Nach Bianchi: Sotschi-Verantwortliche warnen vor Aktionismus

, 08.10.2014

Die Sotschi-Verantwortlichen glauben auch nach dem Bianchi-Unglück an ihr Sicherheitskonzept und wollen nichts übereilen, sehen aber langfristig Potenzial

Die Formel 1 ist seit dem folgenschweren Crash von Jules Bianchi zwischen Schockstarre und Aktionismus hin und hergerissen: Während sich einige Vertreter nach dem Unglück tief betroffen zeigten, fordern andere rasche Konsequenzen. Der Automobil-Weltverband FIA, der eine Untersuchung eingeleitet hat, sowie Interessensvertreter wie GPDA-Direktor Alex Wurz, der erst seit wenigen Tagen Chef der Fahrergewerkschaft ist, warnen allerdings vor vorschnellen Reaktionen: Zuerst müssen die Ereignisse von Suzuka lückenlos aufgeklärt werden, erst dann könne man über mögliche Konsequenzen und Verbesserungen nachdenken.

Ähnlich sieht dies auch Richard Cregan, Berater des Grand Prix von Russland, wo an diesem Wochenende in Sotschi der nächste WM-Lauf über die Bühne gehen wird. Er kündigt an, dass man in Sotschi davon absehen wird, aus Panik irgendwelche Änderungen zu machen. "Wir haben alles getan, was verlangt wurde - und in manchen Bereichen ein bisschen mehr", stellt er gegenüber 'Autosort' klar, dass man die Auflagen der FIA erfüllt hat.

Der Unfall zeige, dass man sich mit Sicherheit nie zufrieden geben dürfe, wichtig sei es aber nun, "daraus zu lernen und keine voreiligen Schlüsse zu ziehen - das ist der Schlüssel." Man wolle sicherstellen, dass man im Vorfeld des Rennens alles getan habe, um einen sicheren Ablauf zu gewährleisten.

Erst danach könne man über weitere Schritte für die Zukunft nachdenken. "Man muss versuchen, Szenarien zusammenzustellen, wo die Leute sagen: 'Das kann niemals passieren'. Denn alles kann passieren", spielt er auf die unglücklichen Umstände von Bianchis Unfall an. Der Marussia-Pilot kam bei Regen trotz doppelter geschwenkter gelber Flaggen von der Strecke ab und krachte mit voller Wucht in ein Bergungsfahrzeug, das gerade den Boliden des eine Runde davor an selber Stelle abgeflogenen Adrian Sutil aus der Gefahrenzone brachte. Der Franzose erlitt dabei schwere Kopfverletzungen und ringt um sein Leben.

"Man darf niemals nie sagen, denn wenn alles zusammenkommt, dann kann so etwas leider passieren", warnt Cregan. Und unterstreicht, wie wichtig es ist, dass die Streckenposten und das Ärztepersonal perfekt ausgebildet sind.

Langfristig hinterfragt er, ob es notwendig sei, dass Bergungsfahrzeuge in den Auslaufzonen unterwegs sind: "Mit so einem robusten Fahrzeug sorgt man für ein gefährliches Element, und wir müssen uns überlegen, wie wir das wenn möglich verhindern können. Wenn Kräne eine Alternative wären - wie das in Monaco der Fall ist -, dann sollten wir uns das ansehen. Wir müssen uns weiter verbessern."

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