Hyundai: Jetzt ist alles klar - so will Hyundai die Rallye-WM gewinnen

, 14.09.2014


Es war erst der neunte Start bei der Rallye-Weltmeisterschaft (WRC) und dann geschah es: Hyundai feierte mit einer nur 18 Monate jungen Mannschaft bei der Rallye Deutschland im August 2014 seinen ersten WM-Triumph. Damit nicht genug: es war sogar ein beeindruckender Doppelsieg, den niemand in der Debütsaison von Hyundai nach dem Comeback auf dem Plan hatte. Doch das kommt nicht von ungefähr und die Ziele der Südkoreaner sind groß. Wir warfen einen Blick hinter die Kulissen, um die Strategien von Hyundai Motorsport zu durchleuchten, zu denen auch die Recce-Autos als stille Helden und eine ausgeklügelte Basis in Deutschland gehören.


Ein starkes Geschoss für den Transfer in die Serie

In der Königsklasse des Rallye-Sports kann Hyundai unter härtesten Bedingungen auf der ganzen Welt auf Schotter und Asphalt seine Technik und deren Zuverlässigkeit mit dem in Europa besonders beliebten Hyundai i20 unter Beweis stellen. Die Rallye-Version Hyundai i20 WRC wiegt nur 1.200 Kilogramm, das vorgeschriebene Mindestgewicht, und holt aus einem 1,6 Liter großen Vierzylinder-Turbomotor satte 300 PS und 400 Nm Maximaldrehmoment bei 5.000 U/min. In weniger als 4 Sekunden katapultiert sich der allradangetriebene Bolide von 0 auf 100 km/h.

Doch noch viel wichtiger: Die neuen Serienmodelle werden Rallye-Gene in sich tragen, das heißt, bei Hyundai wird der Transfer vom Motorsport in die Serie erfolgen, um die Fahrzeuge für die Straße noch fahrdynamischer auszurichten und die Zuverlässigkeit weiter zu steigern. Insbesondere bei Fahrwerken lassen sich im harten Motorsport viele Erfahrungen sammeln. Eine Sportversion des Hyundai i20 schließen die Macher nicht aus. Performance-Varianten anderer Modelle dürften folgen und eine heiße Zukunft bescheren.

Die Elite auf den Schlüsselpositionen

Wie ernst Hyundai nach 2003 den Wiedereinstieg in die Rallye-Weltmeisterschaft nimmt und zu den Besten gehören möchte, zeigt allein die Tatsache, dass die Südkoreaner erfahrenste Spezialisten unter Vertrag nahmen, die zu den Besten der Welt gehören: vom amtierenden Vize-Weltmeister der Fahrer über den Chef-Designer und Motoren-Manager bis hin zum Teamchef.

An der Spitze steht der Franzose Michel Nandan, der über reichlich Erfahrung in der WRC verfügt und seit Mitte der 1990er-Jahre in unterschiedlichen technischen Positionen bei Toyota, Peugeot und Suzuki tätig war. Nandan leitete unter anderem das Projekt Peugeot 206 WRC. Marcus Grönholm gewann in den Saisons 2000 und 2002 mit dem Peugeot 206 WRC die Fahrerwertung der WRC. Darüber hinaus holte Peugeot mit dem Peugeot 206 von 2000 bis 2002 dreimal in Folge die Konstrukteursmeisterschaft in der Rallye-Weltmeisterschaft. Nandan setzt nun alles daran, den großen Titel mit Hyundai zu holen.


Für den Aufbau des Rallye-Autos verantwortlich zeichnet der französische Chef-Designer Bertrand Vallat, der wie Nandan früher bei Peugeot Sport tätig war. Eine weitere wichtige Rolle im Team spielt der Motoren-Manager Stephane Girard, der viel Erfahrung aus dem Motorsport einbringt und unter anderem bereits für Peugeot Sport, Maserati Corse und das Subaru World Rally Team tätig war. Verantwortlich für die Werkstatt zeichnet der früher bei Toyota für Rallye-, Le Mans- und Formel 1-Einsätze involvierte Ernst Kopp. Die Fäden im täglichen Management hält der Belgier Alain Penasse zusammen, der das Team weiter ausbauen soll.

Mutige Herausforderung: Hyundai geht bewusst schwierige Wege

Hyundai entschloss sich, im Gegensatz zu anderen Top-Teams, den Rennwagen während der Saison aufzubauen und weiterzuentwickeln - eindeutig der schwierigere, aber bei Erfolg zeitlich schnellere Weg. Die Stärken des Hyundai i20 WRC stellt gegenüber der Konkurrenz insbesondere das ausgefeilte Chassis dar. Potential sieht Hyundai noch bei seinem extra für den Rennwagen komplett selbst entwickelten Motor.

So nutzte Hyundai bereits während der Saison einige der von der FIA (Fédération Internationale de l'Automobile und Dachorganisation der Rallye-Weltmeisterschaft) erlaubten Joker zur Genehmigung eines neuen Motors, der eine höhere Zuverlässigkeit aufweist. Im nächsten Schritt steht die Steigerung der Performance an.

Hyundai spricht derzeit zu Recht noch von einer Lernphase und ist eifrig dabei, auf den weltweiten Rallyes Erfahrungen und Kenntnisse auf den unterschiedlichsten Terrains und bei verschiedenen Konditionen zu sammeln, um die reichhaltigen Informationen penibel auszuwerten und ab 2015 richtig anzugreifen. Die Podiumsplätze stellen aktuell einen Bonus dar und es existiert noch keine Vorgabe, wann der Weltmeistertitel her soll. Aber eins ist klar: Die Macher von Hyundai Motorsport sprechen bereits klar aus, dass sie den Weltmeistertitel wollen!


Selbst bei der Fahrerbesetzung setzt Hyundai auf eigene Wege

Als einziger Fahrer hat der amtierende Vize-Weltmeister Thierry Neuville (26) einen Stammplatz im Cockpit sicher. Der schnelle Belgier kam vom Qatar World Rally Team, wo er einen Ford Fiesta RS WRC fuhr. Neben zwei Podiumsplätzen in Mexiko und Polen konnte Neuville mit Hyundai den Weltmeisterschaftslauf in Deutschland gewinnen.

Ansonsten setzt Hyundai bei jeder Rallye auf eine internationale Mannschaft mit verschiedenen Fähigkeiten. Der Spanier Dani Sordo (31) zählt zu den routiniertesten Piloten der WRC und gilt als Asphalt-Spezialist. Sein Einsatz bei der Rallye-Deutschland zeigte es: Sordo holte den zweiten Platz. Sordo wechselte von Citroën zu Hyundai und holte letzes Jahr mit Citroën einen WRC-Sieg und mehrere Podiumsplätze, so dass Sordo am Ende den 5. Platz in der Weltmeisterschaft belegte.

Dazu bereichern der französische Asphalt-Spezialist Bryan Bouffier (35) und der finnische Schotterspezialist Juho Hänninen (33) das Werksteam von Hyundai. Letzterer holte für Hyundai 2014 bereits drei 6. Plätze und damit wertvolle Punkte in der Konstrukteursmeisterschaft. Ebenfalls an Bord befinden sich der Australier Chris Atkinson (35) und der Neuseeländer Hayden Paddon (27), der dieses Jahr für Hyundai unter anderem zweimal einen 8. Platz holte und den Hyundai aufgrund seines Talentes pushen möchte.

All die Fahrer mögen spezielle Fähigkeiten besitzen, kommen aber mit Ausnahme von Thierry Neuville nur wenig zum Einsatz, um das Auto besser kennenlernen und ihre Fähigkeiten noch besser entfalten zu können. Das mag auf den ersten Blick fragwürdig erscheinen. Aber Hyundai hat ein anderes Ziel vor Augen: das Team. Die verschiedenen Spezialisten für Asphalt und Schotter sorgen für einen wichtigen Input an Informationen für Hyundai, um sich für die Saison 2015 auf verschiedenen Pisten und Terrains auf der Welt bestens vorbereiten zu können. Und beachtlich: Aktuell befindet sich das Rallye-Team von Hyundai in der Konstrukteursmeisterschaft durch diese Strategie bereits in der Debütsaison auf Platz 3 und in Schlagweite zum zweitplatzierten Citroën.

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