Vettel chancenlos: Mit einem Holzknüppel im Schusswechsel

, 24.08.2014

Sebastian Vettel kommt beim Sieg seines Teamkollegen Daniel Ricciardo in Belgien nur auf Rang fünf: "Auto war unberechenbar wie im Training"

Nach dem Qualifying zum Grand Prix von Belgien sah es so aus, als könnte Sebastian Vettel der lachende Dritte sein, wenn sich die Mercedes-Piloten an der Spitze nicht einigen können. Die Silberpfeile kollidierten im Rennen in Spa-Francorchamps tatsächlich, aber nicht Vettel profitierte und siegte, sondern ausgerechnet sein Red-Bull-Teamkollege Daniel Ricciardo. Der amtierende Champion konnte das Tempo des Australiers nicht mitgehen und kam auf Rang fünf ins Ziel.

"Das Auto war genauso unberechenbar wie im trockenen Training. Im Regen dachten wir, wir könnten das Ruder noch irgendwie herumreißen, aber es stand außer Diskussion, dass ich heute da vorne mithalte", so Vettel voller Enttäuschung nach dem Grand Prix. Der Red Bull RB10 von Ricciardo funktionierte prächtig, jener des Champions mal wieder nicht. "Der Abstand ist zu groß. Ich kann es mir nicht erklären. Ich denke nicht, dass für mich heute mehr drin lag."

"Irgendetwas stimmte mit dem Auto nicht, das war nicht Sebastians Fehler. Er konnte schon am Freitag nicht fahren und kam dann oben auf dem Hügel von der Strecke ab. Vielleicht war da etwas kaputt, das müssen wir untersuchen", erklärt Red-Bull-Teamchef Christian Horner. Vettel wirft dem Team in der Öffentlichkeit nichts vor, wird aber intern nicht immer lächelnd agieren. "Irgendwo muss der Frust schließlich raus", so Formel-1-Experte Marc Surer.

"Sebastian Vettel hat sich hervorragend verhalten, gratuliert seinem Teamkollegen und sagt, dass er schneller war. Aber intern klingt das oft ganz anders", sagt Surer. "Da predigt man gegen die Kamera nach außen heile Welt und innen drin sagt man: 'Was ist denn das für eine Kiste, die ich da heute fahren musste? Die ging überhaupt nicht, was habt ihr da bei Ricciardo alles anders gemacht?' So klingt das dann intern - und ich glaube, das passiert."

Warum war Vettels Waffe so stumpf?

Für die Fans bot Vettel am Sonntag eine gute Show. Beim Start zog er an Polemann Nico Rosberg vorbei, übte dann Druck auf den führenden Mercedes von Lewis Hamilton aus. "Ich habe versucht, die Führung zu übernehmen, aber die Reifen waren noch zu kalt und ich bin geradeaus geschossen. In der zweiten Runde hat es bei den Mercedes geknallt und es war Hoffnung da. Aber der Speed war nicht da. Das war mir nach zwei Runden klar."

Im teaminternen Duell machte Ricciardo in der sechsten Runde kurzen Prozess. "Ich kam etwas weit hinaus, er konnte dann vorbei. Es wäre ohnehin nur eine Frage der Zeit gewesen. Vielleicht hätte ich heute sonst noch einen schönen Funkspruch bekommen, den ich mir so erspart habe", schmunzelt Vettel, dem eigentlich nicht sonderlich nach Späßen zumute war. Ein wenig Freude bereitete ihm am Ende des Rennens ein heißer Kampf gegen Fernando Alonso (Ferrari) und die beiden McLarens von Jenson Button und Kevin Magnussen.

"Es war sicher unterhaltsam", so der Heppenheimer, der sich aus dem Vierkampf als Sieger hervorarbeitete - dank frischerer Pneus. "Wir hatten einen netten Kampf. Alonso und Magnussen hatten nicht ganz so frische Reifen, deshalb sind Jenson und ich schnell herangekommen. Es war unterhaltsam, jeder hat gegen jeden gekämpft und man hat sich immer wieder gegenseitig etwas von der Strecke gedrückt. So ist es. Wir kämpfen hart, manchmal vielleicht auch ein wenig zu hart."

Dieser kleine Erfolg im Kampf um Platz fünf konnte den amtierenden Weltmeister jedoch nicht nachhaltig fröhlich stimmen. Zu tief sitzt der Frust über den lahmen RB10. "Man schickt mich an die Front, wo scharf geschossen wird. Ich komme mir vor, als stünde ich dort mit einem Holzknüppel. Der Kampf ist dann nicht so berauschend. So schlecht das Bild momentan erscheint, so schlecht kann man gar nicht fahren. Es ist der Wurm drin. Ich bin immer bereit, eigene Fehler zuzugeben, wie heute den kleinen Schlenker, aber der hat den Kohl nicht fett gemacht."

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