Seat Leon Cupra 280 Test: Der junge Wilde mit Rennstrecken-Allüren

, 04.05.2015


Kein Heckantrieb, nur 4-Zylinder - trotzdem kann ich es kaum erwarten, dass der Seat Leon Cupra 280 zum Test auf den Hof rollt. Warum die Vorfreude so groß ist und was der kompakte Spanier alles zu bieten hat, gibt es in diesem Testbericht zum aktuellen Leon Cupra. Doch bevor wir dazu kommen, wie immer erst einmal ein paar "harte Fakten".

Der Seat Leon Cupra 280 bringt es mit dem aktuellen Performance-Paket auf satte 280 PS. Das maximale Drehmoment von 350 Nm bietet über den weiten Bereich von 1.750 bis 5.600 U/min dazu einen kraftvollen Durchzug in jeder Situation. Mit dem optional erhältlichen Doppelkupplungsgetriebe (DSG), das unser Testwagen an Bord hat, beschleunigt der Cupra mit seinem 2,0 Liter großen TSI-Triebwerk in 5,7 Sekunden von 0 auf Tempo 100. Die Höchstgeschwindigkeit wird bei 250 km/h abgeriegelt. Diesen Umstand verdankt man einem "Gentlemen's Agreement" der Hersteller vor einigen Jahren, sonst wäre sicherlich noch Luft nach oben hin offen.

Trotz Frontantrieb erzielt der Seat Leon Cupra 280 Bestnoten auf dem Track

 

Der Cupra 280 ist leider nur ein Fronttriebler, aber dank einer innovativen und ausgfeilten Vorderachs-Differentialsperre verbesserten sich Traktion und Fahrdynamik deutlich. Das System arbeitet mit Lamellenpaketen, die hydraulisch betätigt und elektronisch gesteuert werden. Die Differentialsperre ist in alle Fahrdynamiksysteme wie ESP integriert und verbessert nicht nur die Traktion, sondern unterbindet ebenso das Beschleunigungs-Untersteuern.

 

Auf dem Track kommt das Frontantriebskonzept am Kurvenausgang mit einem agressiven Gasfuß bauartbedingt an seine Grenzen. Dass man mit einem Frontantrieb dennoch extrem schnell auf der Rennstrecke unterwegs sein kann, beweist der neue Cupra durch einen temporären Nordschleifen-Rekord sehr eindrucksvoll. Doch dazu später mehr im Fazit .

Dank serienmäßiger Technologien wie der adaptiven Fahrwerksregelung „Dynamic Chassis Control“ (DCC), der bereits erwähnten Vorderachs-Differentialsperre und einer Progressivlenkung erzielt der Seat Leon Cupra nicht nur schnellere Rundenzeiten als sein Vorgänger, sondern ist im Alltag auch wesentlich entspannter zu fahren und überrascht auf langen Autobahnstrecken durch sehr viel Komfort.

Individualisierung ist ein großes Thema im Leon Cupra

 

Der Fahrer kann die Charakteristik des Leon Cupra jederzeit über das „Cupra Drive Profil“ verändern. Neben den Modi „Comfort“ und „Sport“ bereitet besonders der Modus „Cupra“ Fahrspaß und ein fieses Grinsen auf dem Gesicht: Die Gasannahme ist hier schärfer, das DSG-Getriebe schaltet schneller und die Klangkulisse verändert sich durch den verbauten Soundaktor und stimmt eine noch sportlichere Note an. Die Fahrwerksregelung DCC, die Progressivlenkung und die Vorderachs-Differentialsperre arbeiten ebenso im jeweils sportlichsten Bereich und lassen den Fahrer den Grenzbereich des Cupras erkunden. Der Fahrer kann sich sogar selbst einen individuellen Modus anlegen und seine Präferenzen vornehmen, was uns im Test besonders gut gefiel.

 

Der neue, mit einem Start-Stopp-System und einer Bremsenergierückgewinnung ausgestattete Leon Cupra 280 ist übrigens überraschend effizient. So liegt der Durchschnittsverbrauch, laut Seat, bei gerade einmal 6,4 Litern auf 100 Kilometern mit dem DSG-Getriebe. In unserem zweiwöchigen Test konnten wir diesen Wert zwar nicht erzielen, aber der Cupra wurde dennoch ausgiebig auf dem Track durch die Kurven gescheucht und sonst ebenfalls nicht geschont. Im Mittel erzielten wir einen völlig akzeptablen Testverbrauch von etwa 10 Litern auf 100 Kilometern.

Mit Performance-Paket wird der Leon Cupra 280 zum Rennstrecken-Rowdy

 

An der Vorderachse ist der Leon Cupra 280 mit einer 4-Kolben-Bremsanlage von Brembo mit innenbelüfteten und gelochten Bremsscheiben in 370 x 32 Millimetern ausgestattet, die zwar mit 2.530 Euro zu Buche schlägt aber jeden Cent wert ist. Damit verzögert der Cupra 280 vorbildlich und man bringt die Bremse sogar bei einem kurzen Ausflug auf die Rennstrecke nicht zum Schwitzen. Wenn es um Standfestigkeit und hervorragende Bremsverzögerung geht, ist man mit dieser Bremse sehr gut beraten. Ganz leicht erkennen lassen sich die "Brembos" an den rot lackierten Bremssätteln.

 

Neben der Serienbereifung im Format 225/35 R19, mit der unser Testwagen ausgestattet ist, gibt es auch noch ein Performance-Paket mit „Michelin Pilot Sport Cup 2“-Reifen in der Dimension 235/35 ZR19. Mit diesen Semi-Slicks, welche die gesetzlichen Bestimmungen für den öffentlichen Straßenverkehr erfüllen, ist man perfekt für den Trackday gerüstet, hat allerdings 3.060 Euro weniger im Geldbeutel. Für den sportlich ambitionierten Fahrer lohnt sich die Anschaffung dennoch; denn die Serienbereifung kam bei unserem Testtag auf dem Track schnell an ihre Grenze und die Reifen bauten gerade an der Vorderachse aufgrund des Frontantriebs schnell ab.

Optisches Sahnestück mit LED-Technik wie im Audi R8

 

Bereits optisch zeigt sich der leistungsstärkste Serien-Seat aller Zeiten von einer sehr emotionalen Seite. Die neue Front mit den großen Lufteinlässen und den Voll-LED-Scheinwerfern, wie im Audi R8, sorgt für einen sportlichen Auftritt, ebenso wie die Heckschürze mit angedeutetem Diffusor und den beiden ovalen Endrohren, die leider etwas verloren wirken. Hier wäre ein Diffusor, der die Endrohre rundherum umfasst, schöner gewesen.

 

Die bereits erwähnten Voll-LED-Scheinwerfer sind bereits serienmäßig enthalten und werden durch LED-Heckleuchten passend ergänzt. In der Kompakt-Klasse sind derzeit LED-Scheinwerfer und -Heckleuchten noch eine Ausnahmeerscheinung und verschaffen dem Leon Cupra somit extra Punkte in puncto Prestige. Neben der tollen Optik besitzen LED-Scheinwerfer zahlreiche Vorteile, denn sie leuchten die Straße mit 5.300 Kelvin Farbtemperatur aus und erzielen damit fast Tageslicht-Werte.

Gute Haptik im Innenraum des Seat Leon Cupra

 

Das sportliche Interieur des Seat Leon Cupra 280 wirkt modern, aufgeräumt und bietet eine gute Haptik bei den verwendeten Materialien. Man findet sich schnell zurecht und weiß intuitiv, wo sich alles befindet - vieles kennt man bereits aus dem VW-Konzern.

 

Ein spezielles Cupra-Sportlenkrad mit Schaltpaddles für das optionale DSG-Getriebe sowie Sportsitze mit dunkelgrauem Alcantara und weißen Nähten sorgen für die sportliche Note. Pedale und Einstiegsleisten aus Aluminium unterstreichen diesen Charakter. Gegen Aufpreis gibt es eine schwarze Vollleder-Ausstattung, ebenfalls weiß vernäht. Als Option sind für das perfekte Rennstrecken-Flair auch Schalensitze mit besserem Seitenhalt lieferbar.

Zur Serie des Seat Leon Cupras gehört ebenfalls das Media-System „Plus“ mit einem 5,8 Zoll großen, farbigen Touchscreen. Etwas kleiner als im Golf-Bruder, aber von den Funktionen und der Bedienung weitestgehend indentisch. Ein besonderes Feature im Innenraum stellt indes das Ambientelicht dar: LEDs in den Türpaneelen betonen die Konturen des Interieur-Designs und werten den Innenraum dadurch zusätzlich auf. Die Farbe der LEDs lässt sich über das „Cupra Drive Profile“ anpassen - im Modus „Cupra“ leuchtet es rot, ansonsten weiß.

Fazit: Ein perfekter Alltagsbegleiter mit Hang zum Rennstrecken-Rowdy

 

Es weht ein frischer Wind aus Spanien in Richtung Wolfsburg; denn mit dem Leon Cupra 280 stellte Seat einen kompakten Sportler auf die Räder, der einen Vergleich mit dem VW Golf R, dem VW Scirocco R und selbst dem Audi S3 nicht zu scheuen braucht. Dabei bietet der heiße Spanier volle Alltagstauglichkeit und ein junges, wildes Image.

 

Wenn man es darauf anlegt, kann man es mit dem Seat Leon Cupra sogar auf der Rennstrecke richtig fliegen lassen und das sogar trotz Vorderradantrieb. Das attestiert der temporäre Norschleifen-Rekord, den Seat Ende 2013 mit einem serienmäßigen Leon Cupra 280 mit Performance-Pack einfuhr. In nur 7:58,4 Minuten absolvierte der Cupra 280 die 20,832 Kilometer lange Nordschleife, die als schwierigste Rennstrecke der Welt gilt. Eine Zeit von unter 8 Minuten war vor wenigen Jahren allein Hochleistungssportwagen mit deutlich höherer Leistung vorbehalten. Doch am 16.06.2014 holte sich Renault mit dem Mégane RS 275 Trophy-R und einer zeit von 7:54.36 Minuten den Rekord zurück. Dennoch: Der Seat Leon Cupra 280 beweist, wie schnell er auf einer Rennstrecke unterwegs ist.

Der Seat Leon Cupra 280 stellt zudem einen perfekten Alltasgbegleiter dar, der neueste LED-Technik in einer extrem schicken Hülle bereitstellt und dabei genügend Platz für alle anfallenden Herausforderungen des Alltags bietet. Der Cupra 280 präsentiert sich ferner als sehr agiles und sportliches Tracktool, mit dem man auf der Rennstrecke am Wochenende ordentlich Spaß haben kann.

Dem Seat Leon Cupra 280 kann man guten Gewissens eine klare Kaufempfehlung aussprechen und braucht dabei nicht zu verschweigen, dass er den Klassenprimus Golf in puncto sportlichem Auftritt und Fahrdynamik nicht nur Paroli bietet, sondern sich sogar in einigen Punkten absetzen kann. Man könnte fast meinen, dass Seat künftig das jüngere, sportlichere Publikum ansprechen soll und der Golf (zu) erwachsen wird.

Mit einem Preis ab 32.110 Euro lässt der Seat Leon Cupra die Konkurrenz aus Wolfsburg (für einen VW Golf R werden mindestens 38.325 Euro fällig) ebenfalls deutlich zurück und lässt im Geldbeutel Platz für den Gang zum Tuner des Vertrauens. Denn eines kann man nie genug haben: Leistung.

Technische Daten Seat Leon Cupra 280 DSG:

 

Antriebsart: Frontantrieb | Hubraum: 1.984 | Leistung: 206 kW/280 PS bei 5.700-6.200 U/min | Drehmoment: 350 Nm bei 1.750-5.600 U/min | Getriebeart: Doppelkupplungsgetriebe DSG | Vmax: 250 km/h | Beschleunigung 0-100 km/h: 5,8 Sekunden | Durchschnittsverbrauch: 6,6 l/100 km | CO2-Emission: 154 g/km | Preis: ab 34.310 EUR

 

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