Peugeot 1007 HDi: Skurriler Kleiner mit Löwenherz

, 30.08.2007


Der Peugeot 1007 HDi 110 im Fahrbericht: Hinter der extravaganten Fassade steckt ein durch und durch solides Auto.

Die Franzosen gehen gern ihren eigenen Weg. Besonders deutlich zeigt sich das immer wieder im Automobilbau. Citroen revolutioniert selbigen in den Fünfziger Jahren mit der ,,Göttin" DS, Renault darf sich seit Vorstellung des Espace ,,Erfinder des Van-Segments" nennen. Auch Peugeot hat sich in der Vergangenheit bereits als innovativer Hersteller profiliert, zum Beispiel mit seinen Klappdach-Cabrios. Dabei geht fast unter, dass derzeit auch ein Kleinwagen mit Schiebetüren die Modellpalette bereichert. Leider hat sich das skurrile Gefährt bisher als Ladenhüter erwiesen, was aber auch am Fehlen einer flotten Motorisierung lag. Mit dem neuen, 109 PS starken 1,6-Liter-Turbodiesel wollen die Franzosen dieses Manko nun beheben.

[strong]Design[/strong]

Fehlenden Mut kann man den Peugeot-Designern wahrlich nicht vorwerfen: Der 1007 ist der skurrilste Vertreter der Kleinwagenklasse. So hoch und kurz wie ein Kleinwagen, liegt er in punkto Fahrzeug- auf Augenhöhe mit ausgewachsenen Vans. Peugeot- typisch reißt er das Maul weit auf, um sofort mit seinen Mandelaugen zu versöhnen. Die Seitenansicht präsentiert sich mit vielen gegenläufig verlaufenden Linien recht verspielt. Die Schienen für die Schiebetüren hat Peugeot harmonisch ins optische Gesamtkonzept integriert - im Gegensatz zu den Türgriffen, die doch um einiges zu groß geraten sind. Eher bieder ist dagegen das Steilheck geraten.

[strong]Karosserie und Innenraum[/strong]

So extravagant das Schiebetür-Konzept auch ist: Seine Vorteile lassen sich nicht wegdiskutieren. Dank der übersichtlichen Karosserie wieselt der 1007 in jede noch so kleine Parklücke, ohne dass die Insassen Gefahr laufen, bei den Parkplatznachbarn durch unachtsam geöffnete Türen Schrammen zu hinterlassen. Auch die Bedienung geht spielend leicht und schnell: Die Pforten öffnen und schließen auf Knopfdruck am Schlüssel oder im Innenraum und surren ruckzuck in die gewünschte Position. Leider ist der Einstieg nach hinten recht beschwerlich. Dafür profitiert das Raumgefühl deutlich von dieser Lösung.

Für die Tour zu zweit bietet der 1007 ordentliche Platzverhältnisse. Ellbogen- und Kopffreiheit liegen in der ersten Reihe auf hohem Niveau. Auf den billigen Plätzen geht es naturgemäß beengter zu. Schiebt man die Rückbank aber ganz zurück, fühlen sich zumindest auf kürzeren Strecken hier auch Erwachsene wohl. Muss der kleine Löwe Transportaufgaben bewältigen, stellt er zwischen 178 und 340 Liter Gepäckvolumen zur Verfügung - selbst für einen Kleinwagen mickrige Werte. Dann ist auch nicht weiter schlimm, dass die Zuladung mit 261 bis 307 Kilogramm sehr bescheiden ausfällt. Wenig überzeugend auch die Verarbeitung, die vor allem im Bereich des Armaturenbretts stellenweise allzu sorglos ausgefallen ist. Einen guten Eindruck machen dagegen Materialauswahl und die übersichtliche Bedienung, auch wenn nicht jedes Knöpfchen (z.B. die Sitzheizung außen auf der Sitzkonsole) dort ist, wo man es auf Anhieb vermutet.

[strong]Antrieb und Fahrwerk[/strong]

Der 109 PS starke 1,6-Liter-Turbodiesel mit serienmäßigem Partikelfilter ist der Neuzugang in der 1007-Motorenpalette. Der Selbstzünder kommt in einigen anderen Modellen des PSA-Konzerns (dem Zusammenschluss aus Peugeot und Citroen) und dem Mini Cooper D zum Einsatz. Dort hat er sich meist als sparsamer, aber nicht eben munterer Zeitgenosse erwiesen. Mit dem 1007 geht des Diesel eine harmonischere Beziehung ein: Er bringt das immerhin rund 1,4 Tonnen schwere Löwenbaby stets souverän auf Touren - bei Bedarf auf 185 km/h. Dank seines maximalen Drehmoments von 240 Newtonmetern (260 bei kurzzeitigem Overboost) ist der Peugeot auch für flotte Überholmanöver gerüstet. Das Fahrwerk präsentiert sich ausreichend straff für flotte Überlandfahrten, hält aber auch genügend Komfortreserven bereit. Ein Minus kassiert der 1007 HDi 110 beim Verbrauch: Auf die von Peugeot angegebenen 4,8 Liter müssen in der Praxis knapp zwei Liter aufgeschlagen werden.

[strong]Kosten[/strong]

Erstaunlicherweise liegt hier der einzige echte Schwachpunkt des Peugeot 1007 HDi 110. Da die Franzosen den Top-Diesel erst ab der gehobenen Ausstattungsvariante ,,Tendance" anbieten, liegt der Grundpreis bei saftigen 18.350 Euro. Damit ist er teurer als ein 100 PS starker VW Polo TDI in der Top-Ausstattungslinie ,,Sportline". Puh, das sitzt! Dafür ist schon die Basisversion richtig gut ausgestattet und bringt ohne Aufpreis wichtige Features wie Bordcomputer, Klimaanlage, 16-Zoll-Leichtmetallfel- gen und Partikelfilter. Auch für Sicherheit ist gesorgt: Mit sieben Airbags, ABS sowie ESP samt Antriebs-Schlupfregelung bietet der 1007 das umfangreichste serienmäßige Sicherheitspaket in der kleinen Klasse. Die Versicherungseinstufungen (KH/VK/TK: 18/15/18) liegen im Rahmen.

[strong]Fazit:[/strong]

Man muss es nicht schön finden, aber eines hat Peugeot mit dem Design 1007 geschafft: Selbst aus dem bunten und vielfältigen Kleinwagen-Angebot sticht der Schiebetür-Franzose heraus. Objektiv betrachtet verbirgt sich hinter der extravaganten Schale ein gutes und solides Auto: Motor und Fahrwerk lassen kaum Wünsche offen, Serienausstattung, Bedienung und Materialanmutung stimmen, und auch das Platzangebot in der ersten Reihe ist okay. Weniger gut: Der winzige Kofferraum und die sehr selbstbewusste Preisgestaltung, die den Franzosen angesichts der harten Konkurrenz wohl auch in Zukunft am Durchbruch hindern wird. Schade eigentlich...

[strong]Technische Daten (Werksangaben):[/strong]

Leistung: 80 kW (109 PS) / 4.000/min
Max. Drehmoment: 240 Nm (260 Nm bei Overboost)
Höchstgeschwindigkeit: 185 km/h
Beschleunigung 0 - 100 km/h: 11,4 s
Durchschnittsverbrauch: 4,8 l / 100 km
Grundpreis ,,Tendance": 18.350 Euro

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