Herausforderer-Duell in der Kompaktvan-Klasse: Ford S-Max und Opel Zafira treten in den beliebten Diesel-Varianten zum Vergleich an.
Die Beliebtheit der Kompaktvans ist ungebrochen. Fast jeder Volumenhersteller hat inzwischen ein Modell für dieses Segment im Programm. Kompaktvans transportieren bis zu sieben Personen, schleppen bei Bedarf den Baumarkt-Großeinkauf und meistern fast alle Herausforderungen des Alltags. In ihren jüngsten Generationen lassen sie sich sogar einigermaßen sportlich bewegen, wie die beiden Kontrahenten unseres Vergleichs beweisen: Ford S-Max 2,0 TDCi und Opel Zafira 1.9 CDTI treten zum Duell der Herausforderer an. Der Sieger darf es sich auf der Position direkt hinter dem Platzhirschen VW Touran bequem machen.
[strong]Design[/strong]
In punkto Design interpretieren Ford und Opel das Thema ,,Kompaktvan" durchaus unterschiedlich. Während die Kölner der typischen Van-Silhouette einen progressiven Anstrich verpasst haben, kommt der Zafira optisch eher als XL-Kombi daher. Der S-Max bietet große Fensterflächen und dicke Backen in Form von ausladenden Radhäusern. Die nach hinten abfallende Dachlinie suggeriert genau wie die Luftauslass-Attrappen hinter den vorderen Radkästen Sportlichkeit. Anders der Opel: Mit seinem lächelnden Gesicht, der biederen Linienführung und dem ausdruckslosen Heck bedient er brav das ,,Schulbus"- Image, das Vans nach wie vor anhaftet. Deshalb geht der erste Punkt nach Köln - 1:0 für den S-Max.
[strong]Karosserie und Innenraum[/strong]
Mit seinen größeren Ausmaßen ist der S-Max in dieser Disziplin Favorit. Mit 4,77 Meter ist er satte 30 Zentimeter länger als der Zafira und bietet mit 2,85 Meter einen um 15 Zentimeter längeren Radstand. Da er auch noch zwölf Zentimeter breiter ist, kann der Kölner mit dem klar besseren Raumgefühl punkten. Ist man im S-Max zu fünft unterwegs, kann sich kein Passagier über zu wenig Platz beklagen - zumal es sich die Insassen der zweiten Reihe auf drei Einzelsitzen bequem machen können. Selbst die Plätze sechs und sieben eignen sich zu mehr als einer Notlösung - auch wenn die Sitzhaltung durch die steil stehende Rückenlehne auf Dauer unbequem ist. Dafür darf selbst in dieser Konfiguration noch 285 Liter Gepäck mit.
Damit bietet der S-Max hier mehr als doppelt soviel Platz wie der Zafira. Werden alle drei Sitzreihen benötigt, bleiben für das Gepäck nur magere 140 Liter übrig. Allerdings möchte man Reihe drei nur Kindern zumuten - Erwachsene werden selbst auf kurzen Strecken über Platzmangel klagen. In punkto Flexibilität, früher eine Domäne des Zafira, haben die Konkurrenten inzwischen aufgeholt - so auch der Ford S-Max. Mit wenigen Handgriffen lassen sich die Sitze um- und ausbauen und die Autos vom Kindergarten-Taxi zum Großeinkaufs-Transporter umbauen. Denn als Zweisitzer taugen beide Vans auch als Lieferwagen. Wer mehr als 2.000 Liter (Ford) oder 1.820 Liter (Opel) Gepäckvolumen braucht, sollte sich in den Nutzfahrzeug-Abteilungen der Hersteller umschauen.
Die Gemeinsamkeiten der Kontrahenten: Mangelhafte Rundumsicht, aber eine in Längsrichtung verschiebbare zweite Sitzreihe und Handbremshebel im Stile eines Flugzeug-Schubhebels. In Sachen Bedienung sind beide Kandidaten über jeden Zweifel erhaben, wobei die Touchscreen/Knöpfchen- Bedienung des S-Max etwas schneller in Fleisch und Blut übergeht. Materialauswahl und Verarbeitung des Opel machen einen etwas hochwertigeren Eindruck. Dafür sprechen das emotionalere Design und die bequemeren Sitze für den Ford - ergibt dank des viel besseren Platzangebots einen 2:0-Vorsprung.
[strong]Antrieb und Fahrwerk[/strong]
Vorteil Rüsselsheim: Herrscht in Sachen Drehmoment noch Gleichstand (320 Newtonmeter), hängt der Zafira den S-Max bei der Höchstleistung um 20 PS ab (130 zu 150). Das sorgt zusammen mit den handlicheren Ausmaßen und einem entsprechend niedrigeren Gewichtsniveau für eine spürbar bessere Performance. Der Opel-Selbstzünder packt bei niedrigen Drehzahlen besser an und überzeugt mit seinem satten Durchzugsvermögen. Kein Wunder, dass der Rüsselsheimer die Topspeed- (202 zu 191 km/h) und die Sprintwertung (10,5 zu 10,9 Sekunden von Null auf Hundert) deutlich für sich entscheidet. Da hilft dem S-Max auch die etwas bessere Drehfreude seines Triebwerks nichts - zumal der Zafira mit 7,7 Litern auf 100 Kilometern (S-Max: 8,3) im Test etwas sparsamer ist.
Beide Testkandidaten zeichnet ein narrensicheres Fahrverhalten aus. Der Grenzbereich kündigt sich früh an, um sich dann durch sanftes Untersteuern bemerkbar zu machen. Übertreibt es der Fahrer, legt das bei beiden serienmäßige ESP die Ketten an, ohne aber zu rigoros einzugreifen. Doch während der Opel dank seiner sehr straffen Federung mehr schlecht als recht über Querfugen und durch Schlaglöcher rumpelt, hat Ford beim S-Max einen guten Kompromiss zwischen Dynamik und Komfort gefunden. Ein hohes Niveau erreichen Sechsgang-Getriebe und Bremsen der Kontrahenten: Ersteres ist bei beiden knackig zu schalten, Letztere jeweils fest zupackend und gut dosierbar. Beim Thema ,,Lenkung" setzt sich der Zafira leicht ab: Das Ford-Pendant agiert zu schwammig, liefert wenig Rückmeldung über den Fahrbahnzustand.
Alles in allem bietet der Rüsselsheimer das ausgewogenere Antriebspaket und verkürzt auf 1:2.
[strong]Kosten[/strong]
Im letzten und entscheidenden Kapital spricht alles für den Zafira. Zwar kostet der S-Max in der ,,Ambiente"-Basisversion 790 Euro weniger, allerdings bringt der Rüsselsheimer die bessere Grundausstattung (,,Edition") mit. Ob dritte Sitzreihe, CD/MP3-Radio oder Tempomat - all das ist im Zafira ab Werk an Bord und muss im S-Max extra bezahlt werden. Unverständlich: Eine Automatik bietet Ford für den S-Max gar nicht an. Zudem gewähren die Kölner nur eine Gewährleistung von zwei Jahren, während die zweijährige Garantie für den Zafira gegen Aufpreis um ein oder zwei Jahre verlängert werden kann. Die Versicherungseinstufungen liegen auf einem ähnlichen Niveau. Gut: Beide verfügen serienmäßig über Partikelfilter und erfüllen die Abgasnorm Euro 4.
[strong]Fazit[/strong]
Nach Punkten steht es also 2:2. Ein Unentschieden, bei dem der Zafira trotzdem als knapper Sieger hervorgeht, wenn man das Design-Kapitel unter der Kategorie ,,Geschmackssache" verbucht. Die Gründe: Sein stärkerer und zudem etwas sparsamerer Motor und der klare Sieg im Kostenkapitel. Überraschend kann der von den Kölner Marketingstrategen als Sportvan positionierte S-Max auf den van-relevanten Gebieten Platzangebot und Variabilität punkten - außerdem noch mit dem etwas besseren Fahrkomfort. Wer aus Platz-, Komfort- oder optischen Gründen den S-Max favorisiert, fällt also nicht zwangsläufig die schlechtere Wahl.
[strong]Technische Daten[/strong]
Ford S-Max 2,0 l TDCi
Leistung: 96 kW (130 PS) / 4.000/min
Max. Drehmoment: 320 Nm / 1.750 bis 2.240/min
Beschleunigung 0 - 100 km/h: 10,9 s
Höchstgeschwindigkeit: 191 km/h
Testverbrauch: 8,3 l / 100 km
Grundpreis: 26.975 Euro (Ambiente)
Ford S-Max 2,0 l TDCi
Leistung: 110 kW (150 PS) / 4.000/min
Max. Drehmoment: 320 Nm / 2.000 bis 2.750/min
Beschleunigung 0 - 100 km/h:10,4 s
Höchstgeschwindigkeit: 202 km/h
Testverbrauch: 7,7 l / 100 km
Grundpreis 27.765 Euro (Edition)