Nissan 370Z GT Edition Test: Porsche-Feeling zum kleinen Preis?

, 31.05.2013


Die Vorfreude auf den Nissan 370Z Test war groß. Wie fährt sich der „Asiaten-Porsche“? Wie „querfreudig“ und „Fast & Furious“-tauglich ist der „Z“ wirklich? Und wie kommt er bei den Passanten an? All diese Fragen schwirrten im Vorfeld durch den Kopf. Die Überraschung war groß, als der Nissan 370Z in Brillantweiß und in der „GT Edition“ zum zweiwöchigen Test bereitstand. Bereits auf den ersten Blick setzt der 370Z in diesem reinen Weiß und mit dieser sexy Sportwagen-Silhouette sofort Akzente. Der Schriftzug „GT Edition“ auf den Seiten weckte zusätzlich die Neugierde und der Test begann.

Startet man den Nissan 370Z über den Start-Knopf, sorgt der 328 PS starke 3.7-Liter-V6-Motor für zügigen Vortrieb, möchte dabei aber immer bei Laune gehalten werden. Da es sich um einen reinen Saugmotor handelt und dieser sein volles Drehmoment erst im Verlauf des Drehzahlbandes entfesselt, ist es erforderlich, mit ordentlich Drehzahl zu fahren.

Der rote Drehzahlbereich beginnt erst bei 7.500 U/min, was insbesondere „Speed Heads“ der alten Schule zu schätzen wissen: Im oberen Drehzahlbereich und kurz vor dem roten Bereich fühlt sich der Nissan 370Z besonders gut an und bietet dank der „Syncro Rev Control“, dem weltweit ersten vollsynchronisierten System zur automatischen Anpassung der Drehzahl beim Hoch- und Runterschalten, den puren Fahrspaß.

In 5,3 Sekunden knackt das Nissan 370Z Coupé die 100 km/h-Marke (Automatik 5,6 Sekunden) und beendet seinen Vortrieb bei elektronisch abgeregelten 250 km/h. Im „S"-Modus passt die „Synchro Rev Control" beim Hoch- und Runterschalten die Drehzahl durch kurzes Zwischengasgeben automatisch an, was zu schnellen und sportlichen Gangwechseln führt. Den Handschalter bestückte Nissan ebenfalls mit einer automatischen Anpassung der Drehzahl beim Herunterschalten (DRM - Downshift Rev Matching).


Perfektes Handling mit Hang zum Übersteuern

Das Frontmotor-Heckantrieb-Konzept sorgt in Verbindung mit dem tiefen Schwerpunkt des 370Z für perfektes Handling und den unter Driftern sehr begehrtem Hang zum Übersteuern. So ist es nicht verwunderlich, dass beim Herausbeschleunigen aus Kurven verdächtig oft die Traktionskontrolle im Instrumentendisplay aufflackert. Aber keine Sorge das Heck des Nissan 370Z lässt sich auch bei deaktivierter Elektronik sehr gut beherrschen und erlaubt einen spielerischen Umgang mit kontrollierten Drift-Einlagen. Für die optimale Traktion in Kurven unterstützt zudem ein Lamellen-Sperrdifferenzial die Elektronik bei durchdrehenden Rädern.

Dank einer neuen V-förmigen Radaufhängung aus extraleichtem Aluminium kombiniert der Nissan 370Z Verwindungssteifigkeit mit sehr guter Agilität. Die Doppelquerlenkervorderachse macht ihren Job gut und gleicht Unebenheit sauber aus, sogar auf Betonfahrbahnen. Man kann von einer äußerst gelungenen Abstimmung des 370Z sprechen, die Nissan hier gelang. In jeder Situation hat der Fahrer das Gefühl, dass alle Komponenten wunderbar miteinander harmonieren. Die nahezu ideale Gewichtsverteilung von 53 Prozent an der Vorderachse und 47 Prozent hinten unterstreicht den Charakter.

Die serienmäßige Duplex-Auspuffanlage sorgt mit den weit ausgestellten Radhäusern für einen bulligen Auftritt auch aus der Verfolger-Perspektive und macht selbstbewusst klar, wer hier das Sagen hat. Der Nissan 370Z klingt voluminös, grollig und eindrucksvoll. Er besitzt ein ähnlich prägnantes Klangbild wie der VW Golf R32, das viele Autofanatiker sehr schätzen.


Der Innenraum gibt sich nüchtern aufgeräumt und sportlich betont

Das große Instrumenten-Display mit Tachometer, einem mittig platzierten Drehzahlmesser und Bordcomputer im 1990er-Jahre-Style offenbart eine praktische Gangwechselanzeige, die bei sportlicher Fahrweise wild aufflackert. Die extragroßen Schaltpaddels am Lenkrad versprühen derweil einen typischen Sportwagen-Charme und laden zur häufigen Benutzung ein. Selbstverständlich lässt sich auch der Automatik-Wählhebel in der Mittelkonsole verwenden. Aber definitiv mehr Spaß bereitet das Schalten am Lenkrad.

Über Kipp- und Druckschalter am Lenkrad ist es möglich, sämtliche Einstellungen am Entertainment- und Bordsystem vorzunehmen und abzufragen. Zusätzlich sorgen drei analoge Rundinstrumente oberhalb der Mittelkonsole dafür, dass man Öltemperatur, Bordnetzspannung und Uhrzeit nicht aus den Augen verliert.

Das Gestühl glänzt mit einer hervorragenden Sitzverstellung und perfektem Seitenhalt. Die Verwendung von Leder und Alcantara sorgt für eine ordentliche Haptik, die hier und da von einer Plastiklandschaft unschön unterbrochen wird. Das BOSE-System bietet währenddessen ein hervorragendes Klangerlebnis im 370Z und ist als aufpreispflichtige Option im „370Z Pack“ enthalten. Auch die Rückfahrkamera und das Navigationssystem erweisen sich als sinnvolle Helferlein, die man sich im Alltag kaum mehr wegdenken kann. Verbesserungswürdig ist jedoch, dass im Navigationssystem keine POIs, wie zum Beispiel Tankstellen in der Umgebung, abgefragt werden können.


Die Z-Reihe verbindet Tradition und Moderne geschickt

Im Design folgt der zeitgenössische Nissan 370Z einer Formensprache, die bis auf den vor 40 Jahren vorgestellten 240Z zurückreicht: lange Haube, kurze Kabine, knappe Überhänge, gestutztes Heck. Der 370Z stellt bereits die sechste Generation der Z-Reihe dar. Bereits 1969 erfreute sich der Datsun Z einer großen Beliebtheit. Heute zählt die Z-Reihe eine riesige Fangemeinde, die nicht zuletzt durch den großen Erfolg der „Fast & Furios“-Filme mit dem Nissan 350Z als Drift-Auto, ein rasantes Wachstum erfuhr.

Das sportliche und äußerst maskuline Design weckt bei vielen Passanten Erinnerungen an die Silhouette des Porsche 911. Ein konsequentes Zackenmuster, das sich über das komplette Seitenprofil zieht, sorgt jedoch bei näherer Betrachtung für eine deutliche Abgrenzung zum Porsche.

Die Z-typischen Bumerang-Heckleuchten mit LED-Technik und die Frontscheinwerfer im gleichen Look stehen für Dynamik und schaffen ein stimmiges Gesamtbild, das Sinnbild für Sportlichkeit und Angriffslust darstellt. Das weit aufgerissene Kühlermaul und die langgezogene Motorhaube unterstützen diese Attribute. Der Nissan 370Z ist flach, breit, laut, hart und schnell - ein reinrassiger Sportwagen eben.

Der von uns getestete Nissan 370Z in der GT Edition besticht durch spezielle Ausstattungsmerkmale und seinen Preisvorteil. So zollt die GT Edition seinem Erbe mit einem in den 1970er-Jahren extrem beliebten Motiv Respekt: Rallye-Streifen für die Seitenpartien, die in den Farben „Black Pearl“, „Brilliant White“ und „Black Rose" erhältlich sind. Die geschmiedeten 19-Zoll-Felgen von Rays mit einem Finish in Anthrazit sorgen für eine zusätzliche Differenzierung zum Serien-370Z. Eine Reihe von Fahrwerksänderungen, die das Nissan Technical Centre Europe (NTCE) durchführte und sich durch ein Feintuning der Dämpfer auszeichnet, erhielt die GT Edition als erstes Z-Modell, bevor diese das Standard-Modell übernahm.


Fazit: Ein echter Sportwagen zum attraktiven Preis

Der Nissan 370Z ist ein echter Sportwagen und kostet mit seinen etwa 40.000 Euro nur etwa halb so viel wie ein Porsche 911. Der „Z“ bringt alle Eigenschaften eines fahraktiven Sportwagens mit und erweist sich optisch ebenfalls als echter Hingucker. Die kleinen Schwächen in der Haptik des Innenraums und beim mangelhaften Navigationssystem bügelt der 370Z durch sein imposantes Erscheinungsbild und die wirklich guten Fahreigenschaften aus. Gerade in Bezug auf das Verhältnis zwischen Budget und Spaßfaktor erhält der Nissan 370Z eine klare Kaufempfehlung. Wir sind bereits gespannt auf den Nachfolger oder eine besonders scharfe Variante mit Kompressor- oder Turbo-Aufladung. Na, Nissan, wie wär's?


Technische Daten Nissan 370Z:

Antriebsart: Heckantrieb | Hubraum: 3.696 cm³ | Leistung: 241 kW/328 PS | Drehmoment: 363 Nm bei 5200 U/min | Vmax: 250 km/h (abgeregelt) | Beschleunigung 0-100 km/h: 5,3 Sekunden | Durchschnittsverbrauch: 10,5 l/100 km | CO2-Emission g/km: 245 | Preis: ab 41.250 Euro

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