Hülkenberg: Dem Sieg nahe - Hamilton auch

, 25.11.2012

Viele Führungsrunden, zwei Fehler und eine Strafe: Nico Hülkenberg verpasst beim Saisonfinale in Interlagos einen möglichen Sensationssieg

Nico Hülkenberg hätte sich sensationell mit einem Sieg von Force India verabschieden können, doch der Emmericher verlor beim Formel-1-Finale in Brasilien aufgrund einer Kollision mit Lewis Hamilton in Runde 55 alle Chancen. Der junge Deutsche, der in der kommenden Saison für Sauber antreten wird, hatte bis dorthin eine bärenstarke Leistung gezeigt und den letzten Grand Prix des Jahres über 30 Runden angeführt - mehr Führungsrunden markierte in Brasilien keiner.

"Das Auto war harmonisch ausbalanciert. Das habe ich genutzt", berichtet Hülkenberg von seiner unglaublichen Fahrt, die ihn in Runde 18 an den bis dorthin führenden McLaren-Piloten Jenson Button und Lewis Hamilton vorbei geführt hatte. "Natürlich hat man den Sieg im Kopf. Wenn man in Führung liegt, dann hat man eine Chance. Ich habe in der Phase immer gebetet, dass es keinen weiteren Regen gibt und auch bitte kein Safety-Car. Beides kam aber. Beides hat uns nicht gerade geholfen."

"Bei der ersten Safety-Car-Phase habe ich mich gefragt, warum, es überhaupt herausfuhr. Ich habe immer nach einem gestrandeten Auto gesucht, habe mich gefragt: 'Wo ist den hier ein Unfall?' Irgendwann habe ich erfahren, dass es wegen einige Teile auf der Strecke war", meint der Force-India-Pilot. "Ich weiß nicht, ob es auch mit gelben Flaggen machbar gewesen wäre. Ich glaube aber nicht, dass es in einem Rennen die nötigen zehn bis 15 Sekunden ohne Verkehr gibt, um so etwas zu bereinigen."

Safety-Car nur für die Show?

"Ich bin sehr enttäuscht", meint Sportdirektor Robert Fernley. "Ich möchte mal die Frage stellen, ob das Safety-Car wirklich sein musste. Klar, da waren Trümmerteile auf der Strecke, aber die hätte man auch mit doppelt geschwenkten Flaggen einsammeln können. Sind wir hier bei der NSACAR oder bei der Formel 1?" Der Brite bezieht eindeutig Stellung: "Ich glaube, das Safety-Car kam eher aus Showgründen als aus Gründen der Sicherheit."

Allzu schmerzhaft war jene Phase ab Runde 23 für Hülkenberg allerdings nicht. Gemeinsam mit seinem Siegrivalen Button nutzte er die Gelegenheit zum Reifenwechsel. Die beiden verloren dabei ihre Positionen nicht. Der Deutsche setzte seine sensationelle Fahrt unbeeindruckt fort. Er konnte sich sogar von den McLaren lösen. Allerdings war es Hamilton, der nach 48 Runden wieder im Großformat im Rückspiegel des Force India zu sehen war. Ein Runde später war der Brite vorbei und wieder in Führung.

"Oben auf dem Hügel habe ich vor Kurve sieben den weißen Randstreifen leicht berührt. Dabei bin ich weggerutscht", schildert Hülkenberg jene Situation, die Hamilton ein Überholmanöver ermöglichte. Mit Wut im Bauch wollte Hülkenberg zurück an die Spitze stürmen. Sieben Runden lang jagte er den Weltmeister von 2008, bis sich plötzlich in der ersten Kurve eine Gelegenheit bot - eine Chance, die Hülkenberg nutzen wollte. Eine Szene, die gleich bei zwei Fahrern alle Siegträume platzen ließ, denn der Deutsche räumte den Briten ab.

"So etwas passiert, wenn man gegen weniger erfahrene Piloten kämpfen muss", sagt Hamilton voller Enttäuschung. Der 27-Jährige wollte sich mit seinem Sieg von McLaren verabschieden, fiel aber wegen der Kollision aus. Hamilton reagierte zunächst äußerst giftig. "Der Kerl hat sich nicht einmal entschuldigt. Das sagt doch wohl alles", so der Brite. Kurz nach Rennende tauchte Hülkenberg jedoch in der McLaren-Hospitality auf, um ein klärendes Gespräch zu führen.

Strafe gerechtfertigt?

"Es war eine unglückliche Situation. Ich habe mit Lewis gekämpft und dort waren Timo und Heikki, die ebenfalls in der ersten Kurve im Clinch lagen", schildert Hülkenberg. "Ich schätze, dass Lewis wegen Heikki etwas der nötige Platz ausging. Er war vielleicht etwas irritiert. Ich habe mich entschieden, in Kurve eins innen hineinzustechen, musste dafür auf der etwas feuchten Linie anbremsen. Dabei ist mir leider das Heck ausgebrochen und wir sind unglücklicherweise kollidiert."

Wegen des Verursachens einer Kollision musste Hülkenberg zu einer Durchfahrtsstrafe antreten. Diese warf ihn weit zurück. "Wenn man sich den Unfall so anschaut, dann ist das etwas, was im Rennsport eben mal passiert. Wenn er etwas weiter außen bleibt und ich mein Heck nicht verliere, dann ist alles in Ordnung. Dann wäre es ein ganz sauberes Manöver gewesen. So, wie es jetzt lief, war es allerdings für uns beide schlecht."

"Für Lewis war das Rennen leider beendet, gleichzeitig konnte ich zunächst als Zweiter weiterfahren. In gewisser Weise kann ich die Strafe nachvollziehen", gibt der Emmericher offen zu. Sein Sportdirektor ist jedoch anderer Meinung. "Ich bin nicht ganz einverstanden. Die Strafe war zu hart", sagt Fernley. "Der Caterham hat trotz blauer Flaggen nicht richtig Platz gemacht und Lewis damit in Bedrängnis gebracht. Dadurch ergab sich erst die Möglichkeit für Nico, innen hineinzustechen."

"Natürlich habe ich die Teambrille auf, aber ich fand die Strafe sehr hart. Man hätte vielleicht nach dem Rennen über eine Strafe beraten können", erklärt der enttäuschte Brite. "Ich bin nicht zu sehr enttäuscht. Platz fünf ist auch ein gutes Ergebnis", fasst Hülkenberg zusammen. "Ich habe in diesem Rennen einiges gelernt, was mir in Zukunft sehr helfen wird. Meine ersten Führungskilometer, mein Kampf mit den Top-Fahrern - da war schon einiges los im Rennen. Ich bin stolz auf unsere Darbietung. Der Unfall mit Lewis bleibt als Makel, es war nicht perfekt, aber ich bin dennoch zufrieden."

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