Hyundai: Der Turbo-Aufstieg zur Automacht - ein Blick hinter die Kulissen

, 11.11.2013


Technische Aufholjagd mit 2 Tonnen eingelegtem Chinakohl

Hyundai befindet sich auf der Überholspur und legt ein rasantes Tempo vor. Die Südkoreaner bauen auf der ganzen Welt Produktionsstätten und Design-Center, entwerfen für Regionen eigene Modelle, um den Geschmack der potentiellen Kunden zu treffen und vor allen Dingen schnell und flexibel auf Änderungen am Markt reagieren zu können. Heute gibt es bereits neben Südkorea Produktionsstätten in den USA, der Tschechischen Republik, der Türkei, Russland, Indien, Brasilien und China.



2012 verkaufte Hyundai weltweit über 4,4 Millionen Autos (ohne Kia)

Hyundais Absatz soll vor allen Dingen gleichmäßiger über die ganze Welt verteilt sein als jener der Konkurrenz. Stagniert ein Markt oder fällt dieser in eine Rezession, fangen die anderen Märkte den Rückgang bis zur Erholung auf und Hyundai kann währenddessen weiter nach vorne spurten.

Alleine im südkoreanischen „Namyang R&D Center“, dem 1996 eröffneten Sitz von Forschung & Entwicklung und des Designzentrums, sind über 10.000 Mitarbeiter angestellt. 209 Busse bringen das Personal täglich zur Arbeit. Alles ist auf Expansion ausgerichtet: Überall auf dem nach außen abgeriegelten Gelände mit 120 Gebäuden wird gebaut. Rund 1.000 Ingenieure stellt Hyundai jährlich neu ein, um die technische Aufholjagd fortzusetzen und die Weltspitze zu erobern.

Wie versessen die Betriebsangehörigen sind: Täglich verspeisen die Mitarbeiter in den Werkskantinen rund zwei Tonnen Kimchi (eingelegter Chinakohl). Korea ist ohne Kimchi nicht vorstellbar, das zu allen Speisen gereicht wird.

Ein Paradies für Erlkönigjäger und die Konkurrenz vor Ort

Das über 3,3 Millionen Quadratmeter große Gelände in Namyang wirkt wie eine eigene Stadt, dessen Straßen die neuesten Erlkönige dominieren und rege zu ihren nächsten Tests fahren. Beim Blick in die Hallen lassen sich durch gelegentlich geöffnete Tore unverklebt die künftigen Modelle von Hyundai erspähen, wie zum Beispiel die nächste Generation des Hyundai i40, der als Gegner des VW Passat und des Opel Insignia durch ein nochmals geschärftes Design gefällt. Für die Jäger von Erlkönigen wäre dieser Platz das reinste Paradies, doch die Kameras mussten wir am Eingang bei der Kontrolle abgeben und die Smartphones wurden zugeklebt - zu groß ist die Gefahr, dass wohl behütete Geheimnisse zu früh an die Außenwelt gelangen.



Christian Brinkmann im Windkanal des R&D Centers von Namyang

Namyang hält alles für die Entwicklung neuer Automobile bereit - von einem Design-Center über die Schaffung und Auswertung digitaler Prototypen bis hin zu einem Klima-Windkanal und einem riesigen Testgelände mit einem 4,5 Kilometer langen Highspeed-Oval für Geschwindigkeiten bis zu 300 km/h. Dazu kommen Nassstrecken, 34 verschiedene Straßenbeläge aus aller Welt, die unterschiedlicher nicht ausfallen könnten, sogar das „belgische Kopfsteinpflaster“ und vieles mehr.

Damit nicht genug: Direkt an der Teststrecke in Namyang liegt ein großer Parkplatz, auf dem zahlreiche Autos anderer Hersteller stehen, um diese auf Herz und Nieren sowie deren Fahrdynamik zu erforschen. Die Auswahl reicht von Nissan, Renault und Toyota über Mini und Range Rover bis hin zu Porsche. Hyundai möchte sich stets weiter verbessern. Dazu gehört auch die Erforschung der Konkurrenten bis ins Detail.

Knallharte Tests bis zur Reife

Bevor der digitale Prototyp entsteht, gehen dem Schaffungsprozess Tausende Skizzen voraus - allein für einen einzigen Scheinwerfer entstehen über 30.000 Zeichnungen. Es folgen Tonmodelle für das Design und der digitale Prototyp (DPT), der dank modernster Simulationsprogramme die realitätsnahe Abbildung eines Fahrzeuges mit all seinen Eigenschaften ermöglicht, um beispielsweise die Aerodynamik, die Achskonstruktion oder Einbauposition des Motors optimieren zu können.

Stehen die echten Prototypen auf Rädern, finden vor der Serienproduktion Zehntausende Härtetests statt, wie in Regenkammern und im Klima-Windkanal die Vereisungs-, Hitze- und Hochdruckprüfung, aber ebenso aerodynamische Tests. Parallel dazu erfolgen unter anderem extreme Beschleunigungs- und Verzögerungstests mit hohem Volllastanteil, um die Zuverlässigkeit auch unter hoher Belastung für Kühlung, Kraftstoffversorgung und Bremsanlage sicherzustellen. Alles wird von den Ingenieuren penibel getestet, bevor erneut harte Praxisfahrten und weitere Auswertungen auf dem Testgelände in Kalifornien stattfinden, das sogar 10 Mal größer ist als das in Namyang.

Wann folgt der große Schlag?

Eins ist klar: Hyundai bereitet sich auf den großen Schlag vor. Aktuell ist die Hyunda Kia Automotive Group nach Produktionsvolumen der viertgrößte Automobilhersteller der Welt. An der Spitze stehen Toyota, Volkswagen und General Motors. Auf den Plätzen vier und fünf geben sich Ford und Hyundai noch ein Wechselspiel. Doch mit den in 2012 verkauften über 4,4 Millionen Autos (ohne Kia) gibt sich Hyundai nicht zufrieden und hat bereits die Weltspitze im Visier.

Weiterführender Link:

Was kommen wird, zeigt der Blick in die Zukunft im zweiten Teil des Hyundai-Specials.

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