Hamilton schon abgereist: Mercedes versteht's

, 26.07.2014

Lewis Hamilton lässt seinen Frust über das erneute Qualifying-Pech abseits der Strecke aus: Toto Wolff und Experte Marc Surer können es nachvollziehen

Nach seinem neuerlichen Pech im Qualifying hat Mercedes-Pilot Lewis Hamilton den Hungaroring noch vor der Entscheidung um die Pole-Position verlassen. Der Brite musste aufgrund eines Treibstofflecks bereits in Q1 die Segel streichen und wird erst am Sonntag zum Rennen wieder an der Strecke auftauchen.

Während Teamkollege und WM-Spitzenreiter Nico Rosberg auf der Pole-Position steht, muss Hamilton aus der letzten Startreihe losfahren. Die Aufgabe des WM-Zweiten, den Rückstand in der Weltmeisterschaft in Grenzen zu halten, wird somit am Sonntag noch schwieriger als vor einer Woche in Hockenheim. Dort musste Hamilton nach seinem ebenfalls unverschuldeten Qualifying-Pech aus der vorletzten Reihe ins Rennen gehen.

Dass Hamilton den Hungaroring nach den Vorkommnissen des Samstags, die er selbst als "langsam etwas mehr als nur Pech" bezeichnet, vorzeitig verlassen hat, ist für Experte Marc Surer nachvollziehbar. "Es ist die einzig richtige Entscheidung. Als Fahrer bist du so aufgewühlt, wenn so etwas passiert. Jetzt hier rumstehen und den Journalisten blöde Fragen beantworten, das nervt dann nur noch mehr. Den Ingenieuren kann er eh nichts sagen, denn es hat in der ersten Runde gebrannt", sagt Surer bei 'Sky'.

Mercedes gibt Hamilton Erlaubnis zur Abreise

"Ja, er ist nach Hause gegangen. Wir haben ihm gesagt, er soll gehen", bestätigt Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff gegenüber 'Sky Sports F1' mit Blick auf die vorzeitige Abreise Hamiltons während des Qualifyings.

"Er hat ja das Debrief des dritten Freien Trainings gemacht und im Qualifying ist er nicht weit gekommen. Seine Ingenieure werden ihm davon berichten und sich vielleicht noch mal mit ihm zusammensetzen. Das sind Dinge, die man verstehen muss. Der Lewis ist unheimlich sensibel und wir als Team machen uns viele Gedanken darüber, wie er bestens funktioniert. Er wollte nach Hause gehen, hat gefragt, ob er nach Hause gehen darf und wir haben gesagt: 'Ja, geh nach Hause'", so Wolff.

Surer kann Hamilton verstehen

Surer kann sich gut in Hamiltons aktuelle Lage hineinversetzen, schließlich kennt der 82-fache Grand-Prix-Teilnehmer aus der Schweiz diese Gefühlswelt aus eigener Erfahrung: "Ich bin in Australien mal auf Platz drei ausgefallen, kurz vor Schluss hinter Senna und Prost. Ich bin auch an die Box gegangen, habe gesagt, es gab dieses und jenes Problem. Dann bin ich ins Auto gestiegen und zum Ayer's Rock gefahren. Einfach weg, sonst drehst du durch."

Gegenüber 'Sky' lässt Mercedes-Motorsportchef Wolff wissen: "Es tut mir nur so leid für Lewis. Es ist so ein enges Duell zwischen ihm und Nico. Erst hat er in Hockenheim das Bremsversagen hinnehmen müssen und jetzt hatten wir wieder ein anderes Problem mit der Zuverlässigkeit, das ihn gestoppt hat. Es war das ganze Wochenende so stark. Ich bin schwer enttäuscht."

Von einer Häufung von Zuverlässigkeitsproblemen im Lager der Silberpfeile will Wolff aber nichts wissen. "Wir hatten einige Probleme in dieser Saison, aber wir wissen auch, dass dies ein völlig neues Auto und eine brandneue Technologie ist. Unser Auto ist superschnell, wir haben nur manchmal diese Probleme, die wir in den Griff bekommen müssen. Ich bin sicher, dass wir das schaffen und am Ende ein sehr zuverlässiges Auto haben werden", so der Österreicher.

Was ist am Sonntag noch drin?

Wolff ist sich aber bewusst, dass man Hamilton in puncto Ausgangslage für den Ungarn-Grand-Prix nicht mehr wird helfen können. "Das hat er nicht verdient. Für dieses Rennen können wir da auch nichts wieder gutmachen, denn hier ist das Überholen ganz schwierig", sagt der Mercedes-Motorsportchef gegenüber 'Sky Sports F1' und traut dem Weltmeister von 2008 und viermaligen Ungarn-Sieger trotz Start aus der letzten Reihe immer noch einen Podestplatz zu: "Also ich würde dem Lewis alles zutrauen - auch ein Podium hier. Es ist natürlich unglaublich schwierig vorzufahren, weil das Überholen so schwierig ist, aber er wird sicher eine Megaleistung hinlegen."

Vor allem im Qualifying scheint Hamilton das Pech inzwischen gepachtet zu haben. Seine letzte Pole-Position geht auf das Spanien-Wochenende in Barcelona Anfang Mai zurück. Seither gab es für ihn samstags nichts als Frust: Die Mirabeau-Affäre um Rosberg in Monte Carlo, aufgrund der Hamilton seine letzte fliegende Runde abbrechen musste, Verbremser in Q3 in Montreal, Ausritt und Dreher in Q3 in Spielberg, Abbruch seiner letzten fliegenden Runde in Silverstone, Bremsdefekt mitsamt Abflug in Q1 in Hockenheim und nun das Treibstoffleck in Q1 auf dem Hungaroring.

"Jetzt ist es wichtig zu sehen, was hinten am Chassis kaputtgegangen ist, oder ob es überhaupt noch zu verwenden ist. Dann werden wir morgen eine Lewis-Hamilton-Show erleben", so Wolff abschließend. Für den leidgeprüften Briten, dessen Saison nach dem unverschuldeten Ausfall beim Auftaktrennen in Australien mit vier Siegen in Folge (Malaysia, Bahrain, China und Spanien) weiterging, werden die Worte des Mercedes-Motorsportchefs dennoch ein schwacher Trost sein.

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