Fahrtipp-Verbot: Whiting kündigt hartes Durchgreifen an

, 19.09.2014

Zurückrudern der FIA war der Chancengleichheit geschuldet - Sportliche Strafen drohen - Verschärfung 2015, aber kein generelles Funk- oder Telemetrieverbot

Selbst als die Formel-1-Autos in Singapur bereits rollten, standen hinter der Umsetzung des partiellen Funkverbots noch Fragezeichen. Für mehr Klarheit bezüglich der verschärften Auslegung des Artikels 20.1 des Sportlichen Reglements sorgte am Freitagnachmittag Charlie Whiting auf einer eigens zu dem Thema anberaumten Pressekonferenz. Der FIA-Rennleiter und sein Team wollen schnelle Entscheidungen, empfindliche Strafen und codierten Durchsagen auf die Schliche kommen.

Im ersten Freien Training auf dem Marina Bay Circuit gab es für Whiting zunächst keinen Grund zum Eingreifen, obwohl die Regel aus philosophischen Gründen auch in einer solchen, sportlich im Grunde belanglosen Session Anwendung finden soll: "Die Teams waren sehr vorsichtig, weil sie die Grenze nicht überschreiten wollten", resümiert der Brite. Bei McLaren fragte man laut Eric Boullier im konkreten Fall sogar aktiv nach, ob die Rennleitung etwas durchgehen lässt oder sanktioniert.

Aus gutem Grund: Whiting wünscht sich, dass Kommissare im Fall der Fälle in Sachen Strafmaß hart durchgreifen. "Es liegt bei den Stewards. Ich glaube allerdings, dass es eine sportliche und keine finanzielle Strafe sein muss", schildert das Urgestein und nennt Beispiele: "Wenn es im Rennen passiert, könnte es sich um eine Fünf-Sekunden-Strafe handeln. Im Qualifying auch eine Versetzung in der Startaufstellung." Whiting teilt aber nicht die Bedenken einiger Experten.

Anschwärzen willkommen

Sie hatten vermutet, dass die Bestätigung des Ergebnisses künftig lange auf sich warten lassen könnte, weil jeder Funkspruch im Nachgang überprüft werden muss. "Wir hören uns alles live an", erklärt Whiting über die Arbeit der Rennleitung, die mit acht Mann Mäuschen spielt und alles aufzeichnet. Er erinnert außerdem daran, dass die Kommandostände in solchen Dingen mit Vorliebe denunzieren: "Man sollte auch nicht vergessen, dass die Teams sich gegenseitig akribisch abhören."

Im Fernsehen wird allerdings auch künftig nur das zu hören sein, was die internationale Regie auswählt und zeitversetzt einspielt. Whiting ist jedoch sicher, dass die Zuschauer etwaige Verstöße auf die Ohren bekommen: "Wird etwas gesagt, was nicht hätte gesagt werden dürfen, dann ist es sicher zeitnah verfügbar", blickt er voraus und wünscht Medienaufmerksamkeit: "Dieser Bereich stand zuvor nicht im Blickpunkt, zeigt aber, dass die Formel 1 in allen Bereichen kompliziert ist."

Dass die Regel nach einer langen Diskussion mit den Teams am Donnerstag doch nicht so strikt umgesetzt wird wie zunächst geplant, führt Whiting auf die Wahrung der Chancengleichheit zurück. "Im Detail betrachtet wurde klar, dass es für mache Teams einen Vor- beziehungsweise Nachteil bedeutet", sagt er und spielt auf die unterschiedlichen Displaygrößen in den Cockpits an, die sich so schnell nicht revidieren lassen: "Wegen Hardwareentscheidungen, die längere Zeit zurückliegen. Vor diesem Hintergrund war es besser, es in zwei Stufen durchzuführen."

War alles Ecclestones Idee?

Ein kompletter Aufschub auf 2015 kam für Whiting nicht in Betracht: "Es wäre einfacher gewesen. Aber wenn etwas, mit dem man sich nicht wohlfühlt, akut wird, dann muss man sich kümmern", betont er. An der Regel soll für die kommende Saison trotzdem gefeilt und die technische Kommunikation klarer eingeschränkt werden. Dazu will sich die FIA auf codierte Botschaften einstellen. Eine komplette Abschaffung des Funks scheint nicht infrage zu kommen. "Ich könnte mir das selbst vorstellen, aber die Teams halten das wohl nicht für umsetzbar", erklärt Whiting.

Auch ein Telemetrieverbot, wie es Bernie Ecclstone kürzlich andeutete und befürwortete, steht vorerst nicht zur Debatte: "Es gibt keine Pläne. Wir haben das nicht besprochen." Offen lässt Whiting, auf wessen Initiative die rasche Umsetzung der Idee zurückgeht. Nachdem es zunächst wie ein FIA-Vorstoß aussah, ließ der Zampano persönlich im Vorfeld des Singapur-Grand-Prix durchblicken, dass er beim Meeting der Strategiegruppe in Monza die treibende Kraft gewesen sei.

Whiting hält sich bedeckt: "Ich bin nicht derjenige, der erzählen muss, was bei den Treffen passiert. Es war eine Kombination aus vielen Dingen. Dazu gehörte, dass den Fahrern mehr und mehr abgenommen wurde." Was genau, darüber muss ab Singapur wohl zunächst im Einzelfall entschieden werden. Beispiel Bremsbalance: Die FIA wird die Anweisung an den Piloten durchgehen lassen, sofern sie sich auf den gesamten Kurs nicht auf einen ganz bestimmten Streckenteil bezieht. Alles andere wird als "Coaching" bezeichnet und ist damit verboten.

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