp wirkt dank seiner größeren Breite jedoch kraftvoller. Das gesamte Karosserie-Design wurde kompromisslos den Gesetzen der Aerodynamik unterworfen. Vorn weist der neue XL1 die größte Breite auf; nach hinten wird der Wagen immer schmaler. Von oben betrachtet, gleicht die Form des XL1 der eines Delphins - insbesondere im Heckbereich passen sich die Linien dem Strömungsverlauf optimal an und verringern so den Luftwiderstand.

In der Dachsilhouette ergibt sich eine Linienführung, die ab der A-Säule bis hin zum Heck in einem Bogen verläuft. Die hinteren Räder sind voll verkleidet, um Verwirbelungen zu vermeiden. Kleine Spoiler vor und hinter den Rädern optimieren die Luftströme. Vergebens sucht der Betrachter Außenspiegel - an ihrer Stelle kommen in den Flügeltüren kleine Kameras zum Einsatz, die als digitale Außenspiegel den Raum nach hinten auf zwei Displays im Innenraum abbilden.

Die Frontpartie des neuen XL1 weist keinen typischen Kühlergrill mehr auf, gleichwohl korrespondiert die Gestaltung mit der aktuellen Volkswagen Design-DNA. Deshalb dominieren den Bereich horizontale Linien. Im Detail bilden ein schwarzer Querstreifen im Bereich des nicht mehr vorhandenen Kühlergrills und die ebenfalls energieeffizienten LED-Doppelscheinwerfer ein durchgängiges Band.

Die eigentliche Luftzufuhr für die Kühlung des TDI-Motors, der Batterie und des Innenraumes erfolgt über elektrisch geregelte Lamellen im unteren Bereich der Frontpartie. Ebenfalls in LED-Technik ausgeführt sind die schmalen Blinker-Leisten, die als Winkel vertikal dem Radlauf folgen und horizontal eine Linie unterhalb der Scheinwerfer formen. So ergibt sich eine Frontpartie, die - obwohl völlig neu gestaltet und extrem in ihren Dimensionen ausgelegt - in ihrer Klarheit sofort als das Design eines Volkswagens erkannt wird.

Bei der Heckpartie geht das Design völlig andere Wege. Es ist ein neues Spektrum des Volkswagen-Designs, das hier geformt wird. Mehrere Merkmale fallen besonders auf: Erneut die Delphinform und damit die nach hinten schmaler werdende Karosserie mit sehr präzisen Abrisskanten für eine perfekte Aerodynamik. Ferner eine coupéförmige Dachlinie ohne Heckscheibe. In diese Linie integriert en die Macher eine große Heckklappe, unter der sich die Antriebseinheit und der 100 Liter große Kofferraum verbergen.

 

Ein rotes LED-Band, das nach oben und seitlich die Heckpartie einrahmt stellt ein weiteres Charaktermerkmal dar. In dieses LED-Band integriert sind die Rücklichter, die Rückfahrscheinwerfer, die Nebelschlussleuchte und die Bremslichter. Ein schwarzer Diffusor, der fast nahtlos in den vollständig geschlossenen Unterboden übergeht, runden die Maßnahmen ab.

Leichter und sicherer als je zuvor

Leichtbau bei höchster Sicherheit kennzeichnet auch das mit Stabilisatoren an der Vorder- und Hinterachse ausgerüstete Fahrwerk. Vorn kommt eine Doppelquerlenkerachse, hinten eine Schräglenkerachse zum Einsatz. Beide Achsen bauen sehr kompakt und bieten einen hohen Fahrkomfort. Die Fahrwerkskomponenten sind in den wesentlichen Bereichen direkt an das CFK-Monocoque angelenkt.

Das Gewicht im Fahrwerksbereich konnte Volkswagen durch Aluminiumbauteile (u.a. Achsstruktur, Bremssättel, Stossdämpfer, Lenkgetriebegehäuse), CFK (Stabilisatoren), Keramik (Bremsscheiben) Magnesium (Räder) und Kunststoff (Lenkradstruktur) senken. Reibungsoptimierte Radlager und Antriebswellen sowie rollwiderstandsoptimierte Leichtlaufreifen einer völlig neuen Generation von Michelin im Format 115/80 R 15 vorn und 145/55 R 16 hinten tragen dabei ihren Teil zum niedrigen Energieverbrauch des neuen XL1 bei.

Der neue XL1 ist nicht nur leicht, sondern auch sicher. Mit dafür verantwortlich ist erneut CFK (kohlefaserverstärkter Kunststoff) als Werkstoff. Im Stile der Formel-1-Boliden weist der Volkswagen ein hochfestes Monocoque auf. Im Gegensatz zur Formel 1 ist diese Sicherheitskapsel allerdings nach oben hin geschlossen - sicher ist sicher. Je nach Crash-Art fungieren die A- und B-Säulen, die Dachholme und die Schweller als Lastpfade, über welche die Aufprallenergie abgebaut wird. Zusätzliche Längs- und Querträger im Front- und Heckbereich erhöhen die passive Sicherheit.

Für ein weiteres Plus an Sicherheit sorgen indes ein Antiblockiersystem (ABS) und das elektronische Stabilisierungsprogramm (ESP). Nachhaltigkeit ohne höchste Sicherheit wäre ein Rückschritt. Der neue XL1 zeigt indes, dass sich beide Parameter in Einklang bringen lassen.

4 Kommentare > Kommentar schreiben

26.01.2011

Toll. Wenn sowas auch mal 1:1 umgesetzt würde...

26.01.2011

Absolut hässlich

26.01.2011

[QUOTE=Moman;135180]Toll. Wenn sowas auch mal 1:1 umgesetzt würde...[/QUOTE] VW arbeitet daran und schließt eine Serie nicht aus. Aber es ist insbesondere bei diesem Vorhaben ein langer Weg. Jeder prototyp brachte eine weitere Spritersparnis mit sich und das Design reifte - sowohl außen als auch innen. Wirkten die vorherigen Innenräume noch futuristisch, wirkt es jetzt schon sehr zeitgemäß vertraut. Das ist schon fast der Serienlook, vermute ich. [QUOTE=VirusM54B30;135195]Absolut hässlich[/QUOTE] Die Leistung liegt hier nich t im Look, sondenr bei ausgefeilten Dynamik, die erst zusammen mit dem Antrieb solch einen niedirgen Sprit-Verbrauch ermöglicht. Saßen bei den vorausgegangenen Prototypen die Insassen noch hintereinander, finde ich ich es beachtlich, dass diese jetzt sogar nebeneinander sitzen können und man - im Vergleich zum Vorgänger L1 - trotzdem insbesondere durch Leichtbau und aerodynamisches Design die 1-Liter-Marke durchbrochen hat. Sogar der Innenraum wirkt wohnlich und ist nicht einfach spartanisch. Das gilt es zu würdigen!

27.01.2011

Optisch finde ich ihn auch nicht wirklich ansprechend und mit versteckten Radkästen kann ich eigentlich gar nicht, auch wenn diese wahrscheinlichd er Aerodynamik zugute kommen. Aber es ist ja ein Concept Car, wo die Fahrzeug immer etwas "futuristischer" ausgelegt werden. So wird der wohl nie kommen. Hmm... Obwohl das Concept Car vom 4 türigen BMW 6er hätte ich schon so genommen. Der war genial und gleichzeitig der Zeit entsprechend. :träller:


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