Schumacher verabschiedet sich: "Thank you"

, 25.11.2012

Vor dem Start zu seinem letzten Grand Prix dreht Michael Schumacher eine Ehrenrunde - Menschlich hat der Deutsche bei seinem Comeback viel gelernt

Formel-1-Rekordweltmeister Michael Schumacher hat sich bei seinem letzten Rennen in Sao Paulo mit einer ganz besonderen Geste von seinen Fans verabschiedet. Die Warmup-Runde bestritt der Kerpener mit einer großen Fahne in der Hand, auf der in großen Lettern "Thank you" (Dankeschön) stand. Über den Bordfunk bedankte er sich bei seinem Team, ins 'RTL'-Mikrofon sagte er bewegt: "Danke für all die schönen Momente, das Leben einer Passion."

Nach drei Jahren Pause entschied sich Schumacher zu einem Comeback in der Formel 1. Nun geht die einzigartige Karriere des Rekordweltmeisters zu Ende. Die drei Jahre mit Mercedes sind nicht so erfolgreich gelaufen, wie sich viele erwartet hatten. Schumacher eroberte eine Pole-Position und schaffte es einmal auf das Podest. Damit war er der älteste Fahrer seit Jack Brabham 1970 unter den Top 3. In diesen drei Jahren mit Mercedes präsentierte sich "Schumi" anders. Er war viel lockerer, offener und hatte immer ein Lächeln auf den Lippen.

Für ihn als Mensch war die Erfahrung dieser drei Jahre sehr wichtig. "Das Wort Demut ist glaube ich passend. Dem bin ich ziemlich nahe gekommen und ich habe viel für mich gelernt. Ich musste Kritik einstecken und noch intensiver lernen, wie es ist zu verlieren. Daran bin ich gewachsen", sagt Schumacher bei 'RTL'. "Es gab schon Momente, wo man der Meinung war: 'Kann er es überhaupt noch?'. Ich habe aber oft genug gezeigt, dass ich immer noch in der Lage bin mit der Weltspitze absolut mitzufahren." Sportlich gesehen war es enttäuschend. "Wenig erfolgreich. Ansprüche hatten wir andere."

"Natürlich hätte eine weitere Meisterschaft viel Positives mitgebracht, keine Frage. Die Zeit und die Energie noch einmal zu finden, das war mir nicht mehr möglich." Vor dem Start zu seinem letzten Rennen drehte Schumacher mit einer Fahne eine Ehrenrunde für die Fans. Er hat sich zuletzt auch von seiner emotionalen Seite gezeigt. "Ich habe Menschen kennengelernt, mit denen ich mich ausgetauscht habe. Das wäre früher wahrscheinlich gar nicht möglich gewesen, weil ich zu sehr fokussiert war."

"Ich habe festgestellt, dass ich fokussiert sein kann, aber auch gleichzeitig die Scheuklappen ablegen und das Leben genießen kann", spricht Schumacher bei 'Sky' die menschliche Wandlung an. "Das war eine schöne Erfahrung und sicher auch Grund für die eine oder andere Niederlage. Als Mensch bin ich sicherlich gewachsen." Nach über 300 Rennen hängt der 91-fache Grand-Prix-Sieger endgültig den Helm an den Nagel. Der Stress und die Belastung der Königsklasse gehört für ihn dann der Vergangenheit an.

"Diese Freiheit, nicht jede Sekunde daran denken zu müssen. Auch das wurde mir damals zu viel und wo ich mich darauf gefreut habe, dass das nicht mehr der Fall war. Ich habe es auch sehr genossen. Ich bin ein aktiver Mensch. Ich werde mir immer wieder Felder suchen, in denen ich mich verwirklichen kann. Es ist aber auch klar, dass ich nach Brasilien daheim nicht plötzlich arbeitslos bin und nichts tue."

"Wenn es um das Thema Formel 1 geht, dann wird es sicher immer etwas geben, dass an mich erinnern wird. Es wäre auch schade, wenn dem nicht so wäre, nachdem ich über 20 Jahre hier war und einige Statistiken aufgestellt habe." Noch muss Schumacher 71 lange Runden absolvieren. Von Startplatz 13 will er zum Abschluss noch ein gutes Ergebnis holen. "Wir sind jetzt nicht in der Position, um im letzten Rennen für ein Feuerwerk zu sorgen", sieht es Schumacher bei 'Syk Sports F1' realistisch.

Danke an die Fans

"Natürlich würde ich es gerne tun. Regen wäre natürlich sehr willkommen. Für mich war das Comeback eine Freude und ich habe es die meiste Zeit genossen. Natürlich war es nicht so erfolgreich, wie wir das gerne gehabt hätten. Ich habe für das Leben viel gelernt, worüber ich sehr dankbar bin. Jetzt ist die Zeit gekommen, um wieder in das Leben zurückzukehren, dass ich schon immer abseits der Formel 1 geführt habe."

"Brasilien ist schon meine zweite Erfahrung einen Abschied hier zu feiern. Ich gehe davon aus, dass der Sonntagabend recht feucht und fröhlich werden wird. Der Montagmorgen wird dann eher schwierig. Es steht dann die Rückreise an und ich kann dann im Flieger ausspannen."

Abschließend bedankt sich Schumacher bei all seinen Fans: "Dankeschön für all die schöne Zeit, die Freude, die ich am Rennsport gehabt habe und die ich hoffentlich auch dem einen oder anderen Zuschauer in all den Jahren bereiten konnte. Das ist das Schöne an diesem Sport, dass man sich selbst begeistern kann und auch das Gefühl hat, andere Menschen in den Bann zu ziehen. Das hat sehr viel Spaß gemacht."

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