Horner & Domenciali: WM-Träume und böse Erinnerungen

, 24.11.2012

Die Teamchefs sind voll des Lobes für ihre Mannschaften, machen sich über Regen noch keine Gedanken und glauben, die WM-Situation schon zu kennen

Am Donnerstag saßen sich Sebastian Vettel und Fernando Alonso in der FIA-PK gegenüber, am Freitag nahmen ihre Bosse Christian Horner und Stefano Domenicali die Plätze der Fahrer ein. Beide Teamverantwortliche betonen, dass sie sich auf die eigene Aufgabe konzentrieren und erst am Ende des Tages nachrechnen wollen, ob es denn nun für ihre Farben gereicht hat. Von ihren Starpiloten schwärmen sowohl Horner als auch Domenicali in den höchsten Tönen.

Frage: "Stefano, laufen die Vorbereitungen nach Plan? Ihr habt doch sicher eine Strategie, einen Plan ausgearbeitet."

Stefano Domenciali: "Zunächst einmal: Am vergangenen Wochenende war Christians (Horner, Anm. d. Red.) Geburtstag und an diesem Wochenende ist der von Ross (Brawn, Anm. d. Red.). Also alles Gute, Ross! Wir müssen bei dem bleiben, was wir immer tun. Heute haben wir erledigt, was wir uns vorgenommen hatten. Wir wissen, dass dieses Wochenende eine Herausforderung für uns wird."

Für Ferrari ist Perfektion nicht genug

"Es gilt, das Maximum herauszuholen und das wird nicht genug sein, wollen wir die Fahrer-WM gewinnen. Wir müssen in das Rennen mit dem Anspruch gehen, perfekt zu sein. Dann sehen wir, was passiert. Aber das ist das einzige, was wir tun können und tun werden."

Frage: "Wie ist die Stimmung im Team?"

Domenciali: "Wir haben nichts zu verlieren, weil wir ohnehin schon zurückliegen - so ist die Stimmung. Wir müssen die Sache rational angehen. Wenn sich die Gelegenheit bietet, müssen wir versuchen, zur Stelle zu sein. Es ist nötig, darauf vorbereitet zu sein. Das ist der Geist, der im Moment im Team herrscht."

Frage: "Die Wetterprognose sieht nicht allzu gut aus. Spielt euch das in die Karten?"

Domenicali: "Das sage ich nachher. Im Voraus ist das immer schwierig. Es kann gut sein, weil es das Feld durcheinander würfelt. Aber das hängt davon ab, wie stark es regnet, wenn überhaupt. Es ist eine Sache mehr, die wir so gut es geht nutzen müssen."

Frage: "Christian, wie sind die Vorbereitungen verlaufen?"

Christian Horner: "Es war ein ziemlich normaler Freitag. Die Asphalttemperatur war sehr hoch, das war mit Sicherheit für alle Teams eine Herausforderung. Aber es war vernünftig. Wir sind mit unserem Programm durchgekommen - mit beiden Autos. Wir haben viele Informationen gesammelt, die wir heute Abend durchgehen werden. Wie relevant das für den Rest des Wochenendes sein wird, wissen wir erst, wenn wir morgen und allen voran am Sonntag aufwachen."

Alles wie immer - bei Red Bull

Frage: "Und wie ist bei euch die Stimmung im Team?"

Horner: "Fantastisch. Wir haben gerade den dritten Konstrukteurs-Titel eingefahren, da war die Stimmung noch nie so gut. Wir sind extrem konzentriert. Wir gehen dieses Rennen genauso an wie die anderen 19. Für uns geht es darum, an diesem Wochenende das Maximum aus uns, dem Auto und den Fahrern herauszuholen. Dann sehen wir, wo wir am Ende stehen. Aber sicher ist unsere Herangehensweise keine andere."

Frage: "Aber auf Regen könntet ihr doch verzichten, oder?"

Horner: "Am Ende ist es für alle das Gleiche. Wer auch immer die WM gewinnt, hat verschiedene Bedingungen, Kurse und Probleme gemeistert. Da könnte am Sonntag ein weiterer Faktor hinzukommen. Für uns ist nichts selbstverständlich außer, dass wir hier mit einer 13-Punkte-Führung ankommen. Wir wissen aus Erfahrung, wie schnell sich das ändern kann. Das haben wir 2010 in Abu Dhabi gesehen, als wir mehr als 13 Zähler zurücklagen. Unsere Aufmerksamkeit gilt dem Rennen, alles herauszuholen. Wenn die Zielflagge fällt, wissen wir, wo wir stehen."

Frage: "Stefano, Christian, was sind die Stärken eurer Fahrer und wie schätzt ihr den Gegner ein?"

Horner: "Ich spreche über meinen Piloten. Sebastian ist unglaublich gut gefahren in diesem Jahr. Es wäre zu einfach, zu sagen, er habe das beste Auto gehabt, weil es mehrmals nicht der Fall war. McLaren hatte einen sehr starken Wagen über die Saison hinweg, aber Sebastian hat nie aufgegeben, er hat gekämpft. Er kam mit über 40 Punkten Rückstand aus der Sommerpause."

Alonso, der Teambuilder

"Er hat hart gearbeitet und das Maximum herausgeholt. Er ist superb gefahren in dieser Saison. Er tritt gegen einen exzellenten Gegner an, der in Spitzenform ist und wir sehen zwei enorme Talente am Werk. Hoffentlich wird es am Sonntag ein aufregendes Rennen, aber ich kann gar nicht genug davon schwärmen, was Sebastian gegen tolle Kontrahenten für einen Job abgeliefert hat."

Domenicali: "Fernando hat aus meiner Sicht - bis jetzt - eines der stärksten Jahre seiner Karriere abgeliefert. Wir wussten am Anfang, dass unser Auto nicht eines der schnellsten ist. Ich würde sogar sagen, es war eher in der zweiten Hälfte der Startaufstellung. Er aber hat das Maximum herausgeholt. Er war in der Lage, große Siege zu holen zu einem Zeitpunkt, als sich der Wagen verbesserte. Er fuhr wirklich gut unter regnerischen Bedingungen, wenn es die Umstände erforderten."

"Mit dem Team hat er immer in dem Wissen zusammengearbeitet, dass es für uns alle eine prekäre Situation war. Über seine Fähigkeiten auf der Strecke hinaus war er in der Lage, in dieser schwierigen Zeit die Truppe zusammenzuhalten. Wer gewinnt, hat es verdient. Natürlich ist es der einzige Makel, dass er nicht in der Lage war, alle Rennen problemlos zu bestreiten, weil er zweimal abgeschossen worden ist - nicht sein Fehler, aber in einer so engen Situation im Titelkampf tut das weh."

Domenicali will nicht mit dem Schicksal hadern

"Nicht zurückschauen, nach vorne blicken. Ich bin mir sicher, Fernando wird das Maximum aus seinen Möglichkeiten machen. Alles aus dem Auto, das er besitzt, herausholen, mit einem Team, das hart und unter Hochdruck arbeitet. Darüber bin ich glücklich, weil das Team teilweise in der Lage war, unglaubliche Arbeit abzuliefern. Das Zusammengehörigkeitsgefühl war das Wichtigste. Es war das, was den Ausschlag gegeben hat. Darauf muss ich bestehen."

Frage: "Und Sebastian?"

Domenicali: "Ich halte es wie Christian, ich spreche über meinen Fahrer."

Frage: "Stefano, das letzte Rennen und Ferrari kann den Titel holen. Kannst du es mit 2008 und 2010 vergleichen?"

Domenicali: "Wir waren auch 2007 nahe dran. Es sind ganz unterschiedliche Gefühle. 2007 waren wir in einer Situation, die wir genauso angegangen sind wie dieses Rennen. Versuchen, das Beste herauszuholen in dem Wissen, dass der Gegner sehr stark sein würde. Das Rennen bot dann eine Situation, in der wir in der Lage waren, als Team sehr gut zu arbeiten. Dann, 2008, waren wir in der Lage, die Konstrukteurs-WM zu gewinnen. Felipe (Massa, Anm. d. Red.) war für 20 Sekunden Weltmeister."

Ähnliche Ausgangslage wie 2007

"Aber Hamilton hat das Rennen in einer Saison gemacht, in der wir den Titel verloren haben. Weil das Auto nicht verlässlich genug war, weil wir bei einigen Rennen Pech hatten. Und ich glaube in dieser Saison hat Felipe einen unglaublichen Job gemacht. Wir waren seinetwegen sehr enttäuscht, weil ich glaube, dass er es verdient hatte. Aber am Ende hat eben Lewis gewonnen. 2010 war frustrierend, weil wir wussten, wie wir mit der Situation umgehen mussten. Es war unser Fehler, dass es nicht geklappt hat."

"Wir haben Fernando nicht geholfen. Damals hatten wir nicht das beste Autos. Wir haben viele Rennen gewonnen, weil wir aus für Red Bull unglücklichen Situationen Kapital geschlagen haben. Das ist eine meiner bittersten Erinnerungen. Am Sonntag sind wir in einer anderen Ausgangsposition. Wir können nicht zurückschauen. Was auch immer das Ergebnis sein wird, wir müssen es akzeptieren. Mental sind wir eher in der Situation, in der wir 2007 waren."

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