Mike Rockenfeller sicher: DTM ist wieder auf gutem Weg

, 01.11.2017

Ex-DTM-Champion Mike Rockenfeller sieht Aufbruchstimmung und positive Ansätze: Es fehlt noch an PS - Lucas Luhr: "Denkt vor allem an die junge Generation!"

Die DTM hat in der noch jungen Ära unter ITR-Chef Gerhard Berger ein spannendes Rennjahr 2017 gezeigt, abseits der Rennstrecken stand allerdings immer noch sehr viel Politik im Vordergrund. Die Schlagzeilen über die Diskussionen um die Performance-Gewichte überschatteten das sportliche Geschehen allzu oft. Erst auf der Zielgeraden der Saison gelang es endlich, dieses leidige Thema abzuschließen. Ein wichtiger Schritt in eine positive DTM-Zukunft, meint Mike Rockenfeller.

"Das Gewichtsthema will kein Mensch. Das darf es nie wieder gegen. Ich würde alles akzeptieren, aber das nicht", sagt der DTM-Champion von 2013. "Dass die Gewichte weg sind, ist absolut positiv. Aber der Weg zur Abschaffung war ein Negativthema. Wir haben so geilen Sport, geile Autos und tolles Racing. Und trotzdem: Nach den Rennen wurde immer ein politischer Schleier darüber gelegt, immer negativ. Das muss aufhören. Wenn wir das schaffen, dann hat die DTM eine tolle Klasse und eine große Zukunft."

"Ich bin überzeugt, dass es Leute gibt, die das verstanden haben. Sonst hätte es zum Ende der Saison diese Änderung nicht gegeben. Das war Gerhard Berger wichtig. Den Herstellern auch - eigentlich zumindest", erklärt der Audi-Werksfahrer. Der Wille zur Abschaffung der Erfolgsballasts war bei allen vorhanden, aber gleichzeitig auch die Ängste, im Bereich Performance in Nachteile zu geraten. BMW setzte sich schließlich mit entsprechenden Bedingungen für 2018 durch.

Braucht es in der DTM noch das DRS?

"Nach Spielberg haben alle geschrien: Audi ist dominant und so. Aber da muss man mal entspannt bleiben und nicht immer schnell alles ändern wollen", meint Rockenfeller. "Es gibt natürlich Strecken, die dem ein oder anderen besser liegen. Das war immer so und wird immer so bleiben. Natürlich hatten wir das etwas bessere Paket, aber es sind Nuancen, die man mit gutem Set-up wettmachen kann. Marco Wittmann hat das Saisonfinale gewonnen. Noch Fragen?"

"Ich denke, dass die anderen ein Paket hatten, das nicht ganz so einfach auf den Punkt zu bringen war. Das erklärt auch die Schwankungen in Reihen von BMW und Mercedes. Aber das Potenzial ist bei allen ähnlich", erklärt Rockenfeller und freut sich schon auf das komme3nde Jahr. "2018 fangen wir bei null an, fahren alle ohne zusätzliche Gewichte. Ich bin sicher, dass die Rennen und die gesamte Saison noch einmal spannender werden."

Mit der Abschaffung der Gewichte ist eine wichtige Baustelle bearbeitet worden. Es bleiben andere. "Unsere Autos sind schön und schnell. Leider brauchen wir DRS zum Überholen", sagt der erfahrene Rennfahrer aus Neuwied. "Man könnte auch Aero abschrauben, aber das will offenbar niemand so richtig. Wenn man das wollte, dann dürfte ein DTM-Auto höchstens so viel Abtrieb haben wie ein GT. Das ist halt nicht der Fall. Deswegen müssen wir DRS behalten, denn ohne so etwas würden die Rennen zur Katastrophe."

"Es hatte mal einen Grund, das wir es eingeführt haben. Es funktioniert bei uns ganz passend. Es ist nicht so wie in der Formel 1, wo du plötzlich mit 20 km/h Überschuss locker vorbeifährst. Du musst schon noch kämpfen und Risiko eingehen", meint der 34-Jährige. "Es ginge vielleicht, wenn unsere Autos 700 PS hätten. Viele lachen immer, wenn wir das fordern. Aber unsere Autos müssen in Hockenheim mit 300 Sachen die Gerade runterknallen. Das wirkt super. Dann kommen die Rundenzeiten, die Bremswege werden länger und dann wird auch wieder normal überholt."

"Alles wissen es, einige packen es an. Es wird viel passieren. Daher habe ich große Hoffnung in die DTM. Ich war selbst oft sehr kritisch - ich denke, das war völlig zurecht so. Aber jetzt ist vieles auf einem guten Weg", so der Phoenix-Pilot, der die DTM-Saison 2017 auf Rang vier beendete. Etwas weniger positiv sieht Ex-DTM-Pilot Lucas Luhr die Szenerie. Dem ehemaligen GT1-Weltmeister und fünfmaligen Le-Mans-Klassensieger fehlt es am Gesamtkonzept für die Zukunft.

Die Wünsche der Fans müssen weiter in den Fokus

"Es gibt heutzutage so viele Freizeitangebote. Mal ganz ehrlich: Warum soll heutzutage ein Familienvater ganz klassisch mit Frau und zwei Kindern zur DTM kommen? Warum? Die wollen Entertainment, auch neben der Strecke. Die müssen sagen: 'Wir gehen dahin und erleben nebenbei auch noch ein Autorennen'. Die Kinder sind die Fans der Zukunft. Denkt an diese neue Generation", appelliert der 38-Jährige aus Koblenz.

"In der DTM sind die Autos zu fragil und zu aerolastig", meint er. "Du musst als Fahrer dem Rennfahren eigentlich aus dem Weg gehen, wenn du erfolgreich ins Ziel kommen möchtest. Das machst du dann über Strategie - musst du so machen. Wenn du sonst hinter einigen Autos herfährst, dann verliert du Abtrieb, kannst dein Tempo nicht fahren, machst deine Reifen kaputt und so weiter. Für Fans ist das der falsche Weg."

"Flammen aus dem Auspuff, mal ein Drift, oder drei, vier Leute nebeneinander - so muss es sein. Dann sagen alle Leute, dass es geiles Racing ist. Das Thema hat die DTM über die Jahre aus den Augen verloren - schade", so Luhr. "Die Leute erzählen sich heute noch, wie damals Uwe Alzen ohne Tür ins Motodrom von Hockenheim gekommen ist. Die Fans wollen Duelle Tür an Tür. Das ist Tourenwagen-Sport. Es geht doch um Entertainment und nicht darum, wer jetzt zwei Zehntel schneller fährt als der andere. Das sieht eh keiner, und das interessiert auch nicht."

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